Senna Quince | Kapitel 29

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Schweigend liefen Tway und ich durch den Wald und suchten nach den Spuren unserer Gegner.

Wir hatten uns mittlerweile gut an das jagen bei Nacht gewöhnt, weswegen es nicht einmal mehr so schwierig war, nicht irgendwo drüber zu stolpern. Genau so hatten wir seit mehreren Tagen schon versucht mit System die anderen zu Suchen. Das führte jedoch dazu, dass wir nun in einen Gebiet waren, welches neu für uns war. Ich versuchte meine Unruhe nicht zu zeigen, besonders da Tway neben mir komplett ruhig wirkte. Er musste schließlich nicht wissen, wie sehr es mich wurmte, dass Maze nicht mitgekommen war. Die anfängliche Wut war in Sorge umgeschlagen. Was wenn ihm etwas passierte? Wer sagte uns nicht, dass unsere Gegner sich nicht auch Verbündet hatten? Mit einem Tribut würde Maze fertig werden, vielleicht sogar mit zwei Gegner aber Drei wären eindeutig einer zu viel. Velvet und auch Vine waren keine wirkliche Hilfe und wohl eher ein Hindernis. Hätte ich ihn zwingen sollen mitzukommen?

„Senna!“

Tways Stimme riss mich aus den Gedanken und ich schaute ertappt zu ihm.

„Entschuldige.“, brachte ich leise hervor und atmete tief durch.

„Er wollte dort bleiben und hat selber entschieden.“, begann Tway, weswegen ich ihn wieder ansah. Er redete von Maze. Woher wusste er schon wieder was ich dachte?, „Wenn die Entscheidung falsch war, wird er es merken. Du bist hier drin nur für dich zuständig. Vergiss das nicht. Sonst bist du schon so gut wie Tot.“

„Wäre doch von Vorteil oder? Ein Gegner weniger.“, konterte ich und beobachtete Tways Gesicht dabei ganz genau. 

Nur kurz verrutschte seine sorgsame Maske, ehe er sie wieder unter Kontrolle hatte, doch anders als ich dachte. Es wirkte eher, als hätte ich ihn geschlagen.

„Da vorne ist was.“, lenkte Tway auf einmal ab.

Im ersten Moment dachte ich, dass er es nur so gesagt hätte, doch dann sah ich was er meinte.

Eine Art Lagerhalle mitten im Wald und innen brannte eindeutig ein Feuer.

Kein Wunder, dass wir zumindest einen von ihnen nie gefunden hatten. Hier im Wald, war dies das perfekte Versteck.

Das Feuer im Inneren zeigte mir, dass jemand da drin war und nicht damit rechnete, dass wir ihn finden würden.

„Siehst du das Fenster da oben?“, machte mich Tway wieder leise auf sich aufmerksam.

Mein Blick folgte seiner Hand und ich sah was er meinte, weswegen ich nickte.

„Kommst du da hoch?“, fragte er deswegen.

Wieder schaute ich genau hin und arbeitete mir im Kopf den Weg zum Fenster hoch.

„Ja komm ich.“

„Dann kletterst du da hoch und ich greif von vorne an. So kann er oder sie nicht entkommen und du hast ein besseres Sicht“.

Die Idee klang gut, weswegen ich zustimmte und mich in der nächsten Sekunde auch schon auf den Weg machte, um mich mit schnellen Bewegungen zum Fenster hoch zu ziehen. Tway schlich sich in der Weile zur Tür was mit den großen Fenstern gar nicht so einfach war.

Gerade als ich mich die letzten Zentimeter nach oben ziehen wollte, hörte ich Tway leise auf fluchen und Bewegung kam in die Lagerhalle. Irgendetwas kam durch die Scheibe auf den Jungen aus Distrikt Zwei geflogen, doch er konnte ausweichen. Ich hatte noch nicht einmal wirklich darüber nachgedacht, wie ich wieder nach unten kam, als er auch schon knurrend durch das nun zerstörte Fenster sprang.

Männer und ihr Temperament.

Frustriert seufzend kurbelte ich meine Armmuskeln an und zog mich das letzte Stück nach oben.

Es hatte nur wenige Sekunden gedauert, bis ich durch das offene Fenster geklettert war und doch hatte sich die Situation unter mir verschlechtert, was wohl hauptsächlich darin bestand, das Tway sich gegen zwei Tribute zu wer setzte. Wie ich schon eher vermutet hatte, waren die beiden Tribute aus Distrikt Acht zusammen geblieben und schienen auch gut darin, sich beim kämpfen gegenseitig zu unterstützen. Sie waren nicht gut, aber von zwei Seiten angegriffen zu werden, wurde sogar für Tway mit der Zeit zu schwer.

Jedoch schienen sich noch nicht bemerkt zu haben, dass er nicht alleine war, weswegen ich mir schnellstmöglich einen Weg nach unten suchte. Die drei waren zu nah bei einander, als das ich mit einen Pfeil schießen konnte. Ich konnte nur hoffen, dass Tway lange genug durch hielt, bis ich bei ihm war.

Tway war der erste, der mich bemerkte, als ich nach unte kletterte und schubste deswegen das Mädchen so stark er konnte, von sich, wodurch sie in meine Richtung taumelte.

Ich sprang aus meiner Deckung und rammte ihr ohne Gnade meine Messer zwischen Schulter und Hals.

Ohne wirklich zu wissen, wer sie umgebracht hatte, brach sie sterbend zusammen.

Jedoch wurde dadurch auch der Junge auf mich und seine neue Situation aufmerksam.

Ich hoffte, dass er die Flucht antreten würde und ich ihn einfach erschießen konnte, doch genau das Gegenteil passierte, als die Kanone seiner Distriktpartnerin ertönte.

Anstatt weg zu laufen, nahm er seinen Dolch fester in die Hand und sprang brüllend auf Tway.

Mein Verbündeter reagierte schnell, aber nicht schnell genug.

Alles was ich sah, wie sie sich beide gegenseitig trafen. Einen Sekundenbruchteil schienen sie beide wie erstarrt voreinander zu stehen, ehe der Junge aus Distrikt Acht zur Seite kippte, jedoch auch Tway mit sich riss.

Ich hörte den Aufschrei und bemerkte erst da, dass es meine Stimme war.

Ich schrie. Ich spürte Tränen in meinen Augen. Die Angst, die meine Muskeln erstarren ließ.

Wegen Tway.

Ich hatte noch nie so viel auf einmal gefühlt und wusste, dass ich es nicht mehr leugnen konnte.

Tway war mir wichtig. Er bedeutete mir etwas. Zu viel.

Deswegen setzten sich meine Beine wie von selber in Bewegung als ein zweites mal die Kanone ertönte.

Innerlich flehte ich, nicht noch einen dritten Kanonenschuss zu hören.

Als ich bei den beiden ankam stemmte sich Tway gerade unter dem Leichnam des Jungen hervor. Jedoch war da eindeutig zu viel Blut.

„Tway?“ Meine Stimme war zittirg und viel zu schwach, aber es war mir egal.

Der Junge aus Distrikt Zwei schaute zu mir.

„Alles okay bei dir?“

Fragte er gerade wirklich, ob ich okay war?

Ich konnte nur nicken.

„Aber du...“, brachte ich nur hervor, und starrte auf die klaffende Wunde die quer über seine Brust ging.

„Nur ein Kratzer.“, behauptete er und ich konnte nicht anders, als auflachen.

Tway grinste auch.

„Okay mehr als ein Kratzer aber ich werd nicht daran sterben.“

„Sicher?“

„Sicher.“, meinte Tway, als er sich aufsetzte.

Erleichterung durchflutete mich. Tway war nicht tot und er würde auch nicht sterben. Zumindest noch nicht jetzt. Jedoch wusste ich nicht wann er oder ich es tun würde.

„Du magst ihn“, kamen mir Finnicks Worte aus meinen Traum wieder in den Kopf und ich gestand es mir endlich ein.

Ja ich mochte ihn.

Deswegen überbrückte ich auch die letzten Meter zwischen uns beiden, zog den Jungen an mich und küsste ihn.

Senna Quince | Geboren um zu töten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt