Weiß | 3

5.6K 440 34
                                    

"Was du, Rotkäppchen?", lachte Derik neben mir spottend auf und die kräftigen Männer um uns herum stimmten mit ein. "Siehst du hier etwa noch jemanden stehen?", warf Elijah, dem größeren ironisch entgegen und verdrehte seine Augen. Er kam auf mich zu. "Ich besuche meine Großmutter, da lässt sich eine kleine Rettungsaktion auf dem Hinweg einrichten.",, erklärte er mir und deutete auf seinen Bastkorb. Sein Blick ging zu Derik hoch, und wurde kalt. "Und da sich sonst nur Feiglinge im Dorf herum treiben, lässt sich wohl kein anderer finden.", setzte er gezielt provokativ nach. "Wie hast du mich gerade genannt, du Zwerg?!" knurrte Derik wütend und baute sich vor dem deutlich kleineren auf.

"Warte Derik!", ich warf mich zwischen die beiden und blickte zu meinem Freund hinauf. "Er ist der einzige der mich begleitet.. wenn du ihn verletzt kann ich den Jungen nicht retten.", verteidigte ich den Blonden. Derik könnte mich ja auch begleiten, doch er will anscheinend nicht, obwohl er gemeinsam mit Shawn, als die mutigste Person des Dorfes galt. .

"Gut.. da wir das geklärt haben, lass uns bitte gehen. Ich möchte noch vor Anbruch der Dunkelheit zurückkehren.", unterbrach Elijah das Blickduell,welches Derik und ich uns lieferten und setzte sich in Bewegung. "Bitte teile Shawn mit, dass Elijah mich begleitet.", bat ich Derik noch hastig, während ich mich bereits abwendete und dem etwas kleineren nachlief.

Zum Glück konnte man ihn dank seines roten Umhanges ziemlich leicht im Wald erkennen. Allerdings würden ihn doch so auch Tiere schneller sehen können und uns angreifen. Ich frage mich wirklich, wie er jedes mal unbeschadet zum Haus der Alten kommt. Vielleicht kennt er ja ein paar gute Tricks. "Sag mal Elijah.. warum trägst du eigentlich diesen Umhang?", erkundigte ich mich bei ihm um die Stille zu durchbrechen. "Er schützt mich vor Bären und Wölfen.",erklärte er simpel und ich erhaschte nur einen knappen Blick in sein Gesicht, bevor er die Kapuze tiefer in dieses zog. "Wie meinst du das? Sie sehen dich doch so erst recht.", ich verstand nicht im geringsten wie das funktionieren sollte. "Oh man.. und ich dachte ihr Jägersleute wärt schlau.", seufze er einmal tief. "Bären und Wölfe greifen selten Menschen an. Sie gehören nicht zu ihrer Beute. Rot ist eine Warnfarbe,auch im Tierreich. Giftige Tiere haben meist bunte Farben, wie manche Frösche." erklärte er mir. Fasziniert von seinem Wissen sah ich ihn an. Das wusste ich noch alles gar nicht. Frösche sollen bunt sein? Allerdings konnte ich ihm das nicht alles so anstandslos glauben. "Aber wir werden trotzdem angegriffen.", wendete ich ein. "Ja, allerdings. Ihr schmiert euch ja auch mit Rehdung und Schlamm ein ,um von den Wölfen nicht als Gefahr gewittert zu werden. Für Wölfe riecht ihr also wie ein saftiges Reh. Bären hingegen greifen euch nur an, weil ihr euch immer wieder in deren Territorien schleicht und euch nicht korrekt verhaltet. Sollte dir das nächste mal wirklich ein Bär gegenüber stehen, rede einfach. Er weiß dann, dass du ein Mensch bist und kein bedrohlicher Feind. Geh langsam zurück bis du das Gefühl hast er verfolgt dich nicht mehr. Solltest du wirklich mal mit einem Bär kämpfen, wo Flucht unmöglich ist, stell dich tot. Selbst wenn der Bär dich anstupst bleib einfach ruhig liegen, auch wenn er schon weg ist. Bären beobachten oftmals nur aus der Ferne. Um eine Konfrontation mit einem Bären zu vermeiden, empfiehlt es sich laut redend durch den Wald zu gehen. Bären sind eigentlich recht scheu.", erzählte er mir und ich ihm hörte gespannt zu. "Wow..", meinte ich ziemlich baff. Das wusste ich noch nicht. "Woher weißt du das alles?", fragte ich begeistert. "Meine Großmutter hat ein paar Bücher über Tiere.", antwortete er so, als sei es gar nichts besonderes. "Die muss ich mal lesen!", teilte ich ihm mit und strahlte über das ganze Gesicht. Vielleicht halfen diese Tricks ja wirklich? Wir könnten also einen Bärenangriff überleben.. Viel wichtiger wäre es jedoch einen Wolfsangriff zu überleben.

"Hier ist die Eiche.", kam es wieder aus dem Mund des Blonden. Ich vertrieb meinen Wissensdurst erst einmal, um mich auf meine Umgebung zu konzentrieren. "Er war also auch schon hier.", stellte ich fest, als ich die Kerben in der Eiche sah. An einer Stelle war der Schnee eingedrückt, als wäre er dort hingefallen und weggezogen worden. "Seine Axt liegt nicht hier.", stellte Elijah fest, woraufhin dies auch mir auffiel. "Vielleicht hatte er sie noch in der Hand, als er überfallen wurde und konnte sich damit verteidigen? ", spekulierte ich hoffnungsvoll. "Finden wir es heraus.",stimmte Elijah mir zu und ging voraus, den Schleifspuren im Schnee hinterher.

He is Mine [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt