We've got a bit of love/hate!

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Da standen wir nun. Schweigend starrten wir uns an. Niall suchte verzweifelt nach Worten und man sah ihm an, dass ihm jegliche klaren Gedanken fehlten. Er schaute mich flehend an etwas zu sagen, doch ich starrte ihm in seine blauen Augen und verlor mich darin. Für einen kurzen Moment war ich wieder in meiner kleinen, perfekten Welt.

Endlich konnte ich mit jemandem sprechen.

Endlich war es vorbei mit der Heimlichtuerei.

Endlich war das Versteckspiel zu Ende.

"Harry?", stammelte Niall.

Er riss mich zurück in die Realität und mein Körper, der nur wenige Sekunden zuvor unter voller Anspannung stand, fühlte sich wie gelöst an. Als hätte jemand die schwerste Last von mir genommen, dabei hatte ich noch nicht einmal mit Niall gesprochen. Meine Mundwinkel zogen sich von alleine nach oben und ich lächelte ihn erleichtert an.

"Sag mir.. also.. ich weiß gerade nicht.. wie ich.. also.."

Seine Stirn glänzte leicht im Licht der Deckenlampe und seine blonden Haare, die ihm leicht ins Gesicht fielen, wurden langsam feuchter. Auch seine Ohren verfärbten sich in ein leichtes rose und Niall fing an, sich nervös im Nacken zu kratzen.

"Nur zu", gab ich zufrieden zurück und ließ mich auf sein Bett fallen, stützte mich auf meine Hände und wartete darauf, dass er etwas sagte.

Er schluckte und starrte überfordert auf den Laminat.

"Du.. und Louis. Ich weiß, dass man immer gesagt hat, dass da was zwischen euch ist.. aber.. aber das war doch alles nur Spaß.. oder? Ich meine.. das würde doch nie real werden.. stimmt's?"

Mein Blick wanderte von seinen Augen, hinunter zu seinem schwarzen Cardigan, über die weinrote Hose und verweilte auf seinen nackten Füßen. Wieder erhoben sich meine Mundwinkel und ich dachte kurz nach. 

Bis vor kurzem hatte ich es mir nie erdacht, überhaupt irgendwem von der ganzen Sache mit Louis zu erzählen und nun konnte ich es kaum abwarten, dass Niall mich darauf ansprach. Eine leichte Aufregung machte sich in mir breit.

"Angenommen es wäre doch so. Was würde dann sein?"

"Ich.. also.. ehrlich gesagt, ich weiß es nicht." 

Mein Blick ruhte immer noch auf seinen Füßen.

"Würde man uns verspotten? Könnte man uns nicht mehr ernst nehmen, weil wir schwul wären? Was würde die Zeitung über uns schreiben? Würde man uns überhaupt noch verehren geschweige denn uns unterstützen?" 

Ich fühlte mich stark und stand zudem was ich war. Ich hätte Niall noch tausend weiter Fragen stellen können, doch er wurde immer leiser und seine Ohren verfärbten sich immer mehr.

"Ich wollte doch nur wissen..", doch ich unterbrach ihn.

"Nein, ich will etwas wissen. Würdest du mich oder eher gesagt uns noch weiterhin als deine Freunde akzeptieren? Oder wäre es das Ende mit uns?" Mein Blick wanderte zurück zu seinen blauen Augen, die sich mittlerweile mit Tränen gefüllt hatten. Er sah weiterhin überfordert aus, doch sein Gesicht hatte sich verfinstert.

"Ich.. ich kann nicht glauben, dass du so von mir denkst. Dass ich so oberflächlich sein könnte. Ehrlich, Harry. Ihr seid meine Familie.. meine Brüder! Ich würde euch doch niemals wegen eurer.. was auch immer ihr da habt.. abschreiben!"

Eine Träne lief ihm schrittweise über die Wange, doch sein Blick veränderte sich nicht. Ich richtete mich langsam auf und merkte, dass ich eine Grenze überschritten hatte. Schuldgefühle brodelten in mir auf und ich stand langsam von Nialls Bett auf. Ein Kloß machte sich in mir breit und ich bewegte mich vorsichtig auf ihn zu.

"Ich.. es tut mir leid, Niall. Natürlich bist du nicht so. Tut.. tut mir leid."

Ich stand vor ihm, öffnete ihm meine Arme und er erwiderte die Umarmung, doch er mied meinen Blick. Für einen Moment standen wir da, Arm in Arm, bis wir uns von einander lösten. Langsam erhob er seinen Blick und schaute mir in die Augen. 

"Und jetzt sag mir, was ist da los mit euch?" Er grinste und auch ich musste lachen.

"Okay", sagte ich. "Setz dich. Es ist eine lange Geschichte.. von der niemand weiß."

Wir setzten uns an das Kopfende seines Bettes und lehnten mit dem Rücken gegen die Wand und starrten beide geradeaus.

"Ich weiß nicht wie das alles überhaupt passieren konnte. Es war bei einem Auftritt.. nehme ich an. Als ich Louis alleine in diesem Scheinwerfer Licht sah.. naja.. da ist es wohl oder übel passiert. Ich hatte auf einmal diese.. Gefühle. Anfangs dachte ich mir, dass ich mir das Ganze nur eingebildet hatte.. doch es ging nicht weg und wurde von Tag zu Tag stärker. Deshalb habe ich die meiste Zeit, vor dem Unfall, alleine verbracht. Ich hab es einfach nicht mehr ertragen und alles versucht, damit es aufhört.. doch es ging nicht weg. Irgendwann wurde der Druck so groß, dass ich es ihm erzählen musste. Ich konnte nicht weiter mit diesem Geheimnis leben. Oh, Gott. Das hört sich ja so verdammt dämlich an.. aber naja, so war es. Bei der Hausparty.. erinnerst du dich? Da hab ich es ihm gesagt. Beziehungsweise hat er mich dazu gedrängt. Und dann kam es soweit, dass ich ihm einen Kuss aufgedrängt habe.. ungewollt. Naja, ich habe angenommen, dass er vielleicht das Gleiche empfinden könnte.. doch er sprang erschrocken zurück.. also hab ich die Fliege gemacht. Naja, und dann kamst du, weißt du noch?"

Ich drehte meinen Kopf nach rechts und er nickte. Er sah etwas blass aus, doch er drängte mich weiter zu erzählen.

"Wo war ich? Ach ja. Als du auf Klo warst, hat Louis mir dann gesagt, dass er das Gleiche fühlt. Später habe ich ihn dann knutschend mit seiner Begleitung vorgefunden.. und dann wollte ich einfach nur weg. Ich kam mir komplett verarscht vor, verstehst du? Und dann ist es halt passiert. Der Unfall. das Krankenhaus.. du weißt ja."

Ein komisches Gefühl durchfuhr meinen Körper bei dem Gedanken an die Vergangenheit. 

"Oh.. und dann kam Eleanor.. stimmt's?" Ich seufzte.

"Jaa, ich weiß nicht wie oft er mir seine Liebe gestanden hatte und dann das. Ich hab mich einfach total.. leer, verletzt und kaputt gefühlt. Seine Begründung war das Koma.. doch ich konnte das nicht hinnehmen und wollte einfach nichts mehr von ihm wissen. Er war für mich gestorben.."

Für einen Moment schwiegen wir uns an.

"Und wie habt ihr euch wieder versöhnt?"

"Das lag eigentlich an euch.. naja, und Eleanor. Als du mich angerufen hattest, dass sie ihn betrügt, gefiel mir der Gedanke zu erst. Es war wie ungewollte Rache. Doch dann meintet ihr, dass ich ihm davon erzählen sollte und als ich dies tat, konnte ich nicht mit ansehen, wie er geweint hatte. Für einen Moment hatte ich all seine Fehler vergessen und wollte ihm einfach nur ein Freund sein. Doch diese Nähe war einfach nicht gut für uns, denn irgendwann ist es dann passiert. Also eigentlich bin ich noch zurück in mein Zimmer geflohen, doch er kam mir nach, wir haben uns vertragen und komischerweise kam es dann erneut zu einem Kuss.."

"Nur ein Kuss?", grinste Niall.

"Oh, Nialler. Du weißt ja schon viel zu viel." Ich stand auf, grinste ihn an und streckte ihm die Zunge raus. "Danke.. fürs zuhören. Es tat mal gut, endlich drüber sprechen zu können."

"Kein Thema.. aber wie geht es jetzt mit euch weiter?"

Ich überlegte und hatte den Plan von Louis und mir im Kopf, doch ich hatte ihm versprochen es keinem zu sagen, also log ich Niall an.

"Keine Ahnung. Es bleibt mal noch alles so wie es ist.. okay?"

"Ich schweige wie ein Grab", sagte er und drückte sich die Hand vor den Mund.

"Danke", sagte ich erneut, zwinkerte ihm zu und verließ dann sein Zimmer.

Strange FeelingsDonde viven las historias. Descúbrelo ahora