Blutsbande

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Es war ein instinktiver Impuls, der Sasuke eine Ahnung bescherte, dass es keine Falle für Naruto war, sondern für ihn. Was bezweckte er damit Sakura zu entführen? Wie konnte er von seinem inneren Konflikt bezüglich dieses Mädchens wissen? Sasuke selbst war sich dieser lästigen Gefühle lange kaum bewusst gewesen. Und auch jetzt noch wusste er nicht, warum er Sakura unbedingt retten wollte. Was ihn dazu trieb?

Die Bäume flogen nur so an ihm vorbei, während er nachdenklich an seinen Bruder dachte und an ihre gemeinsame Vergangenheit. Die unermessliche Liebe, die Itachi ihm einst gegenüber gezeigt hatte, war an jenem Tag erloschen, der sein Leben für immer aus den Fugen reißen sollte. Seit diesem schicksalshaften Tag war nichts mehr, wie es war. Er war ein anderer geworden, genau wie Itachi.

Nach der Ermordung seines Clans und des Verrats Itachis veränderte sich Sasuke jedoch auf eine Weise, die für ein unbeschwertes Heranwachsen nicht förderlich war. Getrieben von der Trauer um seine Familie und dem Hass, den Itachis Verhalten in ihm hervorgerufen hatte, steigerte sich sein Ehrgeiz in einem ungesunden Maße, das gleichzeitig den wunden Punkt bei ihm hervorrief, sich im Falle einer verspürten Unterlegenheit betroffen zu fühlen oder aggressiv zu reagieren. Seinem Bruder nachzueifern war nicht mehr ein kindlicher Wunsch, sondern ein ihn rund um die Uhr ausfüllendes Verlangen, das darin resultieren sollte, stärker als Itachi zu werden und ihn zu töten, was seinen Charakter in Form von Rachsucht prägte. Außerdem zeichnete ihn seitdem ein großes Misstrauen gegenüber anderen Menschen aus, das letztlich aus ihm einen verschlossenen und unnahbaren Jungen machte, auch, weil er das Gefühl hatte, als wäre er anders als andere in seinem Alter und von Natur aus schon von ihnen isoliert.

Sasuke verspürte einen unbändigen Hass auf die ungerechte Welt und vor allem Hass auf sich selbst.

Warum war er zu schwach gewesen seine Familie zu retten? Diese Frage gequälte ihn seit je her.

Nun kam Sasuke ein bestimmter Satz in den Sinn, den Itachi ihm einst, als Kind gesagt hatte.

,,Ich werde immer für dich da sein, auch wenn ich nur ein Hindernis für dich bin, dass es zu überwinden gilt, du und ich müssen zusammen leben, auch wenn es bedeutet, einander zu hassen, das ist ... wofür große Brüder da sind ... "

Unwillkürlich verkrampften sich seine Finger. Lächerlich, dachte sich Sasuke stumm. Itachi hatte ihm an diesem Tag alles genommen, wofür es sich zu leben lohnte. Sein einziges Ziel im Leben war es geworden, seinen Bruder zu töten. Freundschaft und Zuneigung waren nur leere Worte für ihn, denn auch diese Gefühle verblassten nach einiger Zeit irgendwann. Daran glaubte Sasuke zumindest, aber diese Emotionen hinterließen Narben, die man nie wieder loswurde. So wie dieses seltsame Gefühl jetzt.

Erneut begannen Itachis banale Worte in seinem Kopf wieder zu hallen, wie ein verfluchtes Echo.

,,Du bist schwach... Warum bist du schwach...? Es ist, weil dir... ...Hass fehlt...."

Krampfhaft ballte Sasuke die Fäuste, sodass seine Adern hervortraten. Nun war der Hass neu entflammt, aber irgendwie auch nicht. Irgendetwas hielt den Hass, den er so dringend benötigte, um Itachi zu töten immer noch unter der Oberfläche. Es brodelte zwar, aber es kam nicht zum Ausbruch.

Konnte der Grund wirklich Sakura sein?

Verdammt! Zähneknirschend ballte er seine Hand abermals zur Faust. War Sakura seine wahre Schwäche, die er sich nicht eingestehen wollte? War es ein Fehler gewesen Naruto nicht zu töten? Gab es dieses Band zwischen den dreien noch immer? Auch nach all den Jahren?

All diese dummen Fragen auf die Sasuke einfach keine Antwort fand. Endlich verspürte er das Chakra seines Bruders, automatisch aktivierte sich sein Sharingan. Es war eindeutig eine Falle ansonsten hätte sich Itachi von ihm nicht so leicht aufspüren lassen. Einen Moment hielt Sasuke inne, um sich die Umgebung anzusehen. Ein dicht bewachsener Wald mit einigen Felswänden, die kaum Möglichkeiten boten sich zu verstecken. In der Ferne hörte er das plätschern eines Baches. Leises Vogelgezwitscher hüllte den Wald ein. Entschlossen setzte er sich in Bewegung, auf die einzige Öffnung in der Felswand zu. Sie war eng und Sasuke musste sich dünn machen, um nicht an eine der messerscharfen Spitzen hängen zu bleiben. Kleine Wassertropfen fielen von der Decke herab, um am Boden zu zerspringen. Die Dunkelheit in der beengten Höhle störte ihn nicht. Geschickt tastete er sich voran auf einen immer heller werdenden Punkt zu. Auf einmal beschleunigte sich sein Puls, ob wegen des Aufeinandertreffens mit seinem Bruder oder ihr, wusste er nicht.

In deinem Bann/SasuSaku Story Part Eins Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt