Senna Quince | Kapitel 8

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Die Ankunft im Kapitol war atemberaubend. 

Alles war groß und scheinend und egal wo ich hinsah, entdeckte ich neue Sachen. 

Zu unserem Glück und Finnicks Leid stürzten die Massen sich sofort auf ihn. Dadurch hatten wir zwar ein wenig Freiraum, doch ich konnte sehen, wie gequält sein Lächeln war, wodurch ich an seine Seite trat und ihn einfach frech grinsend mit mir zog. Zwar schmollten die weiblichen Fans dadurch, aber keiner traute sich einen freiwilligen Tribut entgegen zu treten. So sehr sie uns verehrten, so sehr schienen sie uns auch zu fürchten. Etwas, was ich in Erinnerung behielt, als ich in das Zimmer meines Vorbereitungsteams gestoßen wurde. 

Ich ignorierte die drei Gestalten um mich herum, so gut es ging. Wir waren lange genug darauf vorbereitet wurden, weswegen ich wusste, was gemacht wurde und nicht überrascht war, wie wahrscheinlich andere Tribute. 

Trotzdem fühlte ich mich, als wäre mir meine komplette Haut abgerubbelt wurden, als ich endlich vor meiner Stylistin, stand. Sie wirkte ziemlich normal, bis auf ihre orangen Augen, aber ansonsten wirkte sie immerhin noch wie ein Mensch. Nicht alle im Kapitol konnten das von sich behaupten.

Eine Weile begutachtete sie mich, ehe sie ihrem Team Anweisungen entgegen brüllte und die drei begannen ihr zu assistieren. Gefühlte Stunden später, waren meine langen dunklen Haare endlich hochgesteckt und ich trug eher weniger, als mehr, Stoff an meinem Körper, der in blau und grün tönen gehalten war und wellen artig fiel. Es sah wirklich nicht schlecht aus und betonte meinen durchtrainierten und schlanken Körper, auch wenn etwas mehr von dem Stoff nicht schlecht gewesen wäre.

Trotzdem trat ich mit hoch erhobenen Kopf nach draußen, wo Finnick bereits auf uns wartete. Anerkennend pfiff er und grinste dann breit, als er mich sah. Er hatte es nur Mags zu verdanken, die gerade mit einen eben so spärlich bekleideten Maze an ihrer Seite zu uns trat, dass ich ihn keine verpasste.

Maze grinste mich schief an, ehe wir weiter in die Halle gingen, um zu unseren Pferden zu gelangen. 

So wie wir im Aufzug standen, wurde auch Finnick ernst und nickte uns zu. 

Der erste Eindruck vor den anderen Tributen zählte. Wir mussten als starkes Team auftreten. Mit unseren Betreuer, den Mentoren und unseren Stylisten. Jeder von unserem Team wusste das.

Als die Türen aufschwingen waren deswegen auch alle bereit. 

Mit festem Schritt gingen Maze und ich voran, wodurch der Stoff um uns herum wehte und ich gestehen musste, dass es sich gut anfühle und sicher auch gut aussah. Nachher auf der Kutsche würde der Effekt sicher noch besser rüber kommen. 

„Schick“, kommentierte auch eine Stimme und ich funkelte sofort in die Richtung.

Der Junge aus Distrikt Eins. 

Das Mädchen stand neben ihn, eindeutig zu nah um nur eine Freundin zu sein, womit sie erneut meine Theorie bestätigten. Sie trugen eine Art diamantbesetzten Anzug, was an ihr ja noch ganz gut aussah, aber ihn zu einen funkelnden Clown machte. 

„Selber schick.“, gab ich deswegen mit zu einem grinsen verzogenen Mund zurück. 

Er erwiderte es, ehe er mit den Schultern zuckte und auf uns zu kam. 

„Was soll man machen. Die Kapitolsleute haben eben ihren eigenen Geschmack was Mode betrifft. Immer in werde ich auffallen.“

Da hatte er wohl Recht. 

Vor mir angekommen durfte ich meinen Kopf ein gutes Stück heben, um zu ihn aufsehen zu können. Er machte es mit Absicht, wollte testen, ob ich zurück wich, was ich natürlich nicht tat.

„Ich bin Lentil.“, meinte er nach einer kurzen Pause. Anscheinend hatte ich seinen kleinen Test bestanden. „Das ist Velvet.“, er deutete kurz auf das rothaarige Mädchen die kurz die Augen verdrehte, mich dann aber angrinste. 

„Senna.“, gab ich zurück, während Maze neben mich trat, „Und das ist Maze.“

Kurz musterte Lentil meinen Partner, schien dann aber auch mit ihm einverstanden zu sein, da er nickte. 

„Verbündete?“, fragte er die obligatorische Frage und hielt mir seine Hand hin. 

Ich ließ mir einen Moment Zeit, als würde ich abwegen, ob ich die beiden als Verbündete haben will, ehe ich seine Finger ergriff.

„Verbündete.“, antwortete ich und er grinste. 

Sein Blick wurde jedoch abgelenkt, als der Aufzug erneut auf ging. Einen kurzen Moment wurden seine Augen groß, ehe er seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte.

Neugierig geworden, trete ich mich um und erkannte die Tribute aus Distrikt Zwei. 

Sie waren eindeutig eine imposante Erscheinung. In grau Schimmernder Rüstung sahen sie sich um, als würden sie bereits ihre ersten Opfer suchen. Das Mädchen war groß aber neben ihren Distriktpartner wirkte selbst sie mickrig. Er war nicht einmal größer als Lentil; vielleicht sogar ein wenig Kleiner, aber seine Körperhaltung schrie regelrecht nach Krieger und Anführer. Die Art, wie seine eisblauen Augen die Halle regelrecht scannten, zeigten mir, dass er wohl mein größter Gegner sein würde. Ein Kampf gegen ihn wäre alles andere als einfach. 

Die beiden erblickten unsere kleine Versammlung. Kurz schauten sie sich gegenseitig an, als könnten sie ohne Worten kommunizieren, ehe sie zu uns kamen. 

Ich spürte regelrecht wie Lentil, und auch Maze, neben mir sich versuchten noch etwas gerader zu stellen und imposanter zu wirken, was Velvet nur ein erneutes Augenverdrehen entlockte. 

Ihr Gesichtsausdruck schrie regelrecht danach, dass sie dieses Männergehabe nervte. 

Ich konnte mir gut vorstellen, dass ich sie leiden könnte.

Bei uns angekommen, blieb mein Blick wieder auf dem männlichen Tribut hängen. Er musterte uns der Reihe nach, ehe seine Augen ebenfalls an mir hingen blieben.

Es war wie ein schweigsames Duell in dem sich unsere Blicke für einen Moment befanden, ehe ein sehr leichtes schmunzeln auf seinen Gesicht erschien. 

„Ich sehe, ihr habt euch schon angefreundet.“, stellte er ruhig fest. „Ich bin Tway.“

„Ivy“, meinte das Mädchen neben ihm, während sie uns ebenfalls musterte. 

„Das sollten kurze Spiele werden.“, meinte Tway, „Dafür aber ein umso interessanteres Finale.“

Seine Augen wanderten wieder zu mir und ich konnte nicht anders, als wieder zurück zu starren. 

Wenn er versuchte mir Angst zu machen, würde er versagen. Er schien es selber zu merken, da er aufgab und wieder zu den Anderen sah, die sich gerade der Reihe nach vorstellten. 

Als es an mir war sich vorzustellen, waren seine eisblauen Augen jedoch wieder da und ich hatte das Gefühl diesen Blick irgendwoher zu kennen. Nicht die Person, sondern nur die Art wie er schaute. 

„Senna.“, stellte ich mich erneut vor und er nickte. 

Es schien klar, dass wir Verbündete waren, da niemand auch nur etwas wagte gegen ihm zu sagen. Sein natürliches autoritäres Verhalten, hatte Tway sofort zum Anführer bestimmt. 

Das war okay. Ich wollte lieber im Hintergrund bleiben. Zum Anführer war ich noch nie geboren gewesen.

„Es geht gleich los.“, unterbrach uns Finnick hinter uns.

„Dann sehen wir uns wohl morgen beim Training.“, meinte Tway und alle nickten, ehe wir jeweils zu unseren Wagen gingen. 

Finnick half mir rauf, damit ich in den ganzen Stoffbahnen nicht hängen blieb und zwinkerte mir ein letztes mal zu. 

„Immer schön freundlich Senna. Sie sollen dich lieben.“, meinte er und starrte mich kurz mit seinen seegrünen Augen an. 

Als der Wagen sich in Bewegung setzte, wusste ich deshalb auch, woher ich Tways Blick kannte. 

Von Finnick. 

Ihr Blick war stark aber nur dafür da, um ihr wahres Ich zu verstecken.

Die Frage war, ob mir Tways wahres Gesicht überhaupt gefallen würde.

Senna Quince | Geboren um zu töten Where stories live. Discover now