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Sunny und ich verbrachten den Mittwoch damit, dass wir unsere Wohnung ausmisteten, während eine weitere Aufgabe (die ich mir selbst gegeben hatte) war, Sunny das feiern  auszureden, da sie weiterhin felsenfest behauptete da hingehen zu wollen

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Sunny und ich verbrachten den Mittwoch damit, dass wir unsere Wohnung ausmisteten, während eine weitere Aufgabe (die ich mir selbst gegeben hatte) war, Sunny das feiern  auszureden, da sie weiterhin felsenfest behauptete da hingehen zu wollen. Aber mich widerstrebte dieses vorhaben. Mir selbst hing immer noch der Rausschmiss von Raoul in den Knochen und Sunny musste es bestimmt tausendmal schlechter gehen.
Außerdem war trinken eindeutig keine Lösung und ich hatte das ganz starke Gefühl, dass Sunny die letzten paar Tage weg saufen wollte.
Das erinnerte mich an damals, als sie sich von ihrem ersten Freund getrennt hatte.
Die Wochen danach hatten aus endlosem Geheule und vielem Alkoholkonsum bestanden.
Aber die jetzige Situation war vollkommen anders. Sunny hatte sich nicht einfach von einem normalen Freund getrennt, nein, dieser Freund hatte sie geschlagen und so weit unterdrückt, dass meine Sunny kaum noch zum Vorschein gekommen war.

Wir hatten Raouls Sachen in Kisten gepackt, fein säuberlich beschriftet mit seinem Namen (und bösen Kritzeleien meinerseit). Das einzige Problem war nur noch, dass er aus ihrem Kopf verschwinden musste.
Schon ihr Blick, der auf die Kartons gerichtet war, ein unruhiges hin und her huschen, das in einem langen kühlen Starren mündete, verriet mir, dass es nicht so einfach war.
Am liebsten wäre ich in ihren Kopf reingeklettert, mit einem dicken, fetten Marker in der Hand, um diesen Namen für immer aus ihren Gedanken zu streichen.

Seufzend richtete ich mich auf, streckte meine müden Glieder, die bei der Uhrzeit - es war drei Uhr Nachts- nach Schlaf schrien. Aber an Schlaf war nicht zu denken, es musste noch so viel erledigt wären. Nicht nur Raouls Sachen mussten weg, auch all die Dinge die Sunny erinnern ließen mussten verschwinden.
"Ich mach uns mal einen Tee.", murmelte ich und schlurfte Richtung Küche.
"Für mich bitte einen Kaffee!", schrie Sunny hinter mir her. Augenverdrehend warf ich ihr einen bösen Blick zu, den sie mit einem erschöpften lächeln erwiderte.
Abermals überrollte mich heiße, rote Wut, als ich daran dachte, dass Raoul sie tatsächlich hatte verletzen können. Diese sanfte Person, zerbrechlich wie ein Babyvögelchen, das nicht mal das fliegen gelernt hatte; wie konnte man so jemanden verletzen?

Ich kam nicht mal dazu irgendetwas zu zubereiten, als mein Handy anfing zu klingeln, das immer noch zwischen dem Chaos im Wohnzimmer lag.
Wer rief bitteschön so spät an?
Das klingeln brach abrupt ab; entweder hatte derjenige seinen Versuch aufgegeben oder Sunny hatte abgenommen.
Es näherten sich tapsende Schritte und ein räusperndes "ehm".
Ich drehte mich um und erblickte wie erwartet Sunny, die mir großen Augen, in denen völliges unglauben aufblitzte, mir mein Handy entgegen streckte.
"Es ist Taehyung.", flüsterte sie.
"Was?", stieß ich hervor.
Ich erinnerte mich gut an das letzte mal, als ich ihn völlig haltlos zugequatscht hatte. Die Wärme erreichte meine Wangen, bevor ich es realisieren konnte.
"Nimm schon.", zischte sie und wackelte das smartphone vor meinen Augen herum.
"Dann halt doch still.", jammerte ich und streckte meine Hände aus.
"Oh mein Gott.", wisperte Sunny kichernd.
"Pssst."
Ich presste unruhig das warme Handy gegen meine Wange und lauschte wie schon so oft Taehyungs Atem.
"Hal-Hallo?", kam schließlich zögerlich seine Stimme aus dem Hörer. Meine Augen rissen sich vor Schock und kompletter Überraschtheit auf.
Er sprach tatsächlich mit mir?!
"Taehyung.", erwiderte ich und konnte nicht verhindern, dass sich Freude in meine Stimme schlich und viel höher und quietschiger klang als normalerweise.
Sunny hob amüsiert eine Augenbraue.

"Ist es schon spät in Korea?"
Diese Frage kam mir seltsam vor, aber ich erinnerte mich daran, dass er auf Tour war und sich in einem völlig anderem Land, mit einer völlig anderen Uhrzeit befand.
"Nicht wirklich.", log ich.
Wir beide schwiegen verlegen; Sunny stupste mich mit einem bösen Blick an und versuchte mir mit ihren Gesten deutlich zu machen, dass ich wenigstens irgendetwas sagen sollte.
"Wieso hast du angerufen?"
Vielleicht hätte ich die Frage nicht so direkt fragen sollen, aber mir war nichts anderes eingefallen, was ich hätte sagen können.
"Ich bin bereit mich mit dir zu treffen. Ich muss mit dir reden."

daydream.-kim.taehyungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt