Kapitel 77

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Jeongguks Sicht:

Die Ärzte haben mich nach meiner Untersuchung in Taehyungs Zimmer gebracht und mir gesagt, dass ich während der Nacht eine Beatmungsmaske tragen sollte, da ich nicht so viel Luft bekomme im Schlaf. Die Geräusche der Geräte werden mir sicherlich auf die Nerven gehen, aber damit muss ich derzeitig Leben.

"Gukkie", höre ich Taehyung sagen und drehe meinen Kopf nach links, weil er dort in seinem Krankenbett liegt.

Er schaut mich still an und lächelt, was mich auch direkt zum Lächeln bringt. Langsam streckt er seine Hand nach meiner aus und ich tue dasselbe wie er und verschränke unsere Hände miteinander. Taehyung sieht mich zufrieden an und streichlt mir mit seinem Daumen über den Handrücken. Seitdem ich wach bin, geht er mit mir so sanft um, was mich so viel besser fühlen lässt.

"Ich will mit dir kuscheln, aber ich habe Angst dir weh zu tun", murmelt er schmollend, was mich etwas lachen lässt.

Ich ignoriere den Schmerz, der sich in meiner Brust ausbreitet und drücke Taehyungs Hand etwas. Er ist so süß, wenn er sich Sorgen um mich macht. Am liebsten würde ich ihn gerade abknutschen und durch knuddeln, aber ich kann mich nicht mal bewegen vor Schmerzen. Ich komme irgendwie noch nicht klar, so etwas aus Taehyungs Mund zu hören, geschweige denn so von ihm berührt zu werden.

Damals wollten wir uns fast jeden Tag prügeln und haben uns die schlimmsten Beleidigungen an den Kopf geworfen und jetzt liegen wir hier und sehnen uns nach der Liebe und den Berührungen des jeweils anderen.

"Händchen halten, ist doch auch schön", meine ich und lächle ihn schwach an.

"Für Kleinkinder vielleicht. Ich will dich dicht bei mir haben und nicht einen Meter von mir entfernt. Ich hasse Hyesung wie noch nie zuvor, dass er uns das angetan hat. Diesmal werde ich ihn nicht so einfach davonkommen lassen", murrt Taehyung und sieht mich zum Ende hin wütend an.

"Wir lassen ihn auf keinen Fall unbestraft. Ich will, dass er seine gerechte Strafe bekommt für das, was er uns angetan und was er Doyun angetan hat", gebe ich ebenso wütend zurück.

"Er soll durch die Hölle gehen", murmelt Taehyung und drückt meine Hand etwas zu fest, doch ich bleibe still und betrachte Taehyungs angespanntes Gesicht.

Doyun und er waren damals beste Freunde geworden, während ich mit Hyesung zusammen war. Man hätte meinen können, dass sie so wie Brüder waren. Ständig haben sie etwas zusammen unternommen und Taehyung stand Doyun in dieser harten Zeit bei und wollte ihn Glücklich machen, was er bestimmt geschafft hätte, wenn Hyesung nicht gewesen wäre und Doyun den letzten Stoß über die Klippe gegeben hätte.

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war ich so ein dummes Arschloch. In dieser Zeit war Taehyung noch aggressiver drauf als sonst und ich habe ihn ständig provoziert und mich über ihn lustig gemacht, obwohl er im stillen Leiden musste. Niemand weiß genau, weshalb Doyun sich wirklich umgebracht. Taehyung hat es immer für sich behalten.

"Hey Gukkie, was ist los?", fragt mich Taehyung irgendwann besorgt.

"Nichts", murmle ich leise zurück und spüre, wie mir paar Tränen aus den Augen fließen.

Wieso ausgerechnet jetzt? Energisch wische mir die Tränen weg und blinzle mehrere Male hintereinander, damit ich nicht noch mehr weine.

"Nach nichts sieht das aber nicht aus. Raus mit der Sprache, Schatz", meint er und sieht mich auffordernd an.

"Es tut mir einfach so leid. Nur wegen Hyesung und mir musst du immer leiden", entgegne ich leise und meine Unterlippe fängt an zu beben.

"Halt die Klappe, Jeongguk. Ich möchte sowas nicht hören und du bist an gar nichts Schuld. Du konntest ja nicht wissen, wie gestört Hyesung wirklich ist. Also halt die Klappe, bevor ich aufstehe und dir auf den Kopf haue!", meckert mich Taehyung förmlich an.

Ich schlucke etwas bei seinem Ton, aber ich nicke zur Antwort und wische mir hektisch die Tränen weg.

"Du hast ja Recht", meine ich und sehe an die Decke.

"Natürlich habe ich Recht, du Vogel! Und jetzt hör auf zu weinen. Ich habe dir doch gesagt, es tut mir weh, wenn du weinst", sagt er und bringt mich leicht zum Lächeln, da er meine Hand keine Sekunde lang losgelassen hat und mir immer wieder über den Handrücken streichelt.

Ich kann mich glücklich schätzen, ihn meinen Freund nennen zu können. 

I fucking hate you | TaekookWhere stories live. Discover now