10.Kapitel

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„Newt?"

„Hm?"

„Was machst du heute noch so?"

Ich öffnete die Augen und schielte hinüber zu dem Blonden, der neben mir an einem Baum gelehnt saß und sich die untergehende Sonne auf die Nase scheinen ließ. Das rot goldene Licht streichelte sanft sein Gesicht und zum ersten Mal bemerkte ich die kleinen Sommersprossen, die es auf seine Wangen und über seine Nasenspitze getupft hatte.

Er sieht wunderschön aus, schoss es mir durch den Kopf und ich musste lächeln. Ich hatte schon lange aufgehört, es zu leugnen. Ich war diesem schlaksigen Typen, mit den viel zu großen T-Shirts, den ausgebeulten Hosen und den dreckigen Schuhen hoffnungslos verfallen.

Dieser machte eine niedliche Schnute, bevor sich seine Lider flatternd öffneten. Mit offenem Mund beobachtete ich, wie seine langen, dunklen Wimpern über seine Wangen streiften, bevor sie den Blick auf seine wunderschönen Augen frei gaben.

„Nichts, schätze ich" beantwortete er meine Frage und grinste schief. „Hab nicht großartig viel zu tun. Wieso fragst du?"

„Weil...." ich überlegte, ob ich ihn wirklich fragen sollte, doch sein interessiertes Gesicht schloss alle anderen Optionen für mich aus. „Naja, ich hatte mich gefragt, ob du vielleicht noch eine Runde mit zu mir kommen magst. Also nur, wenn du Lust hast. Ich wohne ja mit Minho zusammen. Aber ich dachte, da ihr ja eigentlich Freunde seid und naja, keine Ahnung, also wenn du nicht willst, dann versteh ich das, aber...."

„Thomas?" wurde ich unterbrochen.

„Ja?"

„Ich würde gerne mitkommen."

Perplex schaute ich ihn an. „Wirklich?" fragte ich ungläubig. „Ja wirklich!" lachte Newt nun und fügte hinzu: „Und jetzt guck nicht so, als wäre ich ein Alien, nur weil ich mich verhalte, wie ein halbwegs normaler Mensch."

„Heyy, das stimmt doch gar nicht." beschwerte ich mich und boxte meinen Freund lachend gegen die Schulter. 

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„Toll, dass du ja gesagt hast." sagte ich nach einer Weile, die wir einfach nur nebeneinander her gelaufen waren. „Tja, so bin ich halt -Echt toll." antwortete Newt in einem selbstverständlichen Ton und zuckte mit den Schultern. Das Kräuseln seiner Mundwinkel und die kleinen Fältchen, die sich um seine Augen gebildet hatten, verrieten seinen Scherz allerdings. Ich liebte diese Seite an ihm. Dieses unbeschwerte, selbstironische Auftreten, dass Newt an den Tag legte, ließ mich gleich selbst viel leichter fühlen. Alles schien so einfach mit ihm zusammen. Das Reden, das Lachen - alles ging von selbst. Nie wieder wollte ich ihn anders sehen.

„Tja," bemerkte ich deshalb nur: „Wo du Recht hast, hast du Recht." Newt strahlte mich daraufhin so glücklich an, dass es mein Herz aufgehen ließ....
und als er die uneingeschränkte Ehrlichkeit in meinem Blick bemerkte, meinte ich einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen erkennen zu können. Trotzdem wendete er den Blick nicht ab. Das Einzige, was er tat, war, sich mit seinen vor Glück und Freude strahlenden Augen zu bedanken.

Und ich dankte Gott, dass er mir diesen Engel geschickt hatte.

Wir kamen an meiner Wohnung an, als die Sonne schon untergegangen war. Dennoch war es noch nicht vollständig dunkel. Newt wartete geduldig, bis ich mein Fahrrad abgestellt hatte und zu ihm zurück gekehrt war. Das weiche blaue Licht schmeichelte ihm ungemein. Seine Haut hatte einen wunderschönen Ton, nicht so dunkel, dass es den Eindruck gemacht hätte, er wäre zu lange im Sonnenstudio gewesen, aber auch nicht käsig. Sie war perfekt. So, wie so ziemlich alles an ihm.

Im Takt deines HerzensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt