Is it Love? Daryl

Kapitel 5

Ich laufe eilig die Treppen zu meiner Wohnung hinauf. Als ich die Türe aufschließe, stürmt Balu auf mich zu. Ich hocke mich vor ihn hin und drücke meine Nase in sein weiches Fell. Was genau habe ich da gerade getan? Habe ich wirklich Daryl geküsst? Ich bin komplett durcheinander und je länger ich auf dem kalten Boden meines Flures hocke, desto größer wird meine Verzweiflung. Habe ich mir die ganze Zeit etwas vorgemacht? Seit Daryl etwas mit Lisa angefangen hat, bin ich komplett durch den Wind. Es stört mich, ja, es stört mich sogar sehr. Das Klingeln meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken. Als ich die Nachricht von Matt lese, schießen mir die Tränen in die Augen. "Hey Prinzessin, hast du heute Nacht Lust auf Gesellschaft?" Ich kann ihm jetzt auf gar keinen Fall unter die Augen treten! Ich antworte ihm, dass ich Kopfschmerzen habe und mich hinlegen werde, um morgen wieder fit zu sein. Kaum, dass ich die Nachricht abgeschickt habe, klingelt mein Handy erneut, Matt wünscht mir gute Besserung und der Kloß in meinem Hals wird größer. Ich schnappe mir Balus Leine und gehe eine Runde mit ihm spazieren. Als ich wieder in meiner Wohnung ankomme, entschließe ich mich, es für heute gut sein zu lassen, mache mich bettfertig und lege mich hin. Es ist bereits weit nach Mitternacht, als ich endlich in einen traumlosen Schlaf falle. 

Ich bin spät dran als ich zu meinem Schreibtisch bei Carter Corporation eile. Matt ist bereits da und grinst mich an. Als ich meine Tasche in die Ecke lege und meinen Computer hochfahre, rollt er mit seinem Bürostuhl zu mir herüber und gibt mir einen sanften Kuss auf die Wange. "Geht es dir besser?" fragt er mich besorgt. Ich lächle ihn an und sagte ihm, dass es mir viel besser geht als gestern. Während Matt mich mustert als würde er den Wahrheitsgehalt meiner Worte anzweifeln, höre ich, wie sich jemand in meinem Rücken räuspert. Na super, das hat mir gerade noch gefehlt. Meine Nackenhaare stellen sich auf und ich wappne mich innerlich vor der Standpauke, die mich erwartet. "Haben Sie eigentlich einmal auf die Uhr geschaut?" Cassidys boshaft süßliche Stimme sorgt dafür, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Dieses elende Miststück! "Es tut mir wirklich leid, ich hatte Kopfschmerzen und..." "Das interessiert mich nicht! Wenn Sie krank sind, bleiben Sie zuhause, wenn Sie gesund sind, kommen Sie gefälligst pünktlich" Ich nicke entschuldigend und bin erleichtert, als sie kehrt macht und mich und Matt alleine lässt. Er stößt einen Seufzer aus. "Cassidy, charmant wie eh und je" murmelt er und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Matt und ich beschließen, zusammen zu Mittag zu essen und da ich heute morgen aufgrund von Zeitmangel mein Frühstück habe ausfallen lassen, knurrt bereits um halb 12 mein Magen. Ich will Matt gerade fragen, ob wir nicht gleich schon etwas essen gehen wollen, ich denke an Felipes köstliche Lasagne, als ich eine Email von Lisa bekomme. "Meine Hübsche, du glaubst es nicht. Seit Tagen meldet sich Daryl nur noch  sporadisch und gerade eben hat er mir eine SMS geschrieben, dass er für einige Zeit aus der Stadt verschwinden muss. Was hältst du davon?" Ich runzle die Stirn und das schlechte Gewissen breitet sich in meine Eingeweiden aus. Mir wird erneut bewusst, dass ich nicht nur unehrlich gegenüber Matt bin, sondern auch gegenüber Lisa. Lisa, meiner besten Freundin, die von Anfang an für mich da war. Plötzlich höre ich, wie Matt sich räuspert. Ich schaue von meinem Bildschirm auf und sehe überrascht, dass er ganz blass um die Nase geworden ist. "Prinzessin, ich muss gehen. Daryl hat sich bei mir gemeldet. Ich nehme mir den Rest des Tages frei, tut mir leid." Ich nicke nur, fest davon überzeugt, dass er die gleiche Nachricht von seinem Bruder bekommen hat, wie Lisa. Er packt seine Sachen zusammen und eilt dann in Gabriels Büro. Als er einige Minuten später zurück ist, küsst er mich leicht auf den Mund und verabschiedet sich mit dem Versprechen, sich nachher bei mir zu melden. Ich schicke Lisa eine Antwort. "Tut mir leid süße. Daryl ist vielleicht einfach nicht der Typ, der geeignet ist für eine ernsthafte Beziehung. Du verdienst mehr!" Als ich die Nachricht verschickt habe und sie mir erneut durchlese, wird mir fast übel. Ich komme mir so falsch vor. Einen kleinen Moment überlege ich, ob ich Lisa zu Felipe einladen soll, aber ehrlich gesagt fehlt mir der Mut mich ihr zu stellen. Ich habe Angst, dass sie mir meine Lügen an der Nasenspitze ansehen kann. Ich nehme also meine Handtasche, sperre meinen Computer und laufe in Richtung des Aufzuges. Als ich im Empfangsbereich ankomme, sehe ich Lisa, die vertieft in ein Gespräch mit einer der Sekretärinnen aus der oberen Etage ist. Als ich an ihr vorbeihusche, ruft sie meinen Namen und ich bin gezwungen, stehen zu bleiben. "Sofie, machst du Mittag?" Ich drehe mich zu ihr um und nicke vorsichtig. "Willst du mich begleiten?" Lisa lächelt, verabschiedet sich von ihrer Kollegin und schnappt sich ihre Handtasche. Die Mittagspause verläuft so, wie ich es befürchtet habe. Lisa erzählt mir von Daryl, davon, dass sie gedacht hat, er wäre anders. Das sie gehofft hat, er könnte so etwas wie echte Gefühle für sie haben. Ich höre mir alles an, versuche ihr Mut zuzusprechen und bekomme kaum einen Bissen herunter. Als sie mich dann am Ende unserer Pause umarmt und mir für mein offenes Ohr dankt, kann ich es kaum noch ertragen. Ich küsse sie auf die Wange und eile in Richtung des Aufzuges. Als sich die Türen hinter mir schließen, hole ich tief Luft. Wie soll es nur weitergehen? Ich kann nicht so tun, als wäre nichts geschehen. Der Rest des Tages  zieht sich endlos lang hin und als ich um 18 Uhr meinen Computer herunterfahre, fühle ich mich so erledigt wie nach einem 15 Kilometerlauf. Ich entschließe mich, die Treppen zu nehmen, und im Gegenzug das Fitnessstudio ausfallen zu lassen. 42 Etagen sind kein schlechtes Training.