Neugierige Augenpaare | 56

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Noah POV

Nun war auch Luxus verschwunden. Eines Abends kam er von seiner Suche einfach nicht mehr zurück, obwohl es eigentlich Zeit für seinen Bericht wäre. Ich hatte die Hoffnung, irgendein Jäger hätte ihn erwischt und würde ihm das Fell über die Ohren ziehen, doch so wie ich diese Bestie kämpfen gesehen habe, war das wohl reines Wunschdenken. Man bräuchte eine halbe Armee um ihn zu erlegen - die ich leider nicht besaß.

"Noah!", hallte mein Name durch die Flure wieder. Wie von alleine kamen meine Beine zum stehen und ich drehte mich zu der Person um, die mich gerufen hatte. Ihre blonden, glatten Haare waren seidig gekämmt und ihr zierlicher Körper steckte in einem teuren Kleidchen. Sie war wahrscheinlich nur 15 oder 16, doch sah in diesem Aufzug deutlich reifer aus. Leider vertuschte aber der teure Schmuck und die Kleider nicht ihren Charakter, der mir ziemlich auf die Nerven ging.

Ich wartete geduldig bis Legina mich auf ihren Schuhen mit Absätzen eingeholt hatte, das Kleid dabei hoch haltend bevor sie ein weiteres Mal hinfiel. Ihre Wangen hatten einen gesunden rosigen Ton und ihre Augen glitzerten voller Freude. Was hatte sie denn jetzt schon wieder? Bekam sie eine neue Halskette von Vanni geschenkt? "Rate mal was für Neuigkeiten ich habe!", forderte sie mich breit grinsend auf. Ahnungslos und mit wenig Lust auf ihre Spielchen, zuckte ich bloß die Schultern. "Sag es mir.", bat ich sie, um die Unterhaltung abzukürzen. Unzufrieden mit meinem Desinteresse verzogen sich ihre rot bemalten Lippen zu einem Schmollen. Ihre Stirn legte sich in Falten und ihre Hände stemmten sich in ihre, durch ein Korsett verdeutlichte, Taille. "Nein, du ratest!", schnaufte sie etwas verärgert und funkelte mich an. Mit einem Seufzen massierte ich mir den Nasenrücken. "Das heißt 'rätst'.", verbesserte ich sie und versuchte mich irgendwie etwas aufzumuntern. Solch eine Art sah mir gar nicht ähnlich, doch die Sache mit Elijah zog mich doch ziemlich runter.

Bockiger als zuvor, verschränkte sie nun ihre Arme und das Funkeln in ihren Augen wurde schärfer. "Jetzt kannst du dumm sterben!", zischte sie scharf, doch bekam nur ein weiteres desinteressiertes Schulterzucken. Noch bevor ich mich jedoch abwenden konnte um in die Bibliothek zu gehen, hallte mein Name erneut durch die Flure. Diesmal war es Ibis, der eilig auf uns zu lief. Legina ignorierte er gekonnt und packte mein Handgelenk. Erschrocken zog ich Luft in meine Lungen und sah ihn perplex an. Was wird das?

Seit der Frage, ob er Gefühle für mich hat, haben wir uns kaum noch gesehen. Irgendwie sind wir uns beide aus dem Weg gegangen und in mir kam schon das Gefühl auf, ob ich nicht etwas falsch gemacht hatte. Doch wo ich ihn jetzt so sah, waren die Sorgen wie weggeblasen. "Elijah ist zurück!", teilte er mir mit und rannte dann auch schon, mit meinem Handgelenk in seiner Hand umschlossen, los. Etwas überfordert stolperte ich ihm hinterher und brauchte einige Momente um die gerade genannte Information zu verarbeiten.

Zu mir kam ich jedoch erst, als Ibis die Haupttür aufstieß und ich ihn sah. Sein goldenes Haar, welches durch den leichten Wind wild herumgewirbelt wurde, seine schlauen Augen, die sich auf mich richteten, und das leichte Lächeln, welches sich auf seine Lippen legte. Ibis ließ mein Handgelenk los, und ich stürzte beinahe schon die Treppen hinunter. Elijah entschuldigte sich mit einer kurzen Gestik bei den anderen Personen - die ich bisher noch nicht wirklich wahrgenommen hatte. Er kam mir entgegen und ließ sich von mir in meine Arme ziehen. Sein Körper fühlte sich wirklich gut an, wenn ich ihn so hielt.

Ich vergrub meine Nase in seinem Haar und schloss meine Augen, um mich allein auf ihn und seine Wärme zu konzentrieren. Am liebsten würde ich ihn nie wieder loslassen, doch das war wohl unmöglich. Ein sachter Druck wurde auf meiner Brust spürbar und ich gewährte Elijah sich von mir etwas zu entfernen. Seine Augen nahmen meine gleich gefangen und er studierte mein Gesicht auf das kleinste Detail. Wahrscheinlich sah er gerade den glücklichsten Noah, den diese Welt zu bieten hatte. "Ich bin so froh, dass du wieder da bist.", lächelte ich und legte eine Hand auf seine Wange. Ich würde ihn jetzt so gerne küssen.

He is Mine [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt