~ Supermarket

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Wie gebannt starrte ich auf die Schwelle der Haustür. Ich stand nun schon eine gefühlte Stunde im Hausflur und bewegte mich nicht einen Zentimeter. Die Dunkelheit des Hausflures beschützte mich bis jetzt noch von der doch ziemlich hellen Sonne draußen. Ich war irgendwie schon froh darüber, mich noch einmal dazu unentschieden zu haben, mir noch eine Sonnenbrille auf zu setzten. Mir brannten jetzt schon die Augen…

„Ah, Frau Kim!“ hörte ich auf einmal hinter mir eine freundlich Stimme, die ich der alten Frau Wong zuordnete.

„H-Hallo Frau Wong“ begrüßte ich sie und überprüfte, ob meine Ohren zu sehen waren. Ich schämte mich nicht für das was ich bin, aber ich mochte diese alte Dame und wollte sie echt nicht verschrecken. Zudem gehörten ihr Sohn und Enkelsohn zu den Schlächtern und ich hatte echt kein Bock darauf, dass die plötzlich mal eines Tages vor meiner Türschwelle stehen, nur weil die alte denkt ich werde sie leer trinken!

„Mein Kind verlässt du überhaupt noch die Wohnung? Ich habe das Gefühl ich habe Sie schon seit einer Ewigkeit nicht gesehen zu haben und trotzdem haben Sie sich kein Stück verändert wie es aussieht“

„Ach, das liegt bestimmt daran, dass ich zur Zeit so viel arbeiten muss und immer versuche so leise wie möglich zu sein, ich will schließlich niemanden stören hier im Haus“ lachte ich etwas nervös und hoffte, dass die alte Dame nicht noch mehr Fragen stellt.

„Ach so? Wie alt waren Sie denn noch mal, wenn ich fragen darf?“

„zwanzig“ antwortete und half der alten Dame die Treppen weiter runter zu gehen, da sie die ganze Zeit auf der einen Treppenstufe stand.

„Noch einmal zwanzig sein, ach was für eine schöne Vorstellung“ träumte sie vor sich hin und verfehlte fast die Stufe, hätte ich sie nicht etwas angehoben, was sie zum Glück nicht bemerkte.

„Wo müssen Sie eigentlich hin Frau Kim?“

„I-Ich muss zum Supermarkt und ein paar Lebensmittel kaufen und Sie?“ Oh bitte lieber Gott, lass sie wo anders hin gehen, noch länger halte ich sie leider nicht aus! Und alte Damen sind immer so langsam und dann bin ich noch länger der Sonne ausgesetzt!

„Was ein witziger Zufall, genau da wollte ich auch gerade hin. Sie müssen wissen meine Enkel kommen dieses Wochenende zu mir zu Besuch!“ Ich hasse dich…

Zusammen mit der alten Wong - die sich bei mir unterharkte und mich somit auch nicht mehr gehen ließ - machte ich mich auf zum Supermarkt. Ich weiß nicht was schlimmer war. Die Strahlung der Sonne, durch die mir unendlich heiß wurde oder die Tatsache, dass Frau Wong mich die ganze Zeit zu labberte. Es fing an mit ihren Mann, der vor fünf Jahren von ihr ging, bis zu ihren Kinder - wie stolz sie doch auf ihren Sohn ist und wie enttäuscht sie doch von ihrer Tochter ist, die irgendwo im Ausland rumgeistert und sich nicht meldet - bis zu ihren ach so lieben Enkelkindern.

Ich hatte echt nichts gegen diese Frau, aber diese ganze Familien Geschichte ging mir echt am Arsch vorbei. Als wir dann endlich im kühlen Supermarkt waren, konnte ich endlich wieder durchatmen. Frau Wong hatte sich daraufhin gleich von mir verabschiedet, mich aber zum Abendessen eingeladen.

„Nichts gegen sie aber, niemals“ murmelte ich vor mich hin und begutachtete die Milch. Sie war noch gut also schmiss ich sie und noch ein paar andere Dinge in den Einkaufskorb und machte mich auf zur Kasse, die rappelvoll war.

Wie können Menschen bloß immer so viel einkaufen? Haben die einen ganzen Zoo zu verpflegen oder geht vielleicht morgen die Welt unter?

Etwas genervt pustete ich die Luft aus und stemmte meinen einen Arm auf die Hüfte. Darauf hatte ich nun echt keine Lust. Plötzlich hörte ich hinter mir jemanden lachen.

BloodtoryWhere stories live. Discover now