Sieben

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Pov Newt

Zwei weitere Tage waren vergangen.

Tage, in denen wir durch die Wüste gelaufen sind und den Bergen kaum näher kamen.

Jedenfalls sah es so aus.

Sie laufen vor uns weg. Sie wollen nicht, dass wir sie jemals erreichen.

Seit Sonnenaufgang sind wir unterwegs, doch die Sonne brannte mal wieder, als wenn es kein Morgen geben würde.

Sophia konnte mich immer noch nicht leiden und Konstantin hielt sich aus unseren Streitereien raus.

Ich glaube, sie wäre schon längst gegangen, wenn ich nicht den Weg zu einem Berk wüsste.

Kenne ich den Weg?

Obwohl ich mir nicht einmal sicher bin, ob das Berk da überhaupt noch steht.

Es könnte ja sein, dass sie es mitgenommen haben.

Das wäre sogar einigermaßen schlau gewesen.

Ich würde mich für sie freuen.

Doch mein Entschluss, dass ich nicht mitkommen werde, bleibt bestehen.

Ich kann nicht.

Einerseits will ich sie wiedersehen, doch andererseits, wie werden sie reagieren?

Werden sie mich hassen?

Werden sie sich freuen?

Werden sie es für einen Traum halten?

Genau das ist es, wovor ich Angst habe.

Ihre Reaktion.

Ich kann nicht.

Ich weiß, dass es albern ist, doch ich kann nichts dagegen tun.

Mein Herz will Tommy unbedingt wiedersehen, ihn in die Arme schließen, wieder glücklich sein.

Aber mein Gewissen sagt, dass das eine schlechte Idee ist und das ich es bereuen werde zurückzukehren.

Bisher habe ich verdrängt, was mein Herz wollte.

Habe immer auf mein Gewissen gehört.

Doch vielleicht ist es Zeit für Veränderung.

Damals waren wir in einer anderen Situation.

Damals war für Liebe nicht viel Platz gewesen.

Ist jemals Platz für Liebe?

Wir mussten um unser Überleben kämpfen und schnell Entscheidungen treffen.

Entscheidungen, die wir bereuen könnten.

Das alles waren die Entscheidungen von meinem Gewissen.

Schon als ich merkte, dass ich den Brand hatte, wusste ich, dass ich es Tommy bis zum Schluss verschweigen würde.

Verschweigen, dass ich ihn liebe.

Vielleicht war es eine schlechte Entscheidung.

Doch ich wusste, er liebte Teresa.

Wenn ich es ihm gesagt hätte, vielleicht wäre es für ihn leichter das Ganze zu verarbeiten.

Vielleicht hat er es auch bereits verarbeitet, ist gut damit klar gekommen.

Alles Sachen, bei denen ich mir nicht sicher bin.

Ich werde mir dessen niemals sicher sein.

"Warum bist du stehen geblieben?", wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.

Verwundert sah ich mich um.

Die Berge waren genau vor uns.

Ich hatte nicht mal mitbekommen, dass wir schon so weit gelaufen sind.

Wann sind die Berge dichter gekommen?

"Keine Ahnung", antwortete ich auf Konstantins Frage.

Ich hörte Sophia hinter mir schnauben.

"Was machen wir jetzt?", fragte sie und versuchte nicht ganz so genervt rüberzukommen.

Sie gibt sich Mühe.

"Wir suchen einen Weg. Breit genug, dass man mit einem Auto entlangfahren kann", sagte ich, während ich mich versuchte zurückzuerinnern.

Ausnahmsweise nickte Sophia und gab keinen dummen Spruch von sich.

Wir teilten uns auf und suchten nach dem besagtem Weg.

Es konnte doch nicht so schwer sein, einen verdammten Weg zu finden, dennoch suchten wir schon seit einer viertel Stunde.

"Ich glaube ich hab ihn", hörte ich Konstantin dann sagen.

Schnell ging ich zu ihm.

Tatsächlich.

Hinter ein paar Büschen und großen Steinen war dieser Weg versteckt.

Er musste wohl etwas verwildert sein, seit er das letzte mal benutzt wurde.

Wirklich sehr unerwartet.

"Das ist er", murmelte ich.

Jetzt mussten wir ihm nur noch folgen und dann würden wir zu unserem alten Stützpunkt kommen.

"Wie weit müssen wir jetzt noch gehen?", fragte Sophia, die sich zu uns gesellt hatte.

"Wir haben ungefähr ein viertel der Strecke geschafft" sagte ich.

"Erst?!" rief sie erstaunt aus.

"Und der gefährlichste Teil kommt erst noch", fügte ich hinzu.

Ich sollte es ihnen sagen.

"Na dann. Worauf warten wir eigentlich noch?", fragte sie und ging den Weg entlang.

Hat die Stimmungsschwankungen oder so was?

Es ist sicherlich normal für sie.

The flare I survived | NewtmasWhere stories live. Discover now