Kapitel 2

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Blinzelnd schlage ich meine Augen auf. Die Sonne scheint hell durch die Vorhänge von Matts Apartment und der Duft von frisch gebrühtem Kaffee weht mir in die Nase. Ich höre das Klappern von Geschirr. Noch mit halb geschlossenen Augen mache ich mich auf den Weg in die Küche, wo Matt gerade eine Pfanne mit köstlich aussehendem Rührei vom Herd nimmt. Als er mich sieht, zeichnet sich ein lüsterndes Grinsen auf seinem Gesicht ab. "Guten Morgen Prinzessin. Wie hast du geschlafen?" Er kommt langsam auf mich zu. Ich gähne demonstrativ und erwiedere "Ganz gut, aber viel zu kurz". Er muss lachen und drückt mir einen Kuss auf meine Stirn. Kurz darauf hält er mir eine dampfende Tasse Kaffee hin, die ich dankend annehme. Mein Kopf fühlt sich an wie in Watte gepackt und ich merke, wie sich ein dumpfer Kopfschmerz ganz langsam von meinem Hinterkopf beginnend ausbreitet. Beim Gedanken an die vielen Drinks des letzten Abends dreht sich mir der Magen um. Fast im selben Augenblick schießen wieder die Bilder von Daryl und Lisa in mein Gedächtnis. Ich gehe um den Küchentresen herum und greife nach meiner Handtasche, die ich beim Heimkommen achtlos in die Ecke geschleudert habe. Nach einer gefühlten Ewigkeit finde ich mein Handy und sehe, dass ich eine Nachricht von Lisa bekommen habe. "Meine Hübsche, wir müssen unbedingt reden! Hast du heute Abend Zeit für mich?" Ich seufze genervt, woraufhin Matt sich in meine Richtung dreht und mich fragend ansieht. Ich zucke mit den Schultern und sage schließlich "Lisa will mich nachher sehen. " Matt nickt wissend mit dem Kopf und meint "Ja, sie hat dir sicher viel zu erzählen." Ich habe keine Lust darüber zu reden und noch weniger Lust habe ich, mir überhaupt Gedanken über die Dinge zu machen, die sie mir vielleicht zu erzählen hat. Ich entschließe mich also dazu, das Handy zur Seite zu legen und mich voll und ganz auf Matt zu konzentrieren. Ich nähere mich ihm von hinten und schlinge meine Arme um seinen Oberkörper. An seinen Rücken gelehnt atme ich tief seinen vertrauten Duft ein. Wieso denke ich überhaupt an Lisa und Daryl? ich habe Matt. Ich liebe Matt. Er ist der Mann, den ich von Anfang an wollte. Matt dreht sich um und fährt mit seinen großen, starken Händen mein Rückgrat entlang. "Worauf hast du mehr Appetit? Mein fantastisches Frühstück oder... " statt weiterzureden beginnt er sanft meinen Hals zu küssen. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und stöhne leise auf. Ich sollte aufhören mir Gedanken zu machen. Ich bin genau da wo ich sein sollte. Wo ich sein will. Matt zieht mir mein übergroßes Schlafshirt über den Kopf, sodass ich nur noch in meinem Slip vor ihm stehe. Er sieht mich begierig an, während seine Hände meine Oberschenkel entlangfahren. Matt drängt sich näher an mich heran. Als ich mich hektisch an dem Gummiband seiner Jogginhose zu schaffen mache, fährt er mit den Händen zu meinem Po und hebt mich hoch, sodass ich meine Beine um seine Hüften schlingen kann. "Richtige Entscheidung" murmelt er zwischen einem Kuss und trägt mich zurück ins Schlafzimmer.


Ich treffe mich mit Lisa bei Felipe, unserem Lieblingsitaliener. Nur mit Mühe habe ich es geschafft meine Wohlfühloase die ich mir mit Matt zuhause aufgebaut habe zu verlassen. Lisa sitzt bereits auf unserem Stammplatz und winkt mir freudestrahlend zu, als ich das Lokal betrete. Ich hole tief Luft, setze ein Lächeln auf und begebe mich in Richtung meiner Freundin. Sie hat mir bereits ein Glas Wein bestellt und als ich mich auf den Stuhl fallen lasse, hebt sie ihr Glas um mir zuzuprosten. "Auf dich meine Hübsche." Ich hebe fragend eine Augenbraue, woraufhin Lisa in Gelächter ausbricht. "Das ist, weil du mir Daryl vorgestellt hast Sofie. Ich hatte einen fabelhaften Abend und", sie zwinkert mir zu "eine fantastische Nacht". Beinahe hätte ich den Wein wieder ausgespuckt, doch noch bevor ich etwas sagen kann, steht Felipe auch schon vor uns um unsere Bestellung aufzunehmen. Da ich das Gefühl habe, mein Magen würde sich auf Links drehen, bestelle ich einfach das Gleiche wie Lisa und nehme einen weiteren, großen Schluck von meinem Wein. "Ich dachte er hätte dich nur nach Hause gefahren?" sage ich und merke im selben Moment wie kindlich naiv das klingt. Schließlich ist Lisa halt eben Lisa und ich weiß, dass sie nichts anbrenennen lässt. Sie grinst, trinkt einen Schluck Wein und beginnt zu erzählen. Wie mechanisch bedanke ich mich bei unserem Kellner, als das Essen gebracht wird. Lustlos spieße ich mit meiner Gabel ein paar Ravioli auf und bemühe mich, mir meine Stimmung nicht anmerken zu lassen. Aber Lisa ist so im Redefluss, dass sie es ohnehin nicht zu merken scheint. Daryl hat sie in seinem Sportwagen mitgenommen. Er hat sie bis zur Haustür begleitet. Es war Lisa, die ihn mit heraufgebeten hat. Es war auch Lisa, die ihm noch vor ihrer Wohnungstür eine Kuss auf die Lippen gedrückt hat. Daryl ist ein paar Stunden geblieben, hat jedoch nicht die komplette Nacht mit ihr verbracht. Das scheint Lisa jedoch nicht im geringsten zu verunsichern, schwärmt sie doch nun schon seit einer gefühlten Ewigkeit von Daryls Qualitäten als Liebhaber. Ich muss mich zusammenreißen das bestimmt köstliche Essen von Felipe bei mir zu behalten. Lisa sieht mich fragend an. "Was?" frage ich sie. "Ich habe dich gefragt ob du findest, dass ich mich bei ihm melden sollte?" Ich zucke mit den Achseln, woraufhin mir Lisa einen finsteren Blick zuwirft. Ich sollte mich zusammenreißen! Lisa ist meine Freundin. Daryl ist Matts Bruder und ich habe absolut kein Recht eifersüchtig zu sein. Ich holfe also tief Luft und entgegne Lisa "Ich weiß nicht, warte lieber etwas ab. Daryl ist nicht der Typ Mann, dem es gefällt wenn ihm ein Mädchen hinterherrennt." Lisas Gesicht hellt sich auf "Gut. Du musst es wissen, schließlich bist du ja eine Ortegaexpertin". Ich zwinge mich zu einem schiefen Lachen und schlucke mühsam den Kloß herunter, der sich in meinem Hals gebildet hat.

Es ist spät am Abend als Lisa und ich uns verabschieden. Ohne das ich es will, laufen Tränen mein Gesicht herunter, als ich mich in Richtung von Matts Wohnung aufmache. Ich beiße mir auf die Lippen und zwinge mich dazu, zur Ruhe zu kommen. Als ich Matts Wohnungstür aufschließe, springt Balu mir entgegen. "Hey mein Großer" sage ich, bücke mich und umarme meinen Fellfreund. Matt hatte versprochen ihn heute Mittag aus meiner Wohnung zu holen. Ich rufe nach Matt aber erhalte keine Antwort. Als ich mich von Balu gelöst habe, gehe ich in Richtung Küche, wo ich einen Zettel auf der Arbeitsplatte finde, in dem mir Matt mitteilt, den Rest des Abends bei Colin zu verbringen. Ich beschließe für den Rest des Wochenendes in meine eigene Wohnung zurückzukehren und schicke Matt eine Nachricht. Ich muss meinen Kopf freibekommen. Ich packe meine Sachen zusammen, leine meinen Hund an, und verlasse die Wohnung.  

Gewappnet mit einem riesigen Becher Kaffee und einer Tüte Blaubeermuffins trete ich durch die großen Türen von Carter Corporation. Lisa zwinkert mir zu während ich auf den Aufzug warte. Ich winke meiner Freundin zu und betrete dann den Aufzug. Als ich mein Büro betrete, rollt auch schon Matt mit seinem Stuhl aus seiner Box heraus und sieht mich stirnrunzelnd an. "Was ist los Matt?" "Gabriel hat uns ein neues Projekt gegeben und er will schon morgen die ersten Ergebnisse haben. Ich muss heute pünktlich um 18 Uhr beim Training sein, ich trainiere die Jugengruppe des Viertels für einen Wettkampf am Wochenende". Ich seufze genervt. Kann ein Montag besser beginnen? "Keine Sorge Matt, ich kümmere mich darum. Ich bleibe einfach länger heute".  Matts Miene hellt sich auf und er drückt mir einen Kuss auf den Mund. Ich schiebe ihn ein Stück zur Seite. Er weiß genau das ich nicht sehr viel vom Austausch von Zärtlichkeiten im Büro halte. Gabriel beobachtet unseren Umgang im Büro sowieo mit Argusaugen, da müssen wir ihm nicht auch noch Zündstoff geben. Matt schnappt sich einen meiner Blaubeermuffins und verzieht sich dann zurück in seine Box.

Es ist schon noch 19 Uhr, als ich endlich die letzte Grafik abspeichere und die finale Version des Entwurfs an Gabriel schicke. Ein Gähnen unterdrückend fahre ich meinen Laptop herunter und packe meine Sachen zusammen. Als ich den Aufzug betrete, hole ich mein Handy hervor um zu sehen, ob Matt mir geschrieben hat. Aber bis auf ein paar Werbemails gibt es nichts Neues.
Als das Ping des Aufzuges mir mitteilt, dass ich im Foyer angekommen bin, bin ich noch immer in mein Handy vertieft. Die Türen öffnen sich und ich trete heraus, nur um mit voller Wucht gegen eine Person zu knallen. Ich will meinem Gegenüber gerade ein paar wütende Flüche an den Kopf werfen, als ich in zwei mir wohl bekannte, schelmisch dreinblickende Augen schaue. Mir stockt der Atem und und ich merke wie mir die Hitze in die Wangen steigt. Vor mir steht die Person, an die ich zu denken mir zwanghaft verbiete. Die Person, die jetzt gerade die Hand auf meine Wange legt, wobei mir ein Zittern durch Mark und Bein geht. Daryl!





Is it Love? DarylWhere stories live. Discover now