Chapter 51

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Kendalls Sicht

Ich wurde mal wieder zu Eric geschleppt. Ich hoffte, alles lief so, wie Malou und ich es uns erhofften. Aber wie bekam ich Eric wieder dazu, mir komplett zu vertrauen? Das wird wahrscheinlich der schwierigste Part an der ganzen Sache sein. Vertrauen lässt sich schließlich nicht von heute auf morgen aufbauen. Das brauchte Zeit. Zeit, die wir nicht hatten.

"Mein lieber Kendall. Schön dich endlich wieder zu sehen.", meinte Eric. "Was gibt's?", fragte ich ihn, als wäre nichts. Es sollte den Anschein machen, dass ich mit dieser Situation klarkam und das ich mich nicht aufregte oder so.

In meinem Inneren sah es allerdings ganz anders aus. Ich brodelte vor Wut und Angst. Meine Gedanken waren ständig bei Malou. Okay, wann waren sie das nicht. Aber ich hatte die ständige Angst, dass man ihr etwas antun könnte. Ich könnte mir es nie verziehen, wenn es denn so sei. Wenn einer dieser Schweine sie anrührte oder gar verletzte, war der Plan hin. Dann war es mir egal, ob ich hier lebend rauskomme oder nicht.

"Also Dally. Du weißt ja wahrscheinlich, warum du und deine wunderschöne Freundin hier seid." "Sie ist nicht meine Freundin." 'Leider', fügte ich in Gedanken hinzu. Wenn wir hier beiden rauskamen, dann würde ich all meinen Mut zusammennehmen und sie fragen. Scheiß auf unsere Eltern!

"Wie dem auch sei. Ich brauche deine Hilfe, Dally. Wir brauchen deine Hilfe. Das Geschäft läuft bei Weitem nicht mehr so gut seit deinem Aufhören. Das freut den Chef nicht sonderlich." Den Chef? Ich hatte Eric schon öfters von einem Chef reden höre, wusste aber nicht, wen er damit meinte oder hatte ich ihn getroffen.

Bis zu seinem ersten Erwähnen vor ein paar Jahren, dachte ich immer Eric sei der Chef. Aber er hatte noch jemandem, der über ihn wachte. Vielleicht war das ja der Typ, der Eric manipulierte. "Der Chef war sichtlich angetan von deiner Arbeit. Ihm hast du es zu verdanken, dass du hier bist. Ich war mir nicht sicher, ob ich dich wirklich wieder zurückholen sollte, aber er lag mir in den Ohren. Wie konnte ich da nur widerstehen und meinen ehemaligen besten Freund wieder holen." Besten Freund? Das ich nicht lachte! Ich musste mir ein Schnauben verkneifen. Ich musste mich an den Plan halten.

"Ich hab darüber nachgedacht und ich werde wieder anfangen.", meinte ich, "Ehrlich gesagt, vermisse ich das Dealen. Dieser Adrenalinrausch bei einem Job oder wenn ich mal die Polizeisirenen gehört habe. Die Macht, die ich in dem Augenblick verspürt habe, wenn ich einem Junkie seine Droge reiche. Ich vermisse es." Ganz ihm Gegenteil, ich hasste das alles.

Jedes Mal, wenn ich die Polizei sah oder hörte, machte ich mir fast in die Hosen. Ich hatte richtig Angst erwischt zu werden und meine Mutter somit zu enttäuschen. Das wollte ich ihr nicht antun. Ich hasste es, zu sehen, wie die Junkies mich ansehen, wenn ich ihnen ihre Droge überreichte. Ich hatte Mitleid mit ihnen. Sie haben ihr Leben weggeworfen und einer Droge gewidmet, von der sie wahrscheinlich nicht mehr loskamen. Ich fühlte mich nach jedem Job so schlecht. Wenn ich religiös wäre, wäre ich wahrscheinlich nach jedem Deal zur Beichte gegangen. So dumm sich das auch anhörte.

Die einzigen Personen, die von meinem 'Job' wussten, waren Alex, Justin und Daniel. Nur durch Justin war ich an diesen Job gekommen. Aber er hatte schon vor mir aufgehört und sich anderen Dingen gewidmet.

"Das hört sich ja brillant an, Dally. Ich würde dich ja am Liebsten sofort wieder auf die Junkies loslassen, aber der Chef wollte dich vorher sehen." Moment, was war das? "Der Chef will mich sehen?", fragte ich skeptisch. "Oh ja, Dally. Du solltest dich geehrt fühlen. Der Chef hält sich normalerweise im Hintergrund und lässt mich die ganze Sache erledigen. Noch nie hat einer der Lieferanten ihn getroffen. Du bist der Erste." Sollte ich mich deswegen jetzt wirklich geschmeichelt fühlen? Scheint so. "Warte kurz hier, ich sage ihm Bescheid, dass du so weit bist. Vorerst darfst du wieder zu deiner geliebten Malou." Diese Anabolikafressen packten mich am Arm und zog mich aus dem Raum.

Kurz bevor ich aus der Tür gezogen wurde, drehte Eric sich ein letztes Mal zu mir um. "Du solltest gut auf sie aufpassen, Dally, sonst schnapp ich sie mir noch.", grinste er hämisch. Wenn diese zwei Riesen mich nicht festhalten würden, wäre ich Eric glatt an den Hals gesprungen. Dieser Bastard!

Sollte er Malou auch nur anfassen, war es das Letztes, was er in seinem Leben getan hat! Darauf konnte er wetten! Was hatte Eric den beiden Riesen eigentlich verkauft, dass die so aussahen? Das war doch krank und widerlich!

Ich wurde in den Raum geschubst und diese Typen schlossen grinsend die Tür. Bastarde! "Geht's dir gut, Kendall?", fragte Malou besorgt und kam auf mich zu. "Wie man es nimmt.", murmelte ich, "Was ist mit dir?" "Mir geht's gut.", nuschelte sie, nicht ohne rot zu werden. Was sollte das denn?

"Was meinst du mit 'wie man es nimmt'?", lenkte sie ab. "Ich hatte ein tolles Gespräch mit Eric und er hat mir sofort abgekauft, dass ich wieder anfangen will.-" "Das ist doch super!", unterbrach Malou mich. "Allerdings wollte erst der Chef kommen und mit mir reden oder so."

"Warte, es gibt da noch einen Chef?" "Lass mich doch mal ausreden. Ja, gibt es. Ich hab ihn nie getroffen. Eric hat ihn früher nur ein paar mal erwähnt. Eric meinte, ich sei der erste Lieferant, der ihn treffen würde, weil er sich eher im Hintergrund hält." "Ist das jetzt was Gutes oder was Schlechtes?" Ich zuckte mit den Schultern, ich wüsste es ja selbst nicht.

So wie alles in meinem Leben momentan verlief, war es wohl was Schlechtes. Es wäre auch zu einfach gewesen nur Eric zu überzeugen, dass ich wieder anfangen würde. Er hat mir die Geschichte ja abgekauft. Aber wenn da jetzt jemand kam, der noch bei Verstand war, dann konnte ich das wieder vergessen.

"Ich vermute, dass unser Plan nicht klappen wird. Eric zu überzeugen war ein Kinderspiel, der Typ probiert ständig von der Ware, ist so schon nicht der Hellste und ist einfach zu manipulieren. Aber ich hab den Chef noch nie getroffen und weiß nicht, wie der so drauf ist.", erklärte ich ihr. Sie ließ ihren Kopf hängen.

"Ich will hier einfach nur raus, Kendall.", wimmerte sie. "Ich weiß, Sweetheart. Ich auch." Ich nahm sie in den Arm und tröstete sie. "Warum bist du vorhin eigentlich rot geworden, als ich dich gefragt habe, wie es dir geht?" "Bin ich doch gar nicht.", widersprach sie. "Oh doch, das bist du. Warum?" "Ich will es dir nicht sagen. Es ist mir peinlich.", meinte sie. "Okay, wenn du meinst." Was konnte denn daran peinlich sein? Naja, Malou war schon immer eigen. Das mochte ich an ihr. Sie hatte eigene Vorstellungen und Prinzipien. Auch wenn ich mit denen manchmal nicht klarkam.

"Es tut mir ja sichtlich leid, eure Zweisamkeit erneut zu unterbrechen, aber der Chef ist da, Dally,", hörte ich Eric plötzlich sagen. Warum musste er nur immer in unpassenden Momenten kommen? Konnte er nicht mal erscheinen, wenn wir uns stritten oder so? Ein Grund mehr, warum ich ihn hasste.

Ich stand auf und war bereit zu gehen. "Oh Dally, keine Sorge. Du musst dich nicht bewegen. Der Chef wollte auch sie treffen.", sagte Eric und machte eine Kopfbewegung zu Malou. Er grinste sie schief an, bevor er zur Seite trat. Der Chef wollte auch sie treffen? Ich ging zurück an Malous Seite. Sie klammerte sich an meinen Arm.

Ein Mann Ende 40 betrat den Raum. Er hatte leicht graues Haar und schaute die ganze Zeit auf den Boden. Hätte er noch einen Hut und eine Zigarre im Mund, hätte er auch locker aus einem Film kommen können. Mit seinem dunkelgrauem Anzug und den schwarzen Lederschuhen sah er fast aus wie diese Mafiosi aus den Filmen. Ich musste mir dem Gedanken ein Lachen verkneifen.

"Kendall. Schön dich nach all diesen Jahren wieder zu sehen. Wie lange ist es hier? Fünf?" Er richtete seinen Kopf auf und sah zu mir. Nein! Nein, das konnte nicht sein! Das durfte einfach nicht sein!

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Okay, ich gebe zu, dass das echt fies von mir ist hier aufzuhören, aber so bin ich nun mal. Ich liebe es Leute zu ärgern. Das ist halt so, wenn man größe Brüder hat. So was ist vorprogrammiert. Wer könnte dieser Mann wohl sein? Habt ihr eine Vermutung?

Als Anhang seht ihr dieses Mal eins meiner zwei Lieblingslieder im Moment. The Neighbourhood - Sweather Weather. Mein zweites ist The Neighbourhood - Afraid, allerdings gibt es auf YouTube nicht wirklich ein Video dazu. Was sind eure Lieblingslieder momentan? Was sollte ich mir unbedingt anhören?

Another Bad Boy StoryWhere stories live. Discover now