Einundzwanzig

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Pov Newt

Unsanft wurde ich aus meinem Schlaf gerissen.

Zuerst war ich verwirrt, weil mir die Umgebung fremd war und ich keinen festen Boden unter mir spürte, doch dann erinnerte ich mich daran, was, vermutlich Gestern, passiert war.

Es könnte wieder passieren.

Ich rappelte mich auf und ging zum Cockpit, wo ich hoffentlich Sophia und Konstantin antreffen werde.

Zu meinem Glück fand ich sie tatsächlich dort.

"Wie hast du geschlafen?", fragte mich Konstantin, welcher das Berk steuerte, sogleich.

"Nicht so gut", gab ich wahrheitsgemäß zu.

"Ja. Das hat man gemerkt", meinte Sophia kühl.

Erst jetzt glitt mein Blick zu ihr.

Sie drückte mit einer Hand etwas auf ihren Hinterkopf.

Ich konnte nicht erkennen, was genau es war, doch mit Sicherheit sollte es gegen die Schmerzen helfen, unter denen sie, offenbar durch meinen Stoß, litt.

Deine Schuld.

Dennoch sah ich sie auf Grund ihrer Frage fragend an.

Sie verdrehte die Augen, bevor sie mir antwortete.

"Du hast die ganze Zeit rumgeschrien."

"Ich habe geschrien?", fragte ich verwundert.

"Es war kaum zu überhören."

"Was habe ich geschrien?"

"Keine Ahnung. Du hast nicht groß was gesagt. Man konnte nur Schreie hören."

Ich nickte daraufhin nur, wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte.

"Von was hast du geträumt?"

Ich zuckte mit den Schultern.

"Keine Ahnung. Ich kann mich nicht erinnern."

Eine Weile herrschte Stille.

Jeder hing seinen Gedanken nach und keiner sagte es, die unangenehme Stille zu unterbrechen.

"Wann werden wir da sein?", fragte ich dann zögerlich.

Will ich überhaupt ankommen?

"Das kommt ganz auf das Wetter an. Wenn es so bleibt, wie es gerade ist, dann würde ich sagen, dass wir irgendwann in der Nacht ankommen werden", antwortete mir Konstantin.

Ich nickte, bis mir auffiel, dass die beiden eigentlich nicht wissen konnten, wo genau der sichere Hafen eigentlich lag.

Stutzig fragte ich sie danach.

"In dem Berk waren Koordinaten eingegeben. Ich gehe mal stark davon aus, dass diese zum sicheren Hafen führen, denn euer letzter Flug ging ja zur letzten Stadt, und dieser führt sicherlich nicht über einen Ozean", erklärte mir Sophia, welche mich immer noch finster ansah.

Ich nickte nur.

Eher fragte ich mich, warum sie das Berk stehengelassen haben und nicht mitnahmen.

Wussten sie vielleicht, dass ich noch lebte?

Sie konnten es nicht.

Wussten sie, dass ich ihnen folgen würde?

Es war nicht abzusehen.

Nein.

Ausgeschlossen.

Wenn sie gewusst hätten, dass ich noch Leben würde, hätten sie mich nicht dort zurückgelassen.

"Newt?", riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken.

Fragend sah ich zu Sophia, die mich offenbar etwas gefragt hatte.

"'Tschuldigung. Ich war mit meinen Gedanken woanders. Was hast du gesagt?", wandte ich mich ihr zu.

Genervt verdrehte sie sie Augen.

"Ich habe dich gefragt, ob du Hunger hast", wiederholte sie sich dann.

Ursprünglich wollte ich verneinen, doch in diesem Moment knurrte mein Magen.

"Ich glaube, es wäre besser, wenn ich etwas essen würde, ja", sagte ich und lächelte verschmitzt.

Sophia stand auf und forderte mich auf, ihr zu folgen.

Sie ging zu einer der vielen Kisten, öffnete diese und zum Vorschein kamen verschiedene Konservendosen.

Sophia drückte mir eine davon in die Hand und warf mir einen Löffel zu, den ich geradeso noch auffangen konnte.

"Guten Hunger", wünschte sie mir, bevor sie sich ebenfalls eine Dose und einen Löffel nahm und damit zurück zu Konstantin ins Cockpit ging.

Gedankenverloren löffelte ich die kalte Suppe, die sich als Hühnerbrühe herausstellte.

Kalt. Aber ok.

Nachdem ich aufgegessen hatte, nahm ich mir wieder das Messer zur Hand und betrachtete mich in der Klinge.

Es war kein schöner Anblick.

Dicke, schwarze Adern zierten meinen Hals und den unteren Teil meines Gesichtes.

Meine Augen hatten keinen natürlichen Glanz mehr, sie sahen unmenschlich dunkel und wild aus.

Langsam legte ich das Messer weg und starrte an die gegenüberliegende Wand.

Vorsichtig fuhr ich mit meinen Fingern über den, bereits verheilten, Messerstich.

Würde die Heilung bei mir überhaupt noch ansetzen, oder war es dafür bereits zu spät?

Zu meinem Entsetzen spürte ich, wie mein Herzschlag sich verdoppelte, das Blut durch meine Adern rauschte und meine Sicht sich verschleierte.

Lass mich!

Nein.

Nicht jetzt.

Nicht hier.

Nicht so kurz vor unserem Ziel!

Ich hielt mir die Hände auf die Ohren und bettete meinen Kopf zwischen meine Knie, versuchte mit aller Kraft, den Anfall zu verhindern.

Auf einmal fiel die Anspannung von mir ab, meine Hände lösten sich von meinen Ohren, fielen schlaff auf den Boden und kurz darauf hüllte mich eine angenehme Dunkelheit ein.

Du kannst nicht gewinnen!

- Aber ich kann es versuchen.

The flare I survived | NewtmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt