7.Kapitel

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Die Leute kamen erstaunlich gut damit klar, dass Newt nicht redete.

Zwar hatte Alby sie wahrscheinlich bereits vor dem Training instruiert, dass sie, für den Fall, dass ich es tatsächlich schaffen sollte, einen Ersatz für Aris auftreiben zu können, bloß ihre Klappe halten und einfach dankbar sein sollten....doch egal, ob dem nun so war oder nicht - ich war einfach froh, dass sie Newt akzeptierten.

Der hingegen wirkte immer noch ein wenig aufgekratzt. Die Tatsache, dass die Crew mittlerweile seit einer geschlagenen halben Stunde im Kreis stand und über diverse Moves philosophierte, schien ihn stark zu verunsichern. Deshalb nutzte ich, nachdem wir uns umziehen gegangen waren und Minho mir noch diverse Gründe aufgezählt hatte, warum es denn für ihn nun wirklich an der Zeit war, sich ein echtes Mountainbike zu leisten, eine ruhige Minute, um meinen neuen Freund kurz beiseite zu nehmen.

Fry hatte mir den Gefallen getan und Minho zuvor in eine Diskussion über die Richtigkeit der Aussage „Sport ist Mord" verwickelt, sodass beide schnell wild gestikulierend in Richtung Turnhalle verschwunden waren und ich meine Ruhe hatte.

„Hey...alles ok bei dir?" fragte ich besorgt, als ich mich zu Newt umdrehte. Als dieser nicht reagierte, legte ich sanft einen Finger unter sein Kinn, mit der Absicht, es leicht anzuheben. Jedoch zuckte der Blonde durch die unerwartete Berührung ruckartig zusammen und starrte mich aus von Schreck geweiteten Augen an.

Schnell zog ich meine Hand von seinem Gesicht weg und hob sie beschwichtigend.

„Woah, Newt, hey, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken."

Der Blonde schwieg weiterhin und blickte mich nur angstvoll an. Langsam machte sich ernsthafte Sorge in mir breit.

„Newt...wenn irgendetwas nicht stimmt....du kannst mit mir reden, ok?"  versuchte ich nochmals zu ihm durchzudringen.

Langsam schien sich mein Gegenüber aus seinem Trance ähnlichen Zustand zu lösen, denn er blinzelte mehrmals kurz und schüttelte dann den Kopf. Mit einem Seufzen senkte er den Blick und setzte nach einer weiteren Minute des Schweigens mit zittriger Stimme zu einer Erklärung an: „Ich kann das nicht Tommy..." sagte er so leise, dass es eher einem Flüstern glich. „Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, als ich dir vorgestern zugesagt habe...Es war wie so eine Art Selbstbewusstseins-Schub...Aber...aber das war ein Fehler. Die Anderen wissen alle, wovon sie reden, das sind alles richtige Tänzer. Sie sind professionell und ich...ich kann mich nicht einmal überwinden, mit ihnen zu reden. Wie soll ich da mit ihnen tanzen können? Geschweige denn vor anderen! Wieso hab ich mich da nur drauf eingelassen?" Traurig beobachtete ich, wie er sich verzweifelt die Haare raufte.

„Ich weiß nicht, ob es an dir lag....ich weiß nicht, was an dir anders ist, Tommy. Ich weiß nicht, ob überhaupt etwas anders an dir ist...aber" er stockte, bevor er langsam weitersprach: „aber ich weiß, dass du mich dazu bringst, Dinge zu tun...Dinge, die es besser wäre nicht zu tun..." Er holte tief Luft, ehe er mir in die Augen sah. Es versetzte mir einen Stich, als ich sah, dass sich in Seinen Tränen gesammelt hatten.

„Tommy...ich...ich kann das nicht. Es tut mir leid."

Das war das Letzte, was er sagte, bevor er an mir vorbei aus der Umkleide und geradewegs durch die Vordertür aus der Turnhalle rannte.

Mein Kopf sagte mir, dass ich ihm nachgehen sollte - dass ich ihn aufhalten und ihn davon überzeugen sollte, dass er mindestens genauso gut war, wie die Anderen. Nein, er war besser. So viel besser.

Doch alles, was ich konnte, war, wie festgenagelt in der Umkleide zu stehen und stumm auf die Wand zu gucken, vor der Newt bis eben noch gestanden hatte.

Im Takt deines HerzensWhere stories live. Discover now