19

2.6K 156 3
                                    

Als ich in die Umkleide laufe, bin ich wahrscheinlich so ungefähr zum ersten Mal froh, dass das Training vorbei ist. Ich bin total hibbelig, Miles hat tatsächlich am Rand des Feldes gesessen und gelesen.
Unwillkürlich denke ich an den heutigen Brief zurück.

Lieber Sam,

Wie geht's dir?
Ich war heute unnormal gut drauf, solange bis meine Mum mich verwirrt gefragt hat, ob ich Drogen nehme oder heimlich eine Freundin hab. Das war's dann mit meiner guten Laune, stattdessen hab ich wieder dieses miese Gefühl. Ich weiß einfach nicht, was ich auf die Dauer machen soll, ich kann doch nicht erst meinen ersten Freund haben, wenn meine Mum tot ist oder so. Selbst wenn ich das so handhaben würde, hätte ich nach ihrem Tod wahrscheinlich ein dermaßen schlechtes Gewissen, dass ich einsam sterben würde. Aber wenn ich so weiter mache, werde ich sowieso mit fünfzehn Katzen enden, die mich auffressen, wenn ich sterbe.
Okay, genug Depression für heute!
Ich hoffe, du bist genauso zufrieden mit der Welt, wie ich vor meinem Gespräch mit Mum, dann läufst du nämlich mit einem wunderschönen Lächeln auf den Lippen durch die Gegend und ehrlich gesagt will ich mir diesen Anblick nicht entgehen lassen...

Ich liebe dich,
M

Nachdem ich mit lesen fertig war, musste ich tatsächlich lächeln, aber ich habe mich auch etwas gewundert, weil seine Briefe in den letzten Tagen immer so kurz waren. Nachdem ich Cole von meinen Sorgen berichtet habe, hat der nur die Augen verdreht: "Ist es nicht etwas offensichtlich? Du fängst jetzt an, dich mit ihm auseinander zu setzen, er muss jetzt also aufpassen, was er schreibt. Ist doch ziemlich logisch!"
Etwas peinlich berührt gab ich ihm Recht, da hätte ich wohl auch selbst drauf kommen können...

Naja, jedenfalls laufe ich jetzt geduscht und umgezogen auf Miles zu, der so in sein Buch vertieft ist, dass er mich erst nicht bemerkt. Ich räuspere mich leise: "Miles? Können wir los?"

Er zuckt überrascht zusammen: "Was? Achso, äh ja klar!"

Grinsend laufe ich neben Miles zu meinem Auto und lasse es mir nicht nehmen, ihm die Tür aufzuhalten. Seine Wangen nehmen wieder diesen typischen roten Ton an und er bedankt sich leise.
Die Fahrt verläuft größtenteils schweigend, aber ich empfinde es nicht als dieses peinliche "ich-versuche-verkrampft-etwas-zu-sagen-aber-mir-fällt-nichts-ein-Schweigen".
Zwischendurch unterbreche ich die Stille allerdings doch: "Hast du Hunger?"

"Ja", sagt er leise und gähnt.

"Sehr gut", antworte ich zufrieden, da ich bereits gestern geplant habe uns was zu kochen, "Meine Eltern sind noch bei der Arbeit, ich weiß aber nicht, ob meine kleine Schwester da ist."

"Okay", sagt Miles lächelnd und gähnt schon wieder.

Ich versuche mir ein Grinsen zu verkneifen: "Kann es sein, dass du müde bist?"

"So offensichtlich? Ja, ich hab nicht so gut geschlafen... Hab ich dolle Augenringe?"

Ich blicke ihm in die Augen und schaue schnell wieder auf die Straße, da ich erstens keinen Unfall bauen will und zweitens Angst habe, dass ich mich von diesem Ausblick nicht mehr so schnell losreißen kann. Seine schiefergrauen Augen fesseln einen einfach irgendwie. Als ich bemerke, dass ich vergessen habe, ihm zu antworten, sage ich hastig: "Nein, nicht wirklich..."

Bei mir zu Hause angekommen, stellen wir fest, dass nicht nur Kelly, sondern auch Mason da sind.

"Kochst du was?", fragt meine Lieblingsschwester kaum, dass ich die Tür aufschließe.

"Hi, freut mich auch dich zu sehen! Wie's mir geht? Ach, danke der Nachfrage, mir geht's blendend und dir?", antworte ich ironisch.

"Also kochst du jetzt oder nicht?", fragt sie und streckt mir die Zunge raus. "Oh, wen hast du denn da mitgebracht?", fügt sie hinzu, als sie Miles entdeckt, der gerade dabei ist, sich seine Schuhe auszuziehen.

"Das ist Miles, Miles die kleine Höllenbrut da ist meine Schwester Kelly. Ja ich koche, wo hast du eigentlich Mason versteckt? Ich sehe seine Schuhe, aber ihn nicht."

"Auf Klo. Also du bist Miles?", ich sehe förmlich, wie die Zahnräder in ihrem Kopf sich zu drehen beginnen und sie an den Abend zurück denkt, als ich betrunken war.

"Ähm ja", antwortet er leicht verwirrt.

"Kelly, kannst du bitte Mason einsammeln und hoch gehen? Ich rufe dich, wenn das Essen fertig ist."

Sie nickt und läuft mit einem wissenden Grinsen raus.

Ich zeige Miles den Weg zur Küche und weise ihn an, sich hinzusetzen.

"Ich kann dir auch helfen", versucht er zu wiedersprechen, aber ich schüttele den Kopf.

"Ne, vergiss es. Du bist der Gast!"

"Vielleicht sogar besser so, ich kann echt nicht kochen", sagt er grinsend, "meine Mum hat Mal ernsthaft überlegt mir Küchenverbot zu erteilen, nachdem ich zum dritten Mal was auf der Herdplatte oder im Ofen vergessen hab."

Lachend beginne ich das Hähnchen, das ich besorgt habe, zu würzen und während ich Miles von meinen ziemlich fruchtlosen ersten Küchenerfahrungen erzähle, stelle ich fest, dass ich ihn so fast noch lieber mag, als seine Briefe...

Sooo,
Ich hab grade ein bisschen die Krise gekriegt, weil Wattpad es wohl witzig fand, den Anfang vom Kapitel, den ich schon geschrieben hatte, zu löschen. Ich hab also von vorne angefangen, aber immerhin war ich noch nicht sooo weit und ich lag dabei am Strand...
Naja, was soll's...
Mal schauen, wann ich das nächste Mal WLAN hab und hochladen kann, es sei denn, der Tag, an dem ihr das lest, ist schon der 05.08., dann kommt "heute" noch was....
Bis dann,
Eure c_in_medias_res :)

Wer bist du?Where stories live. Discover now