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"Ja, das warst du

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"Ja, das warst du.", murmelte ich, während ich beobachtete wie Taehyung ein knittriges Taschentuch aus seiner Hosentasche zerrte und es mir hinhielt.
"Danke." Ich war noch immer verwirrt, dass der Sturm zwischen uns so schnell abgeebbt war.
"Los, setz dich erstmal hin. Willst du Kaffee, Tee?"
Hinten im Raum stand eine kleine Küche, die ebenso bunt war wie die Stühle.
Ich wischte die Tränen hastig weg, bevor ich antwortete. "Einen Tee." Taehyung stand auf und für wenige Minuten war nur das klirrende Geräusch von Tassen zu hören, die gegeneinander stießen und schließlich das leise pfeifen, als der Wasserkocher losging.
Taehyung reichte mir eine hellblaue Tasse, in seiner eigenen hielt er eine lilane.
"Also hast du ihn nicht geküsst." Man konnte noch immer Zweifel aus seiner Stimme heraushören und das stumme Fragezeichen am Ende des Satzes war kaum zu überhören.
"Und du bist einfach ohne ein Wort abgehauen.", warf ich dagegen.
Taehyung grinste. Und es glich schon beinahe seinem alten Ich.
"Du hast dich verändert.", stellte er fest und nun trat die ganze Traurigkeit, die sich zuvor in seinen Augen leicht gezeigt hatte, vollkommen hervor.
"Du auch." Ich biss meine Zähne zusammen, um nicht zu viel zu sagen, aber die Wörter waren meinem Mund schon entschlüpft.
"Das mit deiner Großmutter tut mir leid."
Er zog seine Augenbrauen zusammen und senkte den Blick. "Wie...?"
"Spielt doch keine Rolle.", nuschelte ich.
"Danke, schätze ich."
Wieder breitete sich schweigen aus, bis sich meine Gedanken in meinen Kopf drehten.
Schon komisch. Vor wenigen Minuten hatte wir uns noch angeschrien, ich war sogar bereit gewesen für immer sein Leben zu verlassen, aber jetzt, kam mir der Gedanke unerträglich vor.
"Also war das damals ein großes Missverständnis.", versuchte ich unser Gespräch wieder in Gang zu bringen, aber Taehyung schien wie weg getreten zu sein. Sein glasiger Blick war auf mich gerichtet, wie ich immer noch in einem Stuhl saß und ihn aufmerksam musterte, aber er schien mich gar nicht wahrzunehmen. Seine Gedanken waren weit weg von der Realität.
Erst jetzt bemerkte ich die tiefen Augenringe und die blasse, beinahe kränkliche Hautfarbe.
Auf den Bildern die ich immer im Internet sah, wurden alle seine Makel perfekt kaschiert.
Zögerlich streckte ich meine Hand aus, rückte meinen Stuhl nach vorne -nicht mal das schabende Geräusch, die die Stuhlbeine bei meinen ungeschickten vorrutschen erzeugten, ließen ihn aus seiner Starre reißen- und legte sie sanft auf seine Schulter ab. "Taehyung.", flüsterte ich, "ist alles okay?"
Blinzelnd richtete er seine Augen auf mich. "Danbi.", er sprach meinen Namen mit einer wärme aus, die ich noch von alten Tagen kannte. "Um ehrlich zu sein..." Er biss sich auf seine Unterlippe und schüttelte seinen Kopf.
"Du kannst es mir sagen."
Er warf mir einen langen Blick zu.
"Du bist jahrelang aus meinem Leben verschwunden und jetzt soll ich dir wieder ganz plötzlich vertrauen. Du bist eine Fremde für mich geworden, Danbi."
Bei seinen Worten ließ ich meine Hand wieder sinken.
"Du bist aus meinem Leben verschwunden.", wisperte ich. Der Satz war nicht für ihn bestimmt, er war für mich alleine. Es war die Wahrheit und nicht ich war Schuld, er war es. Trotzdem war ich bereit ihm zu vergeben. Nicht nur er hatte Fehler begangen, ich auch.
Ich wollte nicht nocheinmal zulassen, dass unsere Dummheit uns trennte.
"Du bist auch ein Fremder für mich Tae, aber wir können das immer noch ändern."
Ich traute mich kaum den nächsten Satz ausszusprechen, aber ich rief mir in Erinnerung was ich die letzten paar Wochen geschafft hatte: ich hatte nicht zugelassen, dass Taehyung mich vergaß, ich hatte um ihn "gekämpft", so albern das auch klang; ich hatte Raoul aus unserer Wohnung geschmissen, hatte mich sogar zwischen die beiden gestellt, um meine beste Freundin zu retten und hatte dabei eine blaue Wange bekommen und schlussendlich hatte ich meinen Traum wieder aufgegriffen, den ich vor Jahren hatte fallen lassen, der mich, als ich jung war, vorangetrieben hatte, dass schreiben; ein Buch zu schreiben und es in den Händen zu halten.
"Ich habe dich vermisst, Tae."
Taehyung verfiel in eine Starre; komplette Stille legte sich über uns, nur mein langsam schlagendes Herz war hörbar für mich. Ich hatte alle Karten offen gelegt, die ich zu bieten hatte. Tae schlug die Hände vor das Gesicht und stieß einen sehr langen und traurigen Seufzer aus.
"Bitte Danbi, mach das alles nicht schwerer als es ohnehin schon ist."
Er ließ seine Hände wieder sinken und seine Mundwinkel hatten sich sanft nach oben gezogen; seine Miene war lockerer als zuvor.
"Ist dir klar, dass ich eigentlich mit dem Gedanken hergekommen bin, um für immer mit dir abzuschließen. Aber wie kann ich das, wenn.." Er ließ den Satz unbeendet und schüttelte lachend den Kopf.
"Du wirst mich nicht loslassen oder?"
Ich grinste.
"Nein."
Er neigte nachdenklich den Kopf zur Seite, das Lachen hatte sich in ein warmherziges lächeln verwandelt.
"Wir sind so dumm.", murmelte er.
"Wir sind solche Kinder.", ergänzte ich.
"Freunde?"
"Freunde."

daydream.-kim.taehyungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt