Vierundzwanzig

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Pov Newt

Kaum, dass der Schuss gefallen war, brach Tumult auf dem Platz aus.

Kinder und Erwachsene kamen panisch aus ihren Häusern gerannt um zu sehen, was los war.

In gekrümmter Haltung stand ich inmitten der ganzen Leute und sah zu der Person, die auf mich geschossen hatte.

Es war Vince.

Ich wollte zu ihm, ihm sagen, wer ich war, dass ich noch lebte und ihn umarmen, doch sobald ich auch nur den kleinsten Schritt auf ihn zu machte, zückte er wieder seine Waffe und zielte auf mich.

Und dieses Mal, so war ich mir sicher, würde er mich töten.

Jeder würde das tun.

"Wie kommt er hierher?!", donnerte Vince, richtete die Frage an alle Beteiligten, doch keiner konnte ihm antworten.

"Was sollen wir mit ihm machen?", fragte eine andere Stimme.

Jorge.

"Ich wäre dafür, dass wir ihn erschießen", meinte Vince, immer noch überzeugt und entsicherte seine Waffe erneut.

Ich glaubte ihm auf's Wort.

Es gab keinen Grund, ihm nicht zu glauben.

Vince war zwar ein Guter Mensch, doch wenn es um das Wohl aller ging, dann war er bereit, alles dafür zu tun.

"Vielleicht sollten wir ihn erstmal fragen, wie er hierher kam", schlug Jorge dann vor.

"Glaubst du wirklich, dass der noch sprechen kann? So, wie er aussieht, scheinen alle seine Gehirnzellen abgestorben zu sein", sagte Vince abwertend.

Danke.

Ich wollte etwas sagen, doch nur ein schmerzerfülltes Keuchen verließ meine Lippen.

Verkrampft presste ich meine Hand auf die Schusswunde, um die Blutung zu stillen, doch es funktionierte nicht.

Das Blut sickerte durch den Stoff des Pullovers und tropfte auf den Boden.

Der Schmerz betäubte mich und die Ohnmacht nahte.

"Ist dir das Beweis genug?", fragte Vince Jorge und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Wartet!

Ich hörte Jorge seufzen und Vince richtete seine Waffe wieder auf mich.

Ich richtete meinen Blick auf den Boden und wartete auf den Schuss, der mich endlich von diesen Schmerzen erlösen würde.

Die Waffe wurde erneut entsichert und ich kniff meine Augen zusammen.

"Halt!", ertönte eine, mir so bekannte, Stimme.

Mein Blick schnellte zu der Person.

Tommy.

Mein Herz fing an unkontrolliert zu schlagen und mein Puls raste in die Höhe.

"Sei vorsichtig, Thomas!"

Ich nahm Minhos Stimme wahr, jedoch war meine Aufmerksamkeit auf Thomas gerichtet, welcher langsam auf mich zukam.

Verwirrung und Neugier spiegelte sich in seinem Blick wieder, während er mir immer näher kam.

Ich versuchte mich aufzurichten, um mit ihm auf einer Augenhöhe zu sein.

Ich hoffte so sehr, dass er mich erkannte.

Ich wollte zu ihm, ihm in die Arme fallen, meine Lippen auf seine pressen, ihm sagen, dass ich ihn liebte, doch mein Körper verweigerte jegliche Aktionen.

Direkt vor mir kam er zum stehen, sah mir tief in die Augen.

Kurz fiel mein Blick auf seine Lippen, bevor ich ihm wieder in die Augen sah.

"Thomas!", rief Minho wieder und ich zuckte kurz zusammen.

Doch Thomas ließ sich nicht davon abhalten und hob eine Hand, um mir die Kapuze abzunehmen.

Er hatte keine Angst.

Ich hielt ihn nicht auf, ich konnte ihn nicht aufhalten, denn mein Körper verweigerte weiterhin seinen Dienst.

Ich spürte, wie meine Kapuze von meinem Kopf fiel.

Sobald dies geschehen war, stoppten die Geräusche im Hintergrund.

Für diesen einen, kurzen Moment gab es nur ihn und mich.

Ich sah die Erkenntnis in seinem Blick.

"Newt", hauchte er fassungslos.

Ja!

"Tommy", brachte ich nun endlich hervor.

Kaum, dass dieses Wort meine Lippen verlassen hatte, spürte ich zwei kräftige Arme, die sich um meinen Körper schlangen.

Ich ignorierte den Schmerz.

Zumindest für diesen Augenblick.

Glücklich lächelte ich und legte meine Arme schwach um seine Hüfte, während ich meinen Kopf auf seine Schulter legte.

Ich hatte ihn so vermisst.

Ein aufgeregtes Tuscheln ging durch die versammelte Menge und erst jetzt wurde mir wieder bewusst, dass sich alle Leute um uns versammelt hatten und uns ansahen.

"Ich hab dich so vermisst", murmelte Tommy in mein Ohr.

"Ich dich auch", flüsterte ich und Thomas drückte mich augenblicklich fester an sich.

Ich keuchte einmal auf, da ich immer noch Schmerzen verspürte und Thomas ließ sofort wieder locker.

"Sorry", entschuldigte er sich und löste sich aus der Umarmung.

Seinen Arm legte er um meine Hüfte, um mich zu stützen und ich war ihm unendlich dankbar dafür.

Leicht lehnte ich mich gegen ihn und drückte meinen blutenden Arm gegen meinen Bauch.

"Thomas, was zum- Newt?", fragte Minho nun fassungslos und das erste Mal glitt mein Blick zu ihm.

Kurz darauf wurde ich in eine erneute Umarmung gezogen, nur, dass diese deutlich kürzer war.

Blende den Schmerz aus.

Nun schien auch der Rest realisiert zu haben, wer ich war, denn laute Jubelrufe schallten über den Versammlungsplatz.

Glücklich lächelte ich und lehnte mich wieder gegen Thomas, der nach der Umarmung mit Minho wieder seinen Arm um mich legte.

Jedoch hielt meine Freude nicht lange an, denn der Schmerz kam in Wellen zurück, sodass ich scharf die Luft einzog.

Ich spürte Tommys besorgten Blick auf mir, doch ich achtete nicht darauf, denn augenblicklich wurde mir schwarz vor Augen und ich sackte in mich zusammen.

The flare I survived | NewtmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt