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Am Freitag überreden mich meine Freunde noch feiern zu gehen. Als wir abends an der Bar zusammen erstmal einen Kurzen kippen, stelle ich fest, dass das eine gute Idee war. Hier, zwischen den lauten Geräuschen von der Musik mit dem dröhnenden Bass und Gesprächen der ganzen Leute, kann ich endlich etwas abschalten. Es fällt mir leichter, nicht mehr ununterbrochen an M zu denken.
Ich trinke noch ein paar Shots und spiele gegen Luke eine legendäre Runde Bier Pong, nach der mein Kumpel kaum noch geradeaus laufen kann.
Eigentlich ist es ziemlich witzig, wenn Luke besoffen ist, weil er dann immer super emotional wird, aber heute bin ich auch nicht besser dran.
Und so kommt es, dass wir nach zwei Stunden in der Ecke sitzen und Luke mir mit weinerlich Stimme sagt, dass er mich liebt und für wir für immer Freunde bleiben müssen. Normalerweise hätte ich wohl den Lachflash des Jahrhunderts bekommen, aber heute nicke ich und stimme ihm lauthals zu. Außerdem verabreden wir uns auch mit Cole und Derek für Mittwochnachmittag, da hat Luke Geburtstag und seine ganze Familie kommt, weil seine Eltern am gleichen Tag Silberhochzeit feiern.
Danach ist meine Erinnerung ziemlich verschwommen, ich erinnere mich nur noch dunkel, dass wir uns irgendwann weinend in den Armen lagen und irgendwas gesungen haben.
Am nächsten Morgen stelle ich fest, dass das Schöne an einem Filmriss ist, dass man nicht mehr genau weiß, wie peinlich man sich benommen hat und sich so nicht ganz in Grund und Boden schämt.
Mein brummender Schädel und die Tatsache, dass mich meinen Mageninhalt vorhin durch meinem Mund verlassen hat, ist allerdings weniger schön.
Ich weiß nicht, ob ich je so einen schlimmen Kater hatte und ich nehme mir, obwohl ich weiß, dass ich es eh nicht einhalten werde, vor, nie wieder mit Liebeskummer Trinken zu gehen.
Nachdem ich mich noch mal für ein paar Stunden hingelegt habe, geht es mir eigentlich wieder etwas besser. Leider aber nur so lange, bis Kelly, selbstverständlich ohne zu klopfen, in mein Zimmer spaziert und sich neben mich auf's Bett fallen lässt.

"Klar, du kannst gerne reinkommen", sage ich sarkastisch.

"Danke, echt lieb von dir", grinst die halbe Portion.

Entnervt vergrabe ich mein Gesicht in meinem Kissen und murre: "Was willst du?"

"Ich will wissen, warum du gestern Nacht gegen halb vier in mein Zimmer gekommen bist und mich gefragt hast, weshalb M dich nicht mehr liebt. Wer ist M?", sie sieht schon fast ein bisschen besorgt aus.

"Oh fuck! Niemand", brumme ich, ich muss gestern echt blau gewesen sein.

"Komm schon Sam! Jetzt erzähl, bitte. Dann sag ich Mum auch nicht, dass du bis über beide Ohren verliebt bist...", jetzt erpresst diese kleine Ratte mich schon! Das Problem ist, wenn Mum hört, dass ich verliebt bin, wird sie schon anfangen meine Hochzeit zu planen und ich werde keine ruhige Minute mehr haben. Und außerdem ist es mit Sicherheit angenehmer mit Kelly über meine Gefühle zu reden, als mit Mum.

"Na gut", murmele ich ergeben, "aber versprich mir, dass du das für dich behälst!"

"Klar", sie nickt und zum ersten Mal in meinem Leben bin ich froh darüber, wie erwachsen sie geworden ist.

"Also, ich kriege jetzt schon seit zwei Wochen Briefe von jemandem, der sich M nennt. Du hast doch bestimmt mein Outing mitbekommen, das war, weil M ein Junge ist. Und", ich hole tief Luft, "scheiße! Ich hab mich in ihn verliebt, aber er hat mir gestern keinen Brief geschrieben und ich hab Angst, dass ich's irgendwie verkackt habe!"

Meine Schwester runtzelt leicht die Stirn: "Okay... Und bist du Mal auf die Idee gekommen, dass er einfach nur Zeit zum Nachdenken braucht. Oder er könnte auch krank sein..."

Ich schlage mir mit der flachen Hand gegen die Stirn: "Du hast Recht, bestimmt mache ich mich grade voll umsonst zum Affen..."

"Ach was!", sie macht eine abfällige Handbewegung, "Das ist süß von dir! Mach dir Mal keinen Kopf, ich bin mir sicher M meldet sich wieder bei dir! Aber was ich doch eigentlich schon seit Donnerstag fragen wollte: Wissen Mum und Dad, dass du bi bist?"

Ich schüttel den Kopf: "Ne, noch nicht. Ich erzähl's ihnen demnächst Mal, wenn sich 'ne passende Gelegenheit bietet..."

"Okay. Erzählst du mir was von M?", fragt sie mich und eigentlich will ich widersprechen, aber irgendwie brechen die Worte nur so aus mir heraus.
So sitze ich also hier und rede eine ganze Weile mit meiner kleinen Babyschwester über Jungs....
Und verdammt! Ich muss zugeben, dass sie es echt gut drauf hat, mich zu beruhigen.

Hey:)
Und, mögt ihr Kelly? Beziehungsweise habt oder hättet ihr auch gerne so eine Schwester?
Ich bin mir da ja nicht so sicher, ich glaub das wäre ziemlich Segen und Fluch in einem... Und außerdem bin ich, glaub ich, auch ein bisschen so eine Schwester... :D
Naja, ich wünsch euch einen schönen Abend/Morgen/Mittag/was auch immer! XD
Ich hoffe, es hat euch gefallen, ich freu mich immer über Feedback!
Bis dann,
Eure c_in_medias_res

Oh mein Gott, ich hab gerade zufällig gesehen, dass diese Geschichte im Moment exakt 111 Views hat!!! Danke<3 :*

Wer bist du?Where stories live. Discover now