Senna Quince | Kapitel 24

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Ich lag noch nicht lange da, als ich auch schon Schritte hörte, die in meine Richtung kamen. Jedoch schmerzte mein Körper zu sehr, als das ich hätte aufstehen können. Ich schaute zu Ivys leblosen Körper und fragte mich, wie es wohl aussehen mochte, wenn jemand herein kam, aber ich konnte nichts daran ändern.

Das Glück war jedoch mit mir und es war Maze, der als Erster bei mir ankam. Er schaute geschockt zwischen mir und Ivy hin und her. Erst als sein Blick etwas länger auf mir hängen blieb, grinste ich ihn schief an. 

„Was ist passiert?“, fand er endlich seine Sprache wieder und kam auf mich zugeeilt. 

„Ich würde sagen, sie hat versucht mich zu töten.“

„Ich würde sagen, dass ist mal gründlich schief gegangen.“, grinste Maze und half mir mich hinzusetzen.

Dabei spürte ich jedoch wieder allzu deutlich meine Rippen, wodurch ich schmerzhaft die Luft einsog. „Wobei du auch was abbekommen hast.“

„Kratzer.“, versuchte ich es herunter zu spielen.

„Genau“, meinte Maze sarkastisch und zog eine Augenbraue nach oben. 

„Okay, vielleicht ist sie wirklich kräftiger, als sie aussieht.“, gab ich ein wenig nach. 

„Das hätte ich dir auch vorher sagen können.“, behauptete mein Distriktpartner. 

Ich kam nicht dazu, irgendetwas zu kontern, da in dem Moment weitere Schritte von mehrere Füßen zu hören waren. 

Der Rest des Trupps erschien und schaute nicht weniger geschockt, als Maze zu vor. 

Mein Distriktpartner spannte sich neben mir an und mir wurde klar, dass er mich verteidigen würde, falls sie der Meinung waren uns anzugreifen. Zumindest unser Deal schien noch zu stehen.

Doch keiner bewegte sich. Alle schauten entweder Ivys Körper an, oder mich und Maze, der mich eher aufrecht hielt, als das ich selber saß. 

„Gibt es eine Erklärung hier für?“, fragte Tway ruhig, doch sein Blick ruhte auf Ivy und ich fragte mich wieder einmal, wie die Beiden zu einander standen.

„Sie hat mir nicht getraut.“, meinte ich schulterzuckend und versuchte ruhig zu wirken, auch wenn ich mich innerlich ganz anders fühlte. „Deswegen wollte sie mich töten. Ihr war klar, dass du mich auf die Suche nach ihr schickst und damit hat sie wohl Recht gehabt.“

„Und das sollen wir dir abkaufen?“, mischte sich nun Lentil ein, weswegen ich gerade so ein aufseufzen unterbinden konnte, „Wer sagt nicht, dass du einfach die Chance genutzt hast sie zu töten?“

Er sah auch in jeden einen Verräter oder?

„Genau wie niemand bestätigen kann, dass es ein abgekartertes Spiel von Tway und Ivy war, oder?“, knurrte nun Maze und musterte den Jungen aus Zwei. 

Mein Distriktpartner schien auch ein wenig paranoid. Jedoch konnte ich es nicht abstreiten, dass seine Aussage logisch war.

Auf die Idee war ich noch gar nicht gekommen. Der Gedanke, von Tway verraten wurden zu sein, schmerzte mehr als ich zugeben wollte, weswegen mein Blick wie von alleine zu ihm huschte. Unsere Blicke trafen sich, doch er schaute nicht weg. Er hielt meinen Augen stand und ich sah darin, wie sich hinter seiner Ruhe der eigene Schock versteckte. 

Nein. Auch wenn ich es nicht sollte, ich vertraute Tway. Er war wie ich. Wir waren Mörder und wir genossen es, aber wir waren nicht hinterhältig. Ein fairer Kampf war alles was wir suchten.

„Es reicht.“, gab ich deswegen von mir, „Genau das wollen sie sehen. Wir müssen zusammen halten, damit wir die anderen Tribute finden können.“

„Noch“, knurrte Lentil und ging aus dem Raum. 

Velvet folgte ihm, nicht aber ohne fast entschuldigend zu Lächelnd. 

„Wir sollten los gehen, sonst wird das heute nichts mehr mit der jagt.“, versuchte ich das Thema bei den verbliebenen zu ändern. 

„Nicht bevor wir nicht zumindest die schlimmsten Kratzer verbunden haben.“, bestimmte Maze und ich funkelte ihn an. 

„Ich sagte doch, es sind nur Kratz-“

„Er hat Recht.“, mischte sich nun Tway ein und ehe ich wusste, wie mir geschah hob er mich einfach hoch, als wöge ich nichts. „Erst versorgen, dann jagen.“

Selber konnte ich nicht antworten, da ich wie erstarrt war. Mich hatte noch niemand einfach so hochgehoben. Mein Vater vielleicht, als ich klein war, aber niemand, seit ich in der Akademie trainierte. 

Im ersten Moment fühlte es sich einfach nur seltsam an. Ich hasste es schwach zu sein. Ich wollte nicht abhängig sein. Andererseits konnte ich so meine schmerzenden Gelenke entspannen, wodurch ich nicht versuchte darüber nachzudenken, wie gut sich gleichzeitig Tways Arme um mich herum anfühlten. Wie sicher es schien, an seine Brust gelehnt zu sein. 

Deswegen widersprach ich auch nicht, als er einfach mit mir los marschierte; Maze und Vine auf seinen Fersen. Warum er es tat, wusste ich nicht wirklich. Tway war mir immer noch ein Rätsel, wie am ersten Tag. Ein faszinierendes auf jeden Fall, aber eben doch ein Rätsel, welches ich nicht lösen konnte.

Einen kurzen Moment genehmigte ich mir die Schwäche es zu ignorieren, jedoch nur, bis er mich in unserem Zimmer wieder absetzte. 

Schnell griff ich selber nach dem Verbandszeug, ehe er auch noch auf die Idee kam mich zu verbinden.

„Ich komm klar.“, murmelte ich noch zur Verstärkung, wodurch Tway nickte und wieder aufstand. 

Ganz alleine ging es dann doch nicht, jedoch reagierte Maze schnell genug, um mir zu helfen. 

Gerade als ich fertig war und wieder aufstehen wollte, hörten wir einen markerschütternden Schrei. Darauf folgend ein tiefes Knurren und einen Kanonenschuss. 

Viel zu nah. 

„Nicht schon wieder.“, jammerte Vine und ich konnte ihn fast nur zustimmen, als auch schon Velvet und Lentil auftauchten. 

„Das Ding das Yarrow umgebracht hat?“, fasste Lentil zusammen, „Es ist hier. Hat grad den Jungen aus Sieben umgebracht, der aus dem Wald gerannt kam.“

„Welche Richtung?“, schaltete Tway wieder auf Krieger und griff nach zwei Dolchen. 

„Zwölf Uhr.“, ergänzte Velvet und sammelte ebenfalls ihre Waffen ein. 

„Okay. Wir bleiben zusammen. Wir greifen zusammen an. Also keine Pfeile.“, erklärte Tway, schaute bei seine, letzten Satz jedoch eher Vine warnend an, als mich. 

Jedoch konnte auch ich nicht mit Bogen oder Armbrust kämpfen, weswegen ich mir einen weiteren Dolch nahm. Zwar wollte ich nicht wirklich nah an diese Mutation ran, jedoch hatte Tway wahrscheinlich Recht. Das letzte mal hatte ich eindeutig getroffen, doch es schien nicht wirklich interessiert an dem Pfeil gewesen zu sein. Wir mussten also als Einheit kämpfen. Alleine würden wir sterben.

Mein Blick huschte über meine Verbündeten und ich wusste nicht wirklich wen von ihnen ich noch vertrauen konnte. Hatte ich ihnen jemals trauen können

„Zusammen bleiben!“, wiederholte Tway ernst und schaute uns ebenfalls noch einma an, ehe wir gemeinsam das Gebäude verlassen wollten. 

Weit kamen wir jedoch nicht.

Senna Quince | Geboren um zu töten Where stories live. Discover now