Kapitel 160

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"Ich schwöre, ich will da nicht rein", sage ich zu Taehyung, während wir vor der großen Psychiatrie stehen, die nicht sehr einladend auf mich wirkt.

Das Gebäude könnte aus 1856 stammen und der Maschendrahtzaun um das Grundstück beunruhigt mich noch mehr als sowieso schon. Ich mache auf meinem Absatz kehrt und mache Anstalten abzuhauen, aber Taehyung schnappt sich meinen rechten Arm und hält mich davon ab.

"So schlimm wird es wohl nicht sein. Ich hatte vorhin auch Angst, dass ich vom Sheriff zerfleischt werde, aber so war es dann überhaupt nicht", erwidert Taehyung und lächelt mir aufmunternd zu.

Er hat gut reden. Die Polizeizentrale sieht auch nicht so aus, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen oder irgendwelche Dämonen frei lassen. Mich würde es nicht wundern, wenn die Patienten noch mehr Psychosen in diesem Gebäude entwickeln!

"Ich gehe aber nicht alleine. Du wartest auch im Eingangsbereich auf mich, so wie ich heute morgen auf dich gewartet habe!", verlange ich und klammere mich an seinen Arm.

"Ist ja gut! Können wir endlich rein gehen?", willigt er ein und verdreht seine Augen wegen meinem Verhalten.

Stumm nicke ich und werde im nächsten Moment von ihm mitgezogen. Ich verziehe mein Gesicht, da mir die ganze Sache hier nicht sicher vorkommt, aber sage nichts mehr, weil ich Taehyung nicht zum Ausrasten bringen möchte. Wir laufen über einen breiten Kiesweg, der geradlinig zur Eingangstür des Gebäudes führt und das mulmige Gefühl in meinen Bauch wird immer schlimmer. Tae öffnet die Eingangstür und zerrt mich beinahe mit rein, da mein Körper wie von selbst erstarrt und nicht weiterläuft.

"Jeongguk, stell dich nicht so an!", zischt er mich leise an, als wir einen großen Eingangsbereich betreten.

"Deine Mama", entgegne ich ohne großen Sinn dahinter und lasse seinen Arm widerwillig los.

Vor uns sitzt eine ältere Dame hinter einem Tresen und schreibt sich irgendwas auf. Überraschender Weise ist der Eingangsbereich in einem sterilen Weiß gehalten und sieht nicht so schäbig aus wie die Außenfassade. Zögerlich schreite ich auf sie zu und weiß nicht wirklich, was ich nun sagen soll. Ich drehe mich kurz zu Taehyung, der vor der Eingangstür stehen geblieben ist und seine beiden Daumen nach oben hält. Ich hasse ihn! An dem Tresen angekommen, bekomme ich auch sogleich ihre Aufmerksamkeit.

"Are you Jeongguk Jeon?", fragt sie mich plötzlich und öffnet eine Schublade um irgendein Heft herauszuholen.

Ich bejahe knapp und knete nervös meine Finger. Sie nickt und teilt mir mit, dass sie meine Anleiterin herufen wird. Das tut sie auch und ich nutze die Chance, um mich wieder zu Tae zu drehen, der nun an der Wand gelehnt auf mich wartet. Er lächelt mich an und schickt mir einen Luftkuss. Ich grinse los und schenke ihm schnell einen zurück.

Danach meint die ältere Dame, dass ich kurz warten muss. Ich bedanke mich bei ihr und sie winkt nur mit einer Hand ab, bevor sie sich wieder irgendetwas aufschreibt. Sogar die Angestellten sind hier komsich.

Unbeholfen stehe ich neben dem Tresen und schaue mich im Raum um. Es gibt neben der Eingangstür noch vier weitere Türen, die sich jeweils auf der linken und rechten Seite befinden. Die Türen sind Gitter und erinnern mich an ein Gefängnis. Nach mehreren Minuten kommt eine Frau mit braunen schulterlangen Haaren aus einer der Tür, die sich links befindet herausstolziert und sofort auf mich zu gelaufen. Sie sieht älter wie 35 Jahre alt aus und stammt wahrscheinlich aus Korea, da ihre Gesichtszüge darauf hinweisen.

"Es tut mir leid, Herr Jeon. Ich habe nicht erwartet, dass sie schon so früh hier sind. Ich bin Frau Park", entschuldigt sie sich bei mir und reicht mir lächend die Hand.

Taehyung ist daran Schuld, dass wir so früh da sind. Er hat mich dazu genötigt, zwei Stunden früher loszugehen, da wir nicht genau wissen, wo sich die Psychiatrie befindet und zu spät kommen würden, falls wir uns verlaufen hätten.

"Kein Problem. Ich bin Jeon Jeongguk, wie Sie schon wissen", lächle ich sie an und ergreife ihre Hand, die ich kurz drücke.

"Schön, dass Sie da sind. Ich würde mal vorschlagen, dass wir uns in mein Büro begeben und ein paar Dinge miteinander besprechen", sagt sie freundlich und weist mir mit einer schnellen Handbewegung an ihr zu folgen.

Mein Blick wandert zu Taehyung, der immer noch an der selben Stelle steht wie eben und mich von weitem angrinst. Ich schmunzle etwas und folge Frau Park dann in ihr Büro. Dafür müssen wir durch die Gittertür, aus der sie gekommen ist. Paar Meter weiter ist auch schon ihr Büro, welches sie mit einem Schlüssel aufschließt. Diese ganze Stimmung hier ist echt komisch.

I fucking hate you | TaekookWhere stories live. Discover now