Senna Quince | Kapitel 7

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Der Zug war atemberaubend. 

Maze und ich drehten uns immer wieder im Kreis, um alles in uns aufnehmen, ehe Finnicks Lachen unsere Blicke zu ihm zog. 

„Wenn ihr so weiter macht, wird euch noch Schwindlig.“; meinte er kopfschüttelnd und breit grinsend. 

Zwei Sekunden später bekam er jedoch eine Kopfnuss, von einer älteren Dame, die ich bis dahin noch gar nicht gesehen hatte. 

„Und wenn ich mich recht erinnere, warst du so begeistert, dass du dir schon hier im Zug fast das Genick gebrochen hättest, weil du nicht schnell genug zum essen kommen konntest.“, konterte sie schmunzelnd worauf Finnick ihr die Zunge heraus streckte. 

„Mags. Es ist schön dich kennen zu lernen.“, meinte ich ehrwürdig und konnte es mir gerade so verkneifen nicht vor ihr auf die Knie zu fallen. 

Mags hatte die vierten Hungerspiele gewonnen und war somit die erste Gewinnerin die Distrikt Vier jemals gehabt hatte. Zwar hatte sie nie an der Akademie gelehrt, dafür es sich aber nie nehmen lassen, als Mentor jedes Jahr unsere Tribute zu unterstützen. Sie hatte viele siegen und noch mehr sterben sehen und trotzdem war ein sanftes Lächeln auf ihren Gesicht, als sie zu mir sah. 

„Und es ist schön dich endlich kennen zu lernen Senna. Natürlich auch dich Maze.“, wandte sie sich kurz an den Jungen neben mir, „Finnick redet ununterbrochen von euch. Während der Siegestour hätte ich ihm am liebsten den Mund verklebt.“

Während Besagter rot anlief, begann Maze laut zu lachen und auch ich konnte mir ein grinsen nicht verkneifen. 

„Danke Mags. Jetzt werden sie mich nie mehr ernst nehmen.“, knurrte Finnick die alte Frau an, die ihn nur mütterlich angrinste und sich dann wieder an uns wand.

„Kommt mit. Ich zeig euch eure Zimmer. Dann könnt ihr noch schnell unter die Dusche springen, ehe wir zu Abend essen und uns die Zusammenfassung aller Ernten ansehen.“

Das ließen wir uns nicht zwei mal sagen, wodurch wir Mags sofort folgten. 

Wie alles im Zug war auch mein Zimmer einfach atemberaubend und als ich die Dusche sah, entlockte mir diese sogar ein seufzen. 

Ich sprang regelrecht unter den heißen Wasserstrahl und genoss es. Natürlich war es nicht mit dem Meer zu vergleichen, jedoch waren die Duschen aus dem Kapitol ein wahres Luxusgut. 

Ich versuchte jeden Knopf mindestens einmal, ehe ich wieder aus der Dusche stieg und mich anzog. Eine bequeme weite Hose und ein passendes Oberteil. Aus welchem Stoff auch immer diese Sachen gemacht waren, es war unglaublich weich, anschmiegsam und warm. 

Wussten die Menschen im Kapitol überhaupt zu schätzen, was sie alles hatten?

Ich bezweifelte es. 

Um so mehr genoss ich es jedoch. 

Deswegen erschien ich auch leicht verspätet zum Abendessen. 

Während Maze und Finnick sich schon über das essen hermachten, hatte Mags auf mich gewartet und lächelte mich an. 

Dankbar lächelte ich zurück als Filius aufsprang, um mir den Stuhl zurecht zu rücken. Natürlich nicht, ohne die beiden Jungen einmal wütend anzusehen. Als er sich wieder setzte murmelte er irgendetwas von Manieren. Das einzige was er damit jedoch schaffte, war es die beiden zum grinsen zu bringen. 

Ich schlug zu, doch versuchte mich gleichzeitig auch an mein Training zu erinnern. Zu viel essen vor der Arena machte einen nur Faul. Außerdem wurde es um so schwerer, wenn man in der Arena Hunger leiden musste. 

Jedoch ließ keiner von ihnen eine zweite Runde aus, wodurch sie komplett voll eine Stunde später im Fernsehabteil platz nahmen. 

„Dann lasst uns mal schauen wer eure Gegner sind und ob es ein paar gute Karrieros für euch gibt.“, meinte Mags und wie auf ein Zauberwort hin, ging das Gerät an.

Die Ansprachen von Ceasar schienen ewig zu dauern und ich war kurz davor genervt aufzuspringen, als endlich die Ernten wiederholt wurden. 

Gleich in Distrikt Eins meldeten sich ebenfalls beide Tribute freiwillig. 

Sie wirkten beide siegessicher, bereit. Ohne Angst in den Augen gingen sie auf die Bühne und schüttelten sich ihre Hände, wobei er sie dabei etwas näher als nötig an sich zog. 

Hatte nur ich das gemerkt? Bildete ich es mir ein?

Die Beiden schienen sich näher zu stehen. 

Vorsichtig schielte ich nach links zu den anderen. Alle starrten gespannt auf den Bildschirm, nur Finnick sah ebenfalls zu mir. Unauffällig nickte er. Finnick hatte es ebenfalls gesehen. 

Immerhin etwas, was wir eventuell später gegen sie verwenden konnten, wobei ich erst herausfinden musste, wie tief diese Zuneigung wirklich ging. 

Auch in Distrikt zwei meldeten sich beide freiwillig. Besonders bei dem männlichen Tribut stellten sich meine Nackenhaare auf und in meinen Kopf surrten die Alarmglocken. Allein die Art wie er lief zeigte, dass er eine reine Kampfmaschine war.

Doch auch die weibliche Tributin stand ihn da in nichts nach. 

Distrikt Drei wiederum interessierte mich nicht wirklich. Das einzige was mir auffiel, war der Junge, der in meinem Alter war, nicht wirklich überrascht wirkte oder auch erschrocken. 

Dann kamen wir und wir standen den anderen beiden Karrieredistrikten in nichts nach, was uns von Filius ein erfreutes Lächeln bescherte. 

Der einzige noch einigermaßen interessante Tribut dieses Jahr, war der Junge aus Elf. Er war groß und breitschultrig. 

„Ihn solltet ihr nicht unterschätzen.“, meine Mags und Maze, wie ich, nickten. 

Es war ein schlechtes Jahr für die meisten Distrikte, besonders wenn man bedachte, wie stark die Karrieros dieses Jahr waren. 

Einer von unserem Team würde gewinnen, die frage war nur wer. Der Endkampf würde nicht leicht werden. Ich musste so viele wie möglich von ihnen schon vorher ausschalten, auch wenn dies eigentlich gegen den Kodex sprach. Der Kodex besagte, dass die Karrieros, solange noch andere Tribute lebten, zusammen hielten und sich gegenseitig vertrauen konnten. Deswegen hatten die ersten Karrieros überhaupt erst dieses Bündnis gebildet. Aber ich hatte den Kodex sowieso schon gebrochen, auch wenn es Finnick war, der Reeta getötet hatte. Seit letztem Jahr war nicht mehr wirklich klar, wie sehr jeder zu dem Kodex stand. 

„Das sieht doch nicht schlecht aus.“, meinte Mags erneut und Finnick nickte. 

„Die Tribute aus Eins und Zwei sehen vielversprechend aus. Mit ihnen an eurer Seite, solltet ihr keine Probleme haben.“

Ihre gute Stimmung wollte sich nicht ganz bei mir einstellen, obwohl sie Recht hatten. 

Wahrscheinlich war es nur die Nervosität darüber, bald im Kapitol zu sein und allen zeigen zu können, was wir konnten. 

Ich wusste was ich konnte und auch wenn die anderen groß und stark wirkten, würde ich gewinnen können. 

Zumindest versuchte ich mir das einzureden, als ich in meinem Bett lag und nicht wirklich einschlafen konnte.

Senna Quince | Geboren um zu töten Where stories live. Discover now