Mintgrün 23

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Elijah POV 

"Ann, was ist das für ein Trank?" fragte ich die ältere Dame die gerade dabei war die Suppe in dem Kessel umzurühren. "Oh, das ist eine Medizin die ich selten einnehme, für mein Herz. Es ist schon schwach und braucht die stärkenden Kräuter." erklärte sie mir lächelnd. Ich stellte die Glasflasche wieder zurück an ihren Platz, neben die weiteren Flaschen. Ann war wohl selber eine Heilerin, immerhin hat sie ziemlich viele Tränke hier stehen. Mein Blick huschte weiter durch das Regal mit den Behältern. Fast jede Flüssigkeit hatte eine Farbe, doch eine schien besonders zu sein. Es war ein helles grün, etwas bleich doch sehr klar. Irgendwie stach es hinaus, weswegen ich einfach nachfragen musste.  "Und was ist mit diesem Trank?" hackte ich nach und nahm vorsichtig die etwas kleinere Flasche. "Oh sei vorsichtig damit Elijah.. dieser Trank ist sehr kostbar." bat sie mich etwas besorgt und eilte zu mir rüber. Vorsichtig nahm sie das Fläschchen aus meiner Hand und musterte es. "Manchmal, wenn ich traurig bin, nehme ich einen kleinen Schluck und dann bin ich wieder fröhlich. Es ist jedoch schwer an die passenden Zutaten zu kommen, also verschütte bitte nichts." bat sie mich und lächelte mich sacht an. "Oh.." machte ich und blickte gedankenverloren auf den Trank. 

"Verzeih Ann.. ich wusste nicht, dass er so wichtig ist." entschuldigte ich mich und sah sie wieder an. "Aber ich bin froh, dass du ihn hast." setzte ich nach. Ich glaube es ist jetzt der beste Zeitpunkt um ihr bescheid zu sagen, wer weiß wann die Ritter hier aufkreuzen. "Irgendwann muss ich nämlich gehen und sehr wahrscheinlich kann ich vorher nicht Lebe wohl sagen. Es kann also mal sein, dass ich eines Tages nicht mehr zu dir kommen kann." erklärte ich ihr und konnte nicht anders als ein wenig traurig zu klingen. Ich mochte sie sehr. Sie gab mir das Gefühl gebraucht zu werden. "Ich hoffe der Trank hilft dann etwas." setzte ich nach und beobachtete wieder die grünliche Flüssigkeit. 

"Oh das klingt ja furchtbar." meinte Ann und legte eine Hand auf meine Schulter. Zustimmend nickte ich. "Weißt du, wie wäre es, du nimmst einen kleinen Schluck? Du wirst dich danach viel besser fühlen und wir können unsere restliche Zeit etwas genießen. Sieh es als vorzeitiges Abschiedsgeschenk an, zusammen mit den Erinnerungen an mich." schlug sie mir vor und öffnete die Ampulle. Überrascht sah ich sie an, doch ihre Augen versprühten Sanftheit und ein wenig Liebe. "Ich nehme auch einen Schluck." erklärte sie mir, wahrscheinlich um mein Vertrauen zu gewinnen. Sie setzte die Flasche an und trank einen kleinen Schluck aus ihr. 

Dann bekam ich die Flasche. Der Inhalt roch süßlich und mit einer auffordernden Geste von Ann nahm ich ebenfalls einen kleinen Schluck. Der Trank schmeckte ziemlich süß, in etwa wie Honig. Es war schwer nach dem einen Schluck abzusetzen, doch da die Zutaten schwer zu beschaffen waren, und ich Ann nicht noch mehr Arbeit machen wollte, riss ich mich zusammen. "Die Wirkung setzte gleich ein." erklärte sie mir während sie die Flasche zurück stellte und sich wieder dem Essen zuwendete. 

Geduldig setzte ich mich auf einen der zwei Stühle die am kleinen Tisch standen. Ich frage mich, wie der Trank wirken würde. Ob er wirklich funktioniert? Ich war seit einer ganzen weile nicht mehr wirklich fröhlich und deswegen etwas aufgeregt. 

Ich bemerkte, wie meine Sicht etwas zu wanken geriet. Sachen schienen sich zu bewegen, obwohl es nicht möglich war. Konzentriert beobachtete ich die Oberfläche vom Tisch, die sich irgendwie zu bewegen schien. Wie ist das möglich? Ist es der Trank?

Als ich auf sah, sah ich noch weitere Dige die sich hin und her bewegten, ähnlich wie Würmer oder so. Ich kniff meine Augen leicht zusammen um meine Sicht besser zu fokussieren, doch es brachte nichts. 

Ist ja auch egal. So schlimm ist es nicht. Fasziniert beobachtete ich weiter stumm die sich bewegende Einrichtung. Ich fühlte mich irgendwie.. leicht. Meine Lider wurden schwerer und irgendwann schloss ich meine Augen einfach. 


Als ich sie wieder öffnete sah ich das Gesicht meiner Großmutter, nur irgendwas war komisch.. Irgendwas an ihrem Gesicht. "Großmutter, warum hast du so große Ohren?" fragte ich verwundert, ohne den Blick aus ihrem Gesicht - welches meinem ziemlich nah war, abzuwenden. "Damit ich dich besser hören kann, mein Kind." antwortete sie mir in einer lieblichen, doch irgendwie fremdartigen Stimme. "Und warum hast du so große Augen?" hackte ich nach und blickte in diese großen, sumpfgrünen Augen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass meine Großmutter solche Augen hatte... "Natürlich damit ich dich besser sehen kann." entgegnete sie wieder und lächelte mich breit an. Etwas erschrocken von der unnatürlichen breite ihres Mundes und den großen, irgendwie gefährlich aussehenden Zähnen darin, versuchte ich zurück zu weichen, doch es ging nicht. Es war, als läge ich auf dem Rücken und blickte zu ihr hoch. "Großmutter! Warum hast du denn so einen großen Mund?" fragte ich etwas aufgewühlt. Mir gefiel das gar nicht. Mein Herz raste als das grinsen immer grausamer wurde und die Zähne immer spitzer. "Damit ich dich besser fressen kann." es war nicht mehr die sanfte Stimme meiner Großmutter sondern eine dunkle, knurrige Stimme die in meinen Kopf drang. Ich spannte meinen Körper an, auch wenn ich nicht viel davon spürte. 

Alles fühlte sich taub an. Ich spürte weder Arme noch Beine. Was würde ich sehen, wenn ich meine Augen öffnete? Würde ich sehen, wie die Hexe sich an mir labte? Mir meine Gedärme aus dem Bauch zog und sie in sich hinein schlang? Würde ich sehen, wie sie mich aufschnitt um mich wie einen Fisch auszunehmen? Ich wollte es ehrlich gesagt nicht wissen, also behielt ich meine Augen geschlossen. 

Mein Herz pochte laut in meinen Ohren wieder und verriet mir, dass ich jedenfalls noch lebte. Wie lange würde das anhalten? Wann höre ich diese Pochen nicht mehr und wann ist es endlich vorbei? 

Eine warme Hand legte sich auf meine Wange. Ich presste die Augen noch fester zusammen und wendete meinen Kopf ab. "Alles gut Elijah.. mach die Augen auf." eine dunkle Stimme war hörbar, doch sie klang nicht feindlich.. irgendwie vertraut? Ich überwand also meine Angst und öffnete meine Augen. Das Gesicht der Alten war verschwunden, dafür war ein anderes da. Ich konnte es nicht richtig erkennen, meine Sicht war irgendwie total verschwommen. Er schien schwarze Haare zu haben oder dunkle braune.. Noah vielleicht? 

Sein Gesicht kam näher und ich erkannte diese signifikanten rote Augen. "Luxus.." flüsterte ich leise, nicht damit gerechnet ihn nochmal wieder zu sehen. "Immer bringst du dich in Gefahr. Kann es sein, dass du mich für einen Prinzen hälst, der immer dann angelaufen kommt, wenn dein Leben auf dem Spiel steht?" säuselte er, irgendwie sanft doch amüsant und neckend zugleich. "Machst du das nicht auch immer?" erwiderte ich nur schwach und behielt meinen Blick krampfhaft auf seinem Gesicht. Ich wollte nicht die Hexe erblicken. Ich spürte Vibration an meinem Körper und Wärme. Gleichzeitig sah und hörte ich ihn lachen. Trug er mich etwa? "Verlass dich nicht zu sehr auf mich, Rotkäppchen. Ich bin immer noch ein Wolf." zwinkerte er und eine sanfte Brise wehte durch mein Haar. "Du siehst gerade nicht aus wie einer." wendete ich erneut leise ein, und wieder lachte er kurz und leise auf. "Mag sein." er lächelte mich sacht an, doch hob dann seinen Kopf. Er sah gerade aus, wahrscheinlich weil er mich wirklich trug. "Wo ist die Hexe?" wollte ich wissen und drehte meinen Kopf leicht. Grobe Umrisse der Einrichtung waren erkennbar, die ich hinter dem dichten Schleier der Verschwommenheit ausmachen konnte. Neben der Einrichtung sah ich auch viel Blut auf Dem Boden und teils an den Wänden. "Mach dir keine Gedanken um die.. sie kann dir nicht mehr weh tuen." versicherte mir Luxus Stimme in einem sanften, doch ernsten Ton. 

Erneut drehte ich meinen Kopf und winkelte ihn etwas an. Ich lehnte ihn gegen die Brust von Luxus, der mich hoffentlich hier weg brachte. Ich wollte dieses schreckliche Haus hinter mir lassen. Nur noch dumpf im Hintergrund hörte ich, wie man meinen Namen rief. Ich war zu müde um zu reagieren und schlief deswegen nochmal einfach ein. 

He is Mine [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt