Senna Quince | Kapitel 32

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Panisch blickte ich zu Tway, als Vine und Maze schwer atmend bei uns ankamen. 
„Senna. Wenn du schießen möchtest, wäre jetzt genau der richtige Moment.“; meinte Vine und holte mich damit aus meiner Erstarrung. 
Natürlich. 
Dumm dastehen und starren würde mir nichts bringen. Wir mussten handeln. Wütend war das Wesen sowieso schon. 
Deswegen hob ich auch meinen Bogen, zielte kurz und schoss. 
Ich traf, aber auch diese Mutation schien nicht wirklich beeindruckt davon, weswegen ich knurrend einen weiteren Pfeil zog, während die anderen überlegten, was man am Besten tun konnte. 
Anscheinend hatte es sie überrascht. Es war schnell, wenn auch nicht so schnell wie die Echse. Dafür jedoch eindeutig stärker. Ein Hieb hatte ausgereicht um Velvet von den Beinen zu werfen. Um sie am Ende zu töten. 
Ich schoss erneut. Traf wieder. Dieses mal blieb es sogar kurz stehen, ehe es schnaubend weiter rannte.
Frustriert legte ich einen neuen Pfeil an, als Tway auch schon befahl sich aufzuteilen. 
Die Anderen rannten in alle Richtungen davon, was mich für einen Moment alleine mit dem Wesen ließ. 
Wütend starrte es mich an, doch ich schaute nicht weniger zornig zurück. Ich hatte diese ganzen Mutationen mittlerweile mehr als satt. Reichte es nicht aus, dass wir uns gegen die anderen Jugendlichen bewähren mussten?
Anscheinend nicht. Die Spiele waren den Spielmachern wohl zu langweilig. Zu vorhersehbar. Ich hätte früher daran denken sollen. Wir waren zu stark. Das wollten sie natürlich auch nicht. Schließlich sollte es zumindest so aussehen, als hätten alle die gleiche Chance. 
Der nächste Pfeil flog wieder zielsicher auf sein Ziel, doch dieses mal schlug die Mutation ihn einfach weg wie eine lästige Fliege. 
Das funktionierte eindeutig nicht mehr. 
Gerade als ich krampfhaft überlegte, was ich als nächstes tun sollte, stolperte der Junge aus Distrikt Fünf, aus dem Wald der neben dem Feld verlief. 
Panisch schaute er zu mir und wurde dann kreideweiß, als er die Mutation sah. 
Ich hatte das Glück, dass Tway und Maze die Verwirrung, die auch kurz das Wesen zu befahlen schien, ausnutzten und sich von zwei Seiten auf es stürzten. Eindeutig nicht damit rechnend, taumelte es kurz und jaulte auf, als Beide fast synchron, ihre Dolche in ihn versenkten. 
Kurz darauf schüttelte es Maze jedoch wütend ab, der im hohen Bogen davon flog. Jedoch sah ich aus dem Augenwinkel, wie er es schaffte, sich sogar abzurollen, womit er sich hoffentlich nicht verletzt hatte. 
Alleine hatte Tway jedoch keine Chance, auch wenn er sich verbissen festhielt. Immer wieder schlug das Wesen nach ihm, was zumindest eine sichtbar klaffende Wunde an seinen Arm zur Folge hatte. 
Ohne weiter nachzudenken oder auf den Jungen aus Distrikt Fünf zu achten, schoss ich erneut einen Pfeil und traf perfekt in den Hals der Bestie, was mich selber überraschte. 
Auch Tway schien von diesen Treffer überrascht, was dazu führte, dass auch er weg geworfen wurde. 
Immerhin aber in meine Richtung, wo er unsanft, ein paar Meter vor mir, aufschlug. 
Meine Beine setzten sich wie von selber in Bewegung, doch er rappelte sich schon wieder selber hoch, als ich bei ihm an kam. 
Zwar wollte das Wesen auch weiter zu uns rennen, doch in dem Moment wurde ein Stein an seinen Kopf geworfen. 
Nicht sehr schmerzhaft für das Wesen, aber dennoch effektiv, wie Maze und Vine, die wieder etwas nach Hinten weg gelaufen waren, feststellten. 
Knurrend wirbelte die Mutation herum und wollte nun sie zu erst töten. 
„Verdammt.“, beschwerte sich Tway und sprach damit genau meine Gedanken aus. 
Vine war für Maze keine wirkliche Hilfe im Kampf, weswegen wir ihn unbedingt wieder zu uns bringen mussten. Tway schien der gleichen Meinung. 
„Schieß auf ihn. Bring ihn dazu wieder uns anzugreifen.“
„Was hast du vor?“, fragte ich argwöhnisch, als er bereits wieder aufsprang und einen meiner Dolche nahm. 
„Der Hals ist auch seine Schwachstelle, wie bei der Echse.“, teilte er mir seine Feststellung schnellstmöglich mit, „Wenn ich Rufe, schießt du. Nicht vorher. Ich muss versuchen, ihn genau im richtigen Moment den Dolch in die Kehle zu rammen. Okay?“
Der Plan war riskant, aber ich nickte. 
Sofort setzte Tway zum Sprint an, was mich wieder nur einmal erstaunen ließ wie schnell er war. 
Trotz der vier kräftigen Pranken der Mutation holte er sie schnell ein, weswegen ich meinen Pfeil zielsicher anlegte. Schließlich war der Junge aus Distrikt Zwei nah an dem Wesen dran und ich wollte sicher nicht ihn treffen. 
Die Sorge darum, wollte kurz überhand nehmen, aber ich mahnte mich selber zur Ruhe. Tief durchatmen, wies ich mich selber an; das war das Wichtigste. 
Als Tway rief, schoss ich mit ruhiger Hand und traf das Wesen genau zwischen den Schulterblättern, wodurch es sich erneut aufbäumte und wie gewünscht umdrehte, wo der Junge aus Zwei bereits angesprungen kam. 
Präzise versenkte er den Dolch in der Kehle des Wesens. 
Ob es damit gerechnet hatte oder einfach aus Reflex, schlug jedoch auch die Mutation zu, was einen Schrei in meiner Kehle löste. 
Tway wurde davon geschleudert und schlug erneut hart auf den Boden auf, wobei er sich dieses mal nicht rührte. 
Hinter der Tod zusammen brechenden Bestie, kamen zwei erstaunte Gesichter zum Vorschein. 
Kurz schauten sich Vine und Maze an, als konnten sie selber nicht glauben, dass sie noch lebten. 
Vine fing sich schneller und deutete auf den Anderen Tribut, der ebenfalls zur Salzsäule erstarrt war. 
„Der Junge aus Distrikt Fünf.“, rief er und schlug Maze gegen die Schulter. 
Ohne sich weiter abzusprechen, setzte die Beiden einfach auf den Jungen zu, der aus seiner Erstarrung erwachte und wieder in den Wald verschwand. 
Mir war es egal. 
Alles an was ich denken konnte, war zu Tway zu kommen, weswegen ich auch schon im nächsten Augenblick los lief. 
Mit Tränen in den Augen sah ich bereits die Blutlache, die sich unter ihm gebildet hatte. 
Vorsichtig kniete ich mich neben ihn nieder, wodurch er sofort die Augen aufschlug. 
„Senna...“, quälte er sich hervor und streckte seine Hand nach mir aus, die ich sofort ergriff. 
Das war nicht fair. Nicht schon jetzt. Konnte ich nicht wenigstens noch eine Stunde, Minute oder zumindest Sekunde mit ihm haben? 
„Schon gut Tway.“, versuchte ich tapfer für ihn zu sein, auch wenn die Tränen über meine Wangen rangen. Sanft strich ich durch sein Haar, was ihn ein wenig abzulenken schien. 
Ich sah, wie er darum kämpfte Luft zu bekommen. Sich quälte, um noch etwas bei mir bleiben zu können und es brach mir das Herz. 
Ich wollte ihn nicht verlieren. Konnte nicht mehr stark sein. 
„Es ist okay. Hör auf dich zu quälen.“, meinte ich mit zitternder Stimme, da ich ihn einfach nicht mehr Leiden sehen wollte; auch wenn alles in mir danach Schrie ihn notfalls mit Gewalt bei mir zu behalten. 
Der Junge aus Zwei schien es zu bemerken, da er mich sanft anblickte, ehe der Schmerz in dazu zwang das Gesicht zu verziehen. 
„Ich komm nach Tway, versprochen.“, versuchte ich es noch einmal, es ihm irgendwie leichter zu machen. 
Fast flehentlich blickte er mich an. Angst war in seinen sonst so selbstbewussten Blick zu sehen. Vielleicht waren wir Mörder aber wir waren keine Monster. Wir waren Jugendliche, die genau so den Tod fürchteten, wie alle anderen. 
Wieder flüsterte er meinen Namen, auch wenn es durch das rasseln seiner Atemzüge kaum zu hören war. 
Sanft drückte ich ihn einen Kuss auf die Lippen und ich spürte, wie sich meine Tränen mit denen, die nun auch aus seinen Augen traten vermischten. 
Ich biss mir auf die Lippe, um nicht aufzuschreien. Noch durfte ich den Schmerz nicht raus lassen. 
All meine Willenskraft brauchte ich dazu, um Tway anzulächeln. Noch einmal durch seine Haare zu streichen. 
„Wir sehen uns wieder. Okay?“, versprach ich leise und endlich wurde sein Blick sanfter. 
„Okay“ 
Es war alles was er erwiderte und doch sah ich regelrecht, wie er aufhörte zu kämpfen. Seine Augenlider wurden schwerer und sein Kopf sackte zur Seite weg. Im Moment, in dem die Kanone ertönte fiel seine Hand aus meiner und ich wusste, dass dieser Knall auch gleichzeitig meinen Tod erklärt hatte.

Senna Quince | Geboren um zu töten Where stories live. Discover now