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Taehyung P.O.V

Sofort nachdem ich die Tür hinter mir zugezogen hatte legte ich mein Ohr an diese um zu hören was Jin - und vor Allem Jungkook - zu sagen hatte.

Entweder sie redeten sehr leise oder schwiegen sich an, ich hörte nämlich keinen einzigen Mucks hinter der Tür.

Ich seufzte und machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer.

Kurz bevor ich eintrat atmete ich einmal tief durch und grinste vor mich hin.

Ja, ich wollte nicht, dass die anderen sich Sorgen um mich machten, wenn ich nicht lachte.
Deshalb tat ich es so gut wie immer.

Als ich dann endlich im Wohnzimmer stand sah ich Jimin und Yoongi, die sich keines Blickes würdigten.

"Hey, was ist denn los mit euch zwei Dampfnudeln?"

Yoongi sah mich mit einem Blick an, der mich hätte töten können.
So kam es mir zumindest vor.

"Habt ihr Streit? Wie wäre es wenn wir einfach zusam-"

"Halt den Mund Taehyung, deine gute Laune geht mir auf den Sack"
Yoongi hatte mich unterbrochen.
Ich blickte ihn etwas verwirrt an und ohne noch ein Wort zu sagen verließ ich das Zimmer.

Mein Lächeln verschwand sofort von meinen Lippen.

Aber er hat Recht.

Ich überlegte was ich tun könnte und ging dann in die Küche.

Essen!

Eigentlich hasste ich es.

Aber ich hatte Hunger.
Eigentlich nur Appetit.
Nein noch nicht einmal, mir war bloß langweilig und essen konnte nicht schaden.

Das denke ich vorher immer wieder und im Nachhinein stellt es sich als großer Fehler heraus.

Das einzige, was ich danach fühlte war purer Hass.

Trotzdem tat ich es immer wieder.
Auch heute.

Ich schaute in die Küche und ging hinein.

Ich wusste, dass Jin nicht da war, da er mit Jungkook redete, trotzdem wollte ich auf Nummer sicher gehen um nicht erwischt zu werden.
Das wäre mir zu peinlich.

Als ich eingetreten war, schloss ich die Tür hinter mir wieder und lehnte mich mit meinem Rücken dagegen.

"Bitte tus nicht...",
Flehte ich mich leise an, doch natürlich hörte ich nicht auf mich.
Wie in Trance stolperte ich durch die gesamte Küche um nach etwas essbarem zu suchen.

Brot, Marmelade, Nudeln...
Mir war ALLES recht.

Ich riss die Packungen auf und stopfte alles in mich hinein.
Alles schmeckte wie Watte, ohne Geschmack, nur Mittel zum Zweck.

Als ich wieder zu mir kam, sah ich um mich.
Überall leere Gläser, Tüten und Kartons.
Ich schämte mich, während ich sie in Windeseile wegräumte und danach die Küche Tür öffnete.

Es war genauso leise wie vorher.

Ich war widerlich!
Ich wusste, ich könnte meinen Hyungs und Jungkook nicht unter die Augen treten, wenn ich nicht irgendetwas unternehmen würde was meinen Körper gut fühlen ließ.

Nicht mich, ich hasste es.
Ich hasste den exzessiven Sport danach, das tagelange Hungern danach...

... Das Erbrechen.

Ich schluckte schwer als ich die Türklinke des Badezimmers herunterdrückte und es betrat.

Ich schloss die Tür hinter mir und schloss ab, erst dann machte ich das Licht an.

Ich kniete mich sofort auf den Boden, um nicht in den Spiegel sehen zu müssen.

Ich rief mir meinen Traum von heute Nacht wieder ins Gedächtnis.

Diät.

Jungkook war auf Diät.
Auch wenn ich fand, dass er das garnicht nötig hatte aber das war ja nicht einmal sein eigener Wunsch sondern der unseres Managers.

Ich schüttelte meinen Kopf und beugte mich über die Toilettenschüssel.
Bevor ich klarer denken konnte steckte ich mir den Zeige- und Mittelfinger in den Hals, so tief bis ich würgen musste.

Ich wollte aufhören, doch ich konnte keinen Rückzieher machen.
Nicht mehr.

Also würgte ich mehr und unter enormen Schmerzen spürte ich bereits meinen Mageninhalt, der meine Speiseröhre hinaufkroch.

Heiße Tränen liefen aus meinen Augen heraus über meine Wangen.
Dabei war noch nichts draußen!

Mein Magen krampfte sich zusammen und Sekunden später übergab ich mich, hörte aber nicht auf sondern rammte meine Finger nur noch tiefer in meinen Rachen um alles aus meinem Bauch zu verbannen.

Das führte ich solange weiter, bis ich nur noch Blut und Galle spuckte.

Ich richtete mich zitternd auf und spülte ab, danach ging ich doch zum Spiegel, nur um mich noch mehr runter zu machen.

Ich sah wirklich fürchterlich aus.
Meine Augen waren unterlaufen und ich konnte sie kaum offen halten.

Mein ganzer Körper zitterte unter der Anspannung und mein Hals brannte wie Feuer.

Ich drehte das Wasser auf und wusch mein Gesicht, danach richtete ich meine Haare.

Ich gefiel mir nicht.

Warum hasste ich mich so sehr?

Ich musste mehr Sport machen, dann würde ich meinen Körper vielleicht akzeptieren...

Das würde ich sowieso nicht mehr können...

Aus einem ganz bestimmten Grund:
Ich würde nie wieder gut aussehen.

Mein Bauch war noch aufgebläht, meine Wangen tränennass und seit langem hatte ich wieder 'Zombieaugen' wie ich sie liebevoll nannte.

Wenn ich mich zu sehr anstrengte beim übergeben bildeten sich diese widerlichen gelb-lila Flecken in meinen Augen und ich war froh, dass die anderen es entweder nicht bemerkten oder es ignorierten.

Außerdem gab es da noch einen anderen Grund.
Ich hatte Risse.
Ich konnte den Namen einfach nicht aussprechen.
Schnitte.

Da ich mir nicht mehr anders zu helfen wusste sah ich zögernd nach links zu einem Schrank und griff in mehrere Schubladen, bevor ich das fand was ich suchte.

Ich nahm es und hielt es so gegen das Licht, dass es metallisch aufblitzte.
Eine Rasierklinge.

Ich zog meine Hose aus und setzte an meinem Oberschenkel an.

Es würde keinen Interessieren, wenn ich in langer Hose rumlaufen würde, das tat ich sowieso.

Ich lächelte leicht, als ich die Klinge ansetzte.

Ich hatte im Internet gelesen, dass man dabei manchmal in einen tranceartigen Zustand verfallen würde oder eine Stimme im Kopf hat, aber ich fühlte nichts dergleichen.
Ich tat das einzig für mich.

Ich lächelte noch mehr als ich das Blut sah, dass aus den Wunden heraustrat.
Es floss an meinem Bein herunter und tropfte auf den Boden.

Ich dachte wieder an Jungkook.
An meinen besten Freund und stellte mir die Frage, die ich mir oft stellte, wenn ich wieder zur Klinge gegriffen hatte.

Warum war ich Ich??

Mic Drop - forever young (BTS / NamJin / YoonMin FF) Where stories live. Discover now