Sechsundzwanzig

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Pov Newt

Die nächsten Tage ging es mir immer besser.

Meine Schusswunde am Arm heilte und der Brand zog sich immer weiter zurück, sodass man mittlerweile nur noch vereinzelt schwarze Adern sehen konnte.

Es geht mir besser.

Ich hatte mich mittlerweile eingelebt und unternahm immer öfter auch etwas mit den Kindern, die ich befreit hatte.

Thomas begleitete mich immer in den Wald und wir setzten uns an den Fluss und redeten einfach nur.

Es gab so vieles, was wir zu besprechen hatten.

Thomas erzählte mir, wie er hier gelebt hatte, welche Aufgaben er übernahm und er stellte mir die Personen vor, die mir noch fremd waren.

Ich hingegen berichtete ihm auch die kleinsten Details von meiner Wanderung durch die Brandwüste.

"Wie findest du es hier?", fragte mich Thomas, als wir wieder einmal am Fluss saßen.

Ich zuckte mit den Schultern.

"Es gefällt mir hier. Hier habe ich endlich Ruhe und muss nicht mit der Angst leben, ständig verfolgt zu werden. Außerdem tut es gut, endlich mal wieder unter bekannten Gesichtern zu sein", sagte ich und legte meinen Kopf vorsichtig auf seine Schulter.

Ich wusste immer noch nicht, wo genau ich bei ihm stand, aber er hinderte mich auch nicht daran, ihm so nahe zu kommen, was er mir bestätigte, als er einen Arm um mich legte.

Er ließ es zu.

"Es ist komisch", fing er an.

"Was?", fragte ich verwirrt.

"Ich kann mich nicht mal an die Hälfte meines Lebens erinnern und habe dennoch mehr erlebt als manch anderer Jugendliche in meinem Alter", erklärte er.

"Wie kommst du darauf?", fragte ich und hob meinen Kopf von seiner Schulter, um ihn ansehen zu können.

"Ich weiß nicht. Ist mir gerade so eingefallen. Aber denk doch mal genau darüber nach. Wir hatten nie ein richtiges Leben. Alles, wovon wir dachten, dass es Leben sei, war in Wirklichkeit nur ein Test. Unser Leben wurde auf's Spiel gesetzt, um eine Generation zu retten, die längst verloren war. Ich frage mich, was passiert wäre, wenn wir nicht im Labyrinth gelandet wären", antwortete Thomas nachdenklich.

"Hör einfach auf darüber nachzudenken. Du kannst es nicht ändern. Und auch, wenn es komisch klingen mag, bin ich froh mit meinem Leben, so wie es jetzt ist", äußerte ich meine Meinung.

Bin ich das wirklich?

Thomas seufzte, bevor er mir zustimmte und mich fester an sich zog.

"Ich bin froh, dass du wieder hier bist. Ich hab dich unheimlich vermisst", murmelte er und strich mir durch die Haare.

Zufrieden schloss ich meine Augen und schmiegte mich an seine Hand.

"Ich hab dich auch vermisst, Tommy", flüsterte ich.

Mein Herz schlug so schnell, dass ich glaubte, es würde mir jeden Moment aus der Brust springen, als seine Finger über meinen Hals striffen und unter meinem Kinn stoppten.

Er sah mir tief in die Augen, als er mich zwang, meinen Kopf zu heben und ihn ebenfalls anzusehen.

Thomas lehnte seine Stirn gegen meine, unsere Nasenspitzen berührten sich leicht.

Seine Finger strichen meinen Hals entlang, was für eine Gänsehaut bei mir sorgte, bevor sie Halt in meinem Nacken machten.

Meine Hände zitterten leicht vor Aufregung, als ich meine Arme auf seine Schultern legte und sie hinter seinem Nacken verschränkte.

Tief sah er mir in die Augen und ich hatte das Gefühl, als würde er mir direkt in die Seele sehen.

Ich spürte Tommys Atem auf meinen Lippen und ein angenehmes Kribbeln floss durch meinen Körper.

Noch nie in meinem Leben hatte ich den Kuss zwischen uns beiden mehr gewollt, als in diesem Moment und das war vermutlich der Grund, weshalb ich ihn zu mir zog und meine Lippen auf seine legte.

Thomas versteifte sich kurz - er hatte vermutlich nicht mit meiner direkten Aktion gerechnet - und ich wollte mich wieder von ihm lösen, doch er hinderte mich daran, zog mich fester an sich und erwiderte den Kuss.

Glücklich lächelte ich und krallte mich fester in seinen Nacken.

Der Kuss war ein wenig ungeschickt und bei weitem nicht koordiniert, doch er war perfekt.

Sanft ließ Thomas seine Zunge über meine Lippen gleiten, bat so um Einlass.

Zögerlich öffnete ich meinen Mund einen Spalt weit und sofort erkundete seine Zunge seine Mundhöhle.

Ich wusste nicht, wie ich auf ihn reagieren sollte und so überließ ich ihm die volle Kontrolle über unseren Kuss.

Meine Finger vergruben sich in in seinen dichten, schwarzen Haaren und ich wickelte mir kurze Strähnchen um die Finger, während seine locker um meinen Nacken gelegt waren.

Atemlos lösten wir uns voneinander und ich lächelte ihn verlegen an, während ich versuchte zu Atem zu kommen.

"Wow", murmelte Thomas.

"Es war zwar nicht mein Erster Kuss, aber auf jeden Fall der Beste", fügte er hinzu.

Ich war immer noch sprachlos und lächelte ihn deswegen einfach nur an.

Zum Glück brauchte ich nichts zu sagen, denn Thomas legte seine Lippen erneut auf meine.

Es ist vorbei.

The flare I survived | NewtmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt