Another Bad Boy Story

Chapter 56

Am Abend vor der Hochzeit saßen alle jungen Leute zusammen in unserem Medienzimmer und schauten Filme. Wir wussten nicht, was wir anderes machen sollten, also blieb es dabei. Mein Dad und Viola haben auf einen 'traditionellen' Junggesellenabschied verzichtet. Mein Vater unternahm etwas mit seiner Familie und Viola mit ihrer. Und alle anderen jungen Leute waren jetzt in unserem Haus versammelt.

Damit waren nicht nur die Jungs, Zoey, Summer, Sunshine und ich gemeint, sondern auch Heaven, Chris, Alex, Justin, Daniel und Violas Neffe, Tian. Tian war der Älteste unter uns mit 24. Tians Vater war Chinese, deswegen auch der Name. Sein Vater wurde erschossen, als er sieben Jahre alt war. Zu seiner Mutter hat er keinen Kontakt mehr, weil sie vor vier Jahren mit ihrem neuen Ehemann nach Australien ausgewandert war und sich seitdem nicht mehr gemeldet hat.

Tian wohnte in München, weshalb ich ihn noch nie gesehen hatte. Kendall und die Jungs haben auch nie ein Wort über ihn verloren. Vielleicht sollte ich einen von ihnen mal fragen, wieso. Tian machte sonst einen total netten Eindruck. Er unterhielt sich mit Heaven und die beiden schienen sich gut zu verstehen.

"Wir brauchen Popcorn!", rief jemand während des Films und hielt die Schüssel hoch. Das war dann wohl mein Zeichen. Ich hatte den Film schon gesehen und fand ihn nicht so gut, also musste ich für Nachschub der Snacks sorgen. Ich stand auf und ging mit der Schüssel in die Küche.

Ich legte eine neue Packung Popcorn in die Mikrowelle und wartete. "Du hattest recht. Der Film ist echt nicht gut.", hörte ich jemanden hinter mir sagen. Ich schreckte auf, weil ich Kendall nicht erwartet hatte. Ich stimmte ihm zu.

"Wie kommt es eigentlich, dass du mir nie was von Tian erzählt hast?", fragte ich Kendall, während ich gebannt auf die Schüssel in der Mikrowelle starrte. Fand nur ich es interessant, wie sie sich drehte? "Wir haben nicht sonderlich viel Kontakt. Nachdem seine Mutter weg ist, ist auch er weggezogen. Nicht so weit weg, wie Australien, aber München lag ja auch schon mehr als 500 Kilometer von uns entfernt. Ich denke, er wollte mit seiner Vergangenheit abschließen."

Vielleicht sollte ich das auch machen. In eine andere Stadt ziehen und dort studieren. Klang gar nicht so schlecht. Aber ich hatte ja noch meinen Vater, den ich nicht allein lassen konnte, obwohl er es ab morgen ja nicht mehr ist. Ich würde ihn trotzdem zu sehr vermissen. Genauso wie Viola, Cole, Logan und Lucas. Ich könnte mit Austin und Chris zusammenziehen. Oder auch mit Kendall. Super Idee! Vielleicht kapiert ihr dann endlich, dass ihr zusammengehört! Was sollte das denn jetzt heißen? Wir gehörten nicht zusammen.

Endlich ertönte das Geräusch der Mikrowelle. Ich füllte das Popcorn in die Schüssel und drehte mich um. Beinahe hätte ich die Schüssel fallen lassen, weil Kendall mir so nah war. Unsere Gesichter waren höchstens 15 Zentimeter voneinander entfernt, wenn überhaupt. Ich konnte ihm in seine wunderschönen grünen Augen sehen. So grün, wie das frisch gemähte Gras an einem Frühlingstag. Wirst du etwa zur Poetin? Way to ruin the moment...

Kendall schaute abwechselnd von meinen Augen zu meinen Lippen und wieder zurück. Wollte er etwas das machen, was ich glaube, dass er machen wollte? Wenn ja, dann konnte er das ruhig machen. Auch wenn ich es mir früher nicht eingestehen haben wollte; ich empfand etwas für Kendall. Mehr als Freunde oder unter Geschwistern.

Er sorgte sich um mich, wenn es mir schlecht ging, jedes Mal schlug mein Herz etwas schneller, wenn er mich berührte, und er strahlte ständig diese wohlige Wärme aus, die mir so gefiel. Ist da etwa jemand verliebt?, höhnte meine innere Stimme. Vielleicht...?

Noch bevor ich mich anders reagieren konnte, lagen Kendalls Lippen auf Meinen. Statt ihn wegzuschubsen, erwiderte ich den Kuss. Unsere Lippen bewegten sich im Einklang, als wären sie füreinander bestimmt. Er nahm mir die Schüssel aus den Händen und stellte sie auf die Arbeitsfläche, damit er meine Hüften packten und mich noch näher an sich heranzogen konnte.