Kapitel 1 - Die Siraner

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Empfohlene Begleitmusik: Nihavent Oriental-Cafe Anatolia
15 Jahrhundert nahe des Schwarzen Meers
(Karadeniz)
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Es war mitten in der Nacht als ich an diesen einsamen, düsteren See saß.
Ich verbrachte oft die Zeit hier, es war wie ein Ort an dem ich meine Ruhe hatte. Es war sozusagen mein Fluchtort von der Realität. Von dieser grausamen Realität.

Hier ließ ich meinen Gedanken freien Lauf und konnte alles tun und sagen was ich wollte.
Hier gab es nichts und niemanden der diese wundervolle Stille unterbrechen konnte.

Der Mond spiegelte sich im See wieder und das Wasser wirkte funkeldener als sonst. Ich schaute mich in der Spiegelung des Wassers an und erkannte mich kaum wieder.

Sah ich etwa schon immer so...traurig aus? Meine Tränen tropften ununterbrochen die Wange hinunter und ich legte mich erneut auf den steinigen Untergrund. Aber wann sah ich jemals in meinen Leben glücklich aus? Immer wenn es mir schlecht ging, flüchtete ich zu diesem See. Wenn mir alles zu viel wurde...zu viel von den anderen.

Nun verbrachte ich die Zeit hier, während die anderen Stammesbewohner etwas feierten worüber ich nicht äußerst froh war.

Sie feierten meine arrangierte Hochzeit.

Diese konnte man kaum arrangiert nennen, da ich dagegen war. Es war eher eine Zwangsehe aus politischen Gründen.

Weil mein Vater der Stammesführer war, entscheidete er, dass man mich mit einem Mann vermählen werde aus einen wohlhabenden Stamm, der sich mitten im Süden des osmanischen Reiches befand.

Etwas wie die echte Liebe, gab es hier selten und vor allem durfte ich mir selbst nicht meinen Patner aussuchen.

Sie nutzten mich nur aus, damit unser Stamm wieder in Schwung kam und dieser so besser überleben konnte.
Ich musste mich sozusagen für sie alle opfern, auch wenn ich dabei unglücklich sein würde.

Ich war wie eine Ware auf dem Markt, die ausgetauscht wurde gegen etwas anderes.

Warum musste ich immer so viel Schmerz erleiden? Ich fasste an meine Brust und spürte das Schlagen meines Herzens.
In mir war so viel Trauer, Wut und andere verschiedene Emotionen; die sich als ein Stechen umwandelten.

Mein Stamm war ein äußert kleiner Stamm, der viel durchlitten hatte in der Vergangenheit.

Man erkannte uns an dem dunklen Haar und den hellen strahlend leuchtenden Augen.

Natürlich gab es auch welche die goldenblondes Haar besaßen, die den Menschen aus den Westen ähnelten, aber dies war jedoch äußerst selten.

Wir waren die Siraner.

Die Frauen trugen bei uns oft einen Schleier über den Kopf, andere wiederum auch nicht. Ich musste schon seit meiner Pubertät einen Schleier tragen, jedoch konnte man meinen Haaransatz bewusst sehen.

Vermutlich war diese Verheiratung das nützlichste was ich für meinen Stamm und meine Eltern getan habe.

Meine Familie hatte einen hohen Rang durch meinen Vater und ich als seine Tochter galt als "Schönheit, somit waren oft die Augen auf mich gerichtet.

Meine Eltern selber, wollten nie eine Tochter. Viel mehr wollten sie einen Sohn, der der nächste Stammesführer sein würde. Ein Mädchen war da sehr enttäuschend, deswegen verstießte er mich.

Viele unserer Leute, achteten auf jeden einzelnen Schritt den ich hinterließ, sodass sie immer etwas zu bemängeln hatten.

Obwohl ich sehr streng erzogen wurde von meinen Eltern, versuchte ich trotzdem auf irgendeine Weise frei zu sein.

Die letzte SiranerinWhere stories live. Discover now