Senna Quince | Geboren um zu töten

Senna Quince | Kapitel 4

Ein Jahr später 

Wie jeden morgen, ehe ich zur Akademie ging, lag ich am Strand und genoss die Geräusche der See. 

Es war nun genau ein Jahr her, als ich als Gewinnerin des Test auserkoren wurden war und somit in die Hungerspiele ziehen durfte.

Doch Reeta hatte mir einen Strich durch die Rechnung gemacht und damit teuer bezahlt.

Finnick hatte sein versprechen eingehalten, sogar besser, als ich es erwartet hatte. 

In der Sekunde, in der die Tribute los sprinten durften, hatte er seine Füße schneller voreinander gesetzt, als ich es je gesehen hatte. Sein Blick auf den Dreizack gerichtet, der nur für ihn in der Arena war. 

Die anderen Karrieros hatten es ihn gleich getan, darunter natürlich auch Reeta. Doch ehe sie wusste, was passiert, hatte Finnick sie auch schon angegriffen.

Sie war die erste gewesen, die gefallen war. 

Fast schon eine Schande für ihre Familie, zumindest wenn sie in Distrikt Eins oder Zwei gelebt hätte.

Ich im Gegenzug hatte meinen Teil eingehalten und mich um seinen Freund Maze gekümmert. Er war sogar auf der Akademie, hatte jedoch nur noch seine Großmutter, die nicht mehr wirklich ansprechbar war. Es war leicht gewesen Maze zu mögen. Am Anfang hatte er sich die meiste Zeit nur sorgen um Finnick gemacht, aber wie ich den anderen Jungen versprochen hatte, hatte ich ihm gezeigt, was das Leben zu bieten hatte. Irgendwann hatte er wieder gelächelt und als Finnick gewonnen hatte, lag er mir lachend in den Armen. 

Jeden in der Akademie war klar, dass Reetas Tod auf meine Kappe ging. Manche respektierten mich sogar für diese Kaltherzigkeit, die meisten aber hatten nur Angst vor mir. 

So auch Marxs und Felt. Das interessante daran war, dass es mich nicht wirklich interessierte. 

Ich brauchte keinen von ihnen. War ohne ihnen sogar besser dran. 

Finnick und mich verband unser dunkles Abkommen. Wann immer er im Distrikt war und nicht ins Kapitol gerufen wurde, trafen wir uns. 

Er erzählte mir auch, was er tun musste. Die meisten dachte, er wäre arrogant geworden, da er sich nur noch mit den Reichen von Panem herumtrieb. Niemand kam auf die Idee, dass er dazu gezwungen wurde. Jeder wollte einen Teil von dem gutaussehenden Sieger aus Distrikt Vier ab haben. 

Etwas, wie er meinte, auf das ich mich auch vorbereiten musste, wenn ich wirklich in die Spiele wollte und gewinnen. 

„Bist du eingeschlafen?“, fragte mich auf einmal eine Stimme und ich konnte das Grinsen in Maze Gesicht richtig vor meinen geschlossenen Augen sehen.

Ich blinzelte zu ihm auf. Auch er war im letzten Jahr zu meinem Freund geworden. Mehr als die beiden brauchte ich nicht. Alle anderen waren mir komplett egal geworden.

„Ich genieße nur die Sonne.“, gestand ich.

„Genieß später weiter. Ich will in die Akademie.“, meinte er hibbelig und ich grinste. 

Maze hatte, trotz seiner gerade mal fünfzehn Jahre, ebenfalls an den gestrigen Test teil genommen. Genau wie ich natürlich wieder. 

Ich wusste, dass ich wieder beste sein würde und dieses Jahr würde keiner wagen, mir meinen Platz streitig zu machen. Sie alle haben gesehen, dass sie damit nicht weit kommen werden.

„Ist ja gut. Dann lass uns schauen gehen.“, gab ich nach und stand langsam auf. 

Gemeinsam gingen wir zur Akademie und es war ein etwas seltsames Gefühl. Fast war es wie vor einem Jahr und doch so komplett anders.