Farins Vergangenheit 2/4

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Nichts...

Wie ich es schon fast erwartet habe, ich spürte keine Verbindung. Zu keinem im Rudel, ich war es weder wert, Alpha zu sein, noch war ich es wert, eine Luna zu haben.

„Und wer ist es?" holte mein Vater mich aus meinen Gedanken.

„Niemand..." murmelte ich leise, kaum hörbar.

„Wie bitte?" kam aufgebracht von ihm „Sieh mich an und sprechen deutlich!" verlangte er.

„Niemand!" schrie ich ihn an „Ich habe keinen Mate!" damit rannte ich fluchtartig aus dem Rudelhaus, hinaus in den Regen. Ein Glück hagelte es nicht mehr. Doch das war mir auch egal. So schnell ich konnte rannte ich zu unserem Wald und während eines Sprunges verwandelte ich mich in meine Wolfsform und rannte. Ich rannte einfach so weit ich konnte, nicht darauf achtend, wohin, einfach nur so schnell und den Bäumen ausweichend.

Damit hatte ich nur mal wieder die Bestätigung das ich es nicht wert war, ein Alpha zu sein.

Am besten lasse ich meinen Vater so lange herrschen, bis Eske soweit war. Sie würde das gut machen.

Doch auch ich kam irgendwann an meine Grenzen und ließ mich erschöpft auf den nassen Boden fallen und atmete tief durch.

Mein dunkelgraues Fell war nass und schmutzig. Da kann ich mir später, wenn ich wieder zu Hause bin, etwas anhören.

Obwohl, ich darf mir vermutlich so oder so etwas anhören.

Frustriert seufzte ich auf. Ich hatte mir ja schon vieles schlimmes für den heutigen Tag ausgemalt, aber das es so kommen würde, hätte ich auch nicht gedacht.

Meine schlimmste Vermutung war, das der Drogensüchtige Kevin, der ständig im Knast sitzt, mein Mate wird.

Erneut seufzte ich laut auf und vergrub meine schnauzte unter meinen Pfoten, als sich plötzlich etwas neben mir bewegte und ich innerhalb einer Sekunde wieder auf allen vieren stand.

Bedrohlich knurrte ich den Fremden Wolf an, der sich tatsächlich getraut hat, mir unter die Augen zu treten.

Erschrocken duckte der kleine, weiße Wolf sich und unterwarf sich mir.

Er war ein junger Rudelloser Wolf, das erkannte ich sofort, sowie er mich auch als Alpha ausmachte. Jedoch war irgendwas anders an ihm.

Schnaubend setzte ich mich wieder hin, da von ihm keine Gefahr ausging und zudem konnte ich keine weiteren Wölfe ausmachen.

Auch der Fremde Wolf entspannte sich und setzte sich vor mich hin, immer mit einer leicht unterwürfigen Haltung.

Kurz musterte ich ihn. Zwar hatte er weißes Fell, doch war dieses, genau wie meins vom nassen Wetter sehr schmutzig.

Nach einem schnauben verwandelte ich mich in meine menschliche Form zurück und sah den Fremden Wolf an. Ich forderte ihn auf, sich ebenfalls zu verwandeln.

Kurz musterte er mich mit großen Augen, nur damit sich kurz darauf ein leichter rotschimmer um seine Nase bildete.

Verlegen sah er auf den nassen Boden und winselte leise.

„Alles okay, ich tu dir nichts!" redete ich ihm zu.

Erst sah der Fremde Wolf mich nochmal beschämt an, ehe er sich vor meinen Augen ebenfalls in seine Menschliche Form wandelte.

Zuerst musste ich feststellen, das er nichts weiter als eine Boxer anhatte.

„Ähm..." stammelte er „Hab nicht damit gerechnet jemanden zu treffen."

Seine Haut war blass und wirkte durch den dunklen Schlamm, der an ihm klebte noch heller. Seine nassen, dunkelblonden Haare hingen ihm ins Gesicht und seine strahlend Orangen Augen sahen mich leicht eingeschüchtert an.

„Mein Name ist Farin." erklärte ich ihm.

„Thilko..." stammelte er, atmete einmal tief durch „Ich bin ein Beta."

„Nein, nicht mehr. Ohne Rudel bist du nichts!" Meinte ich ernst. Es gab ein Unterschied zwischen einem Werwolf im Rudel, oder ohne. Ohne Rudel hatte man keinen Rang mehr, weder Beta, noch Omega. Nur ein Alpha blieb immer ein Alpha! Und er wurde auch nicht einfach aus seinem Rudel geworfen, es war irgendwas anderes.  „Ich bin ein Alpha."

Damit verdrehte er nur die Augen und sah mich danach genervt an.

„Und jetzt erzähl mal, warum bist du nackt?" fragen ich gerade heraus und bemerkte, wie der Regen langsam weniger wurde.

„Ich bin nicht Nackt!" schnaubte er und sah mich genervt an. Dabei deutete er auf die durchnässte Boxer, die ihn als einzigstes bedeckte. Doch nun viel mir auch auf, das er zitterte.

„Ist dir kalt?" fragte ich also ziemlich dümmlich, doch er nickte nur zaghaft „Hier, zwar durchnässt, aber vielleicht hilft es." damit zog ich mein Jacket aus und legte es ihm über die Schultern.

„Danke." murmelte er und kratzte sich verlegen am Arm. „Ich bin aus dem Heim geflohen, doch es gab Probleme und ich hab meine Tasche verloren." Gestand er mir, noch immer wirkte er mir gegenüber skeptisch, was mich doch etwas nervte.

„Also hast du weder Familie noch ein Rudel?" fragte ich nochmal nach.

Wie erwartet schüttelte er mit dem Kopf und sah auf den Boden. Ob ich mich wohl trauen durfte, Zu fragen, warum er im Heim war und wieso er keinem Rudel angehörte?

„Mein Rudel bestand aus meiner Familie!" erklärte er mir.

„Oh... Ähm..." stammelte ich ertappt.

„Deine Neugierde ist dir von der Nase abzulesen!" Schnaubte er und verdrehte zusätzlich die Augen. „Jedenfalls gab es meine Oma, mein Onkel, den Alpha und seine Menschliche Luna. Mein Dad, der Bruder von Alpha und meine Menschliche Mutter." erklärte er und wirkte bedrückt. „Da wir in einem Haus, tief im Wald gewohnt haben, hat meine Mutter mich zur Schule gebracht, doch..., ich war in der dritten oder vierten Klasse da kam meine Mutter nicht." erklärte er und atmete einmal tief durch „Das Jugendamt stand vor der Tür und erklärte mir, das meiner Familie ein Unfall passiert ist. Später hab ich aber erfahren das sie ermordet wurden."

„Und... Ähm... wie geht es dir damit?" fragte ich vorsichtig.

„Naja, wie soll es mir schon gehen?" schnaubte er, atmete dann aber wieder durch und meinte „Ich hab's nicht mitbekommen, deswegen gehts, aber natürlich vermisse ich sie!"

„Willst du mit zu mir kommen?" fragte ich vorsichtig.

„In dein Rudel?" fragte er wiederum skeptisch.

Ich nickte nur.

„Aber du musst langsam laufen..." murmelte er verlegen „Ich bin über eine Wurzel gestolpert, jetzt tut mein Fuß weh..."

„Wie hast du das denn hinbekommen?" fing ich an zu lachen.

„Na, Versuch du mal was zu sehen, wenn dir Hagel ins Gesicht schlägt!" motzte er mich an, doch das verhinderte nicht, das ich noch lauter anfing zu lachen.

Ich als kleiner Omega 2Where stories live. Discover now