It's now or never.

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Die Stimmung war gut.

Der Alkohol wirkte.

Die Musik dröhnte in den Ohren.

Michelle kam näher. Sie schwankte ein wenig und war stark angetrunken. Ihre Lippen kamen schnell auf mich zu, doch ich wich ihr aus. Sie schaute mich fragend an und ich schielte verstohlen auf den Boden.

"Hab ich was falsch gemacht?", rief sie laut gegen die Musik an.

"Nein.. ich bin nur nicht so einer, der sofort ran geht..", log ich sie an.

Normalerweise hätte ich schon längst mit ihr geknutscht, doch mein Interesse an Mädchen war immer noch wie weggeblasen. Sie nickte kurz und holte sich dann einen Drink. Ich stellte mich an die Wand und schaute den Leuten beim tanzen zu. 

Zayn tanzte eng mit Katie, Niall und seine Begleitung saßen zusammen, tranken und lachten und Liam unterhielt sich mit fremden Menschen. Plötzlich traf es mich wie ein Schlag, denn Louis und das braunhaarige Mädchen bewegten sich wild umschlungen. Die Wut kochte in mir hoch und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Mein Körper wollte auf sie springen. Sie schlagen. Sie einfach von ihm fern halten, doch es ging nicht. 

Zornig rannte ich aus dem Raum und stolperte über einen kleinen Tisch mit Süßigkeiten. Viele Blicke brannten auf meiner Haut, doch ich stand trotzig auf, mied die Blicke und verschwand durch die Tür. Ich suchte verzweifelt nach der Toilette und fand einen Zettel an der Wand mit der Aufschrift 'Bad' und einem kleinen Pfeil, der ins Obergeschoss zeigte. Ich taumelte die Treppe hoch und öffnete die erste Tür auf der rechten Seite. Dort stand ein Bett und ein knutschendes Pärchen schrie mich an, dass ich mich verziehen sollte. Ich schloss die Tür und probierte es an der nächsten. 

Sofort ging ich hinein und knallte die Tür hinter mir zu, ließ mich auf den Boden fallen und schrie. Man hätte mich nicht hören können. Die Musik war einfach zu laut und durchschallte das ganze Haus. 

Wieso machte er das mit mir? Wusste er nicht, wie weh er mir damit tat?

Es klopfte an der Tür und für einen kurzen Moment blieb ich reglos vor der Badewanne liegen.

"Harry?", rief eine vertraute Stimme und mein Magen verkrampfte total. "Bist du hier drin?"

Ich wollte fliehen, einfach raus. Doch es ging nicht. Ich saß dort oben fest und musste mich meiner Angst stellen.

Langsam ging die Tür auf und ich hörte Schritte hinter mir, die bedrohlich näher kamen.

"Alles.. alles klar bei dir?", fragte mich Louis und setzte sich neben mich.

"Jaa. Lass mich einfach einen Moment alleine."

Ich wollte nicht alleine sein, ich wollte in seinen Armen liegen.

"Harry, wir sind beste Freunde. Sag mir was los ist!"

Er setzte sich vor mich, doch ich starrte auf die Bodenfliesen.

"Wirklich, mir geht's gut. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.."

"Und wieso schaffst du es dann nicht mir in die Augen zu schauen?", provozierte er.

"Du sollst mich einfach in Ruhe lassen!", schrie ich und er fasste mir sanft an die Schulter.

Ich sprang auf, schlug seinen Arm weg und wollte weg laufen. Einfach raus, doch er war schneller und zerrte mich zurück. Ich schlug mit Tränen in den Augen um mich, doch er fasste meine Arme und drückte mich gegen die kalte Badezimmerwand. Ich mied seinen Blick und guckte sauer auf den Boden.

"Was soll der Mist? Lass mich los!", schrie ich weiter und versuchte mich zu befreien, doch er war stärker. Sein Gesicht kam näher an meins und ich konnte seinen Atem auf meinem Gesicht spüren. Eine Gänsehaut durchfuhr mich.

"Ich will dir doch nur helfen", sagte er leise und ohne jegliche Anspannung.

Ich konnte den Tränen und dem Druck nicht länger stand halten und lies meine Lippen auf seine fallen. Seine Hände ließen meine los und ich wollte ihn grade umfassen, als er zurück sprang und mich mit großen Augen anstarrte. 

Wieso war ich so ein Idiot gewesen? Ich hätte wissen müssen, dass unsere Freundschaft nun kaputt war. Ich starrte ihn ebenfalls an und rannte dann augenblicklich aus dem Bad, stolperte auf der Treppe, richtete mich auf und rannte durch die Ausgangstür in die dunkle Nacht. Ich wollte einfach nur weg. Weg von all den grausamen Dingen, die mir durch den Kopf schwebten.

"Harry? Bist du hier?", rief eine Stimme im irischen Akzent und ich merkte, dass jemand näher kam.

"Lass.. lass mich einfach, Niall. Ich will einfach nur allein sein." Er seufzte und setzte sich neben mich auf die Bank.

"Und das werde ich nicht tun!", sagte er und starrte ebenfalls in die Dunkelheit.

So war Niall, ein Sturkopf. Doch im Moment war ich ihm Dankbar, denn ich war froh jemanden bei mir zu haben, der nicht viel fragte, sondern einfach nur da war. 

"Willst du Eine?", fragte er und hielt mir ein paar Weintrauben entgegen. Ich nahm mir zwei und verschlang sie.

"Wieso ist das Leben so.. so.. beschissen? Kannst du mir das mal verraten?"

Er schaute weiterhin grade aus und zuckte mit den Schultern.

"Ich weiß es nicht. Du musst einfach das Beste draus machen..", sagte er leise.

Ich dachte über seine Worte nach, doch sie ergaben keinen Sinn. Wie sollte ich das Beste daraus machen, dass ich in Louis verliebt war, doch er nun nie wieder mit mir reden würde?

"Ich denke das klappt nicht..", seufzte ich ebenfalls und ließ meinen Kopf auf seine Schulter fallen. Er rührte sich nicht und legte nur seinen Arm um mich.

Wusste er, was mir passiert war?

Die Zeit verstrich und wir saßen schweigend auf der Bank. Ab und zu ging die Tür auf und ein kleiner Lichtstrahl blendete uns, doch Niall blieb weiterhin bei mir. Er wusste, wann er gebraucht wurde. Er war einfach ein super Freund.

"Danke", murmelte ich und er reichte mir noch ein paar Weintrauben.

Strange FeelingsWhere stories live. Discover now