25.Kapitel

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"Hey..." leise trat ich weiter in das Zimmer hinein, in welchem Newt sich vorhin verschanzt hatte. Unsicher, ob er mich auch wirklich da haben wollte, verlagerte ich mein Gewicht immer abwechselnd auf mein linkes, dann wieder auf mein rechtes Bein und knetete nervös meine Hände.

"Hey" kam es tonlos aus Richtung des Sitzsackes. Besorgt seufzte ich auf und ging mit langsamen Schritten einmal durch den Raum, bis ich direkt hinter Newt stand. Ich konnte mir wahrscheinlich nicht im Ansatz vorstellen, wie der Blonde sich just in diesem Moment fühlte, jedoch wusste ich, dass es wohl die dümmste Idee auf dieser Erde wäre, ihn in diesem Moment zu irgendetwas zu drängen.

Deshalb stand ich einfach nur hinter dem Sitzsack, in dem mein Freund sich immer noch nicht bewegte und schaute mit schwerem Herzen auf das kleine Häufchen Elend herab, dass sich unter mir zusammenkauerte.

Sofort schossen wieder diese Bilder in meinen Kopf. Die blonden Haare wurden hellbraun, sein Körper kleiner, aber etwas breiter. Regungslos lag mein bester Freund auf seinem Bett, die Harry Potter Bettwäsche um seinen noch beinah kindlichen Körper geschlungen. Das leise Schluchzen drohte mir das Herz aus der Brust zu reißen und ich wollte nichts mehr, als ihn einfach nur in den Arm zu nehmen und ihm zu sagen, dass alles gut werden würde. Doch dazu hatte ich kein Recht.

Nicht mehr.

Das hatte ich mir verspielt.

Und so tat ich einfach nichts. Ich tat nichts, außer zusehen, wie der Mensch, den ich am allermeisten brauchte und der mir das Wichtigste war auf dieser Welt, langsam aber sicher innerlich zerbrach.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der wir einfach nur geschwiegen hatten, fragte Tyler plötzlich kaum hörbar: "Kannst du mich bitte in den Arm nehmen Tommy?"

Seine Stimme ließ mich aufschrecken. Sie war viel zu tief für den Dreizehnjährigen und obwohl sie so gebrochen und rau klang, jagte mir ihr Klang einen angenehmen Schauer über den Rücken. 

Verwirrt schüttelte ich den Kopf und blickte eine Sekunde später in zwei schokoladenbraune Augen, die mich von unten her verletzlich anstarrten. Das war nicht Tyler, der da vor mir saß. Das war Newt und ich hatte weder sein Vertrauen gebrochen,  noch ihn im Stich gelassen, als er mich am meisten brauchte .... ich konnte es noch richtig machen, noch hatte ich das Recht, an seiner Seite zu sein.

Sofort kniete ich mich hin und schlang meine Arme um die schmalen Schultern des Anderen. Behutsam zog ich ihn auf meinen Schoß und streichelte ihm beruhigend über den Kopf, kraulte seinen Nacken und drückte ihm sogar einen sanften Kuss auf den Scheitel. Langsam aber sicher bemerkte ich, wie Newt sich in meinem Griff entspannte und er seinen Kopf sogar an meinen Torso lehnte, um mir so die Aufforderung zu geben, mit meinen Berührungen fortzufahren.

"Weißt du, Tommy" durchbrach Newt irgendwann erneut die Stille, "Weißt du, was mich am meisten ärgert?" Stumm schüttelte ich den Kopf und richtete mein Blick auf Newt, auf dessen Stirn sich nun eine tiefe Furche gebildet hatte, wie immer, wenn er nachdachte. "Am meisten ärgert es mich, dass ich so furchtbar naiv war und geglaubt habe, mein Leben könnte ab jetzt echt besser werden."

Seine Worte trafen mich, vollkommen unerwartet, wie ein Stich direkt in mein Herz. Verletzt wandte ich meinen Blick ab und versuchte, seine Aussage nicht direkt auf mich zu beziehen. Aber wie immer, in solchen Situattionen, machte mir mein Kopf einen Strich durch die Rechnung.

Hast du ernsthaft gedacht, du könntest ihm die Sicherheit geben, die er braucht?

höhnte die wohl vertraute Stimme in meinem Gehirn.

Du bist echt noch naiver, als ich gedacht hatte.

Ich konnte regelrecht spüren, wie sie fassungslos die Augen verdrehte.

Im Takt deines HerzensHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin