Kapitel 3

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Naeun

Endlich hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen und ich schwankte durch die Gegend. Um mich herum schaukelte alles und ich musste mich an meinem Handgepäckkoffer festhalten. „Wir müssen hier entlang", wies mich mein Onkel freundlich hin, da ich gerade in die falsche Richtung steuerte. Meine Nerven waren am Ende und ich lief nur noch wie eine Leiche durch die Gegend. Die Reise war unglaublich lang und wir durchflogen die verschiedensten Zeitzonen. Jetzt wusste ich gar nicht mehr, wie spät oder früh es war. Meine Orientierung war schon am Fuße des Berges und konnte nicht mehr weiter sinken. Das letzte Mal als ich mich so schlapp gefühlt hatte, war nach einem kompletten Wettkampfwochenende. Ich hatte pro Tag fünf Tänze aufzuführen, was sehr an meinen Nerven zerrte. Eigentlich wollte ich noch ein Dance Cover am Flughafen drehen, aber das konnte ich mir bei meinem Zustand echt abschminken. Vielleicht sollte ich dieses Projekt ein wenig verlegen.

Mit unseren Koffern warteten wir vor dem Ausgang auf meine Tante, die uns eigentlich abholen sollte. Aber bei meiner Familie wusste ich nie, ob nicht doch noch jemand anderes auftauchte, um einen abzuholen. Versprach mir mein Onkel mich abzuholen, kam mein Cousin und, und, und. So war das nun mal bei meiner Familie und ich war nie auf die Zukunft vorbereitet. Durch ein lautes Hupen wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und schaute mich um. Mir sprang sofort meine Tante entgegen, die das größte Lächeln auf der ganzen Welt auf ihrem Gesicht hatte. „Naeun, wir haben dich so vermisst", ließ sie mich wissen und zog mich in eine innige Umarmung. Eingequetscht versuchte ich zu antworten, dass ich sie auch sehr vermisst hatte und mich auf meinen Lebensabschnitt mit ihnen zusammen freute. Richtig, ich werde erstmal bei meiner Tante und meinem Onkel wohnen. Dazu gehörten auch die Eltern meines Vaters und ganz viele Cousins und Cousinen. Bei uns war es nun mal üblich eine große Familie zu haben und das alle unter einem Dach lebten. „Wir haben dir die kleine Wohnung ausgeräumt, damit du von den Kleinen nicht gestört wirst", teilte mir meine Oma mit. Sie hatte sich am meisten gefreut, dass sie ihre einzige Enkelin von meinem Dad jetzt immer um sich hatte. Leider war ich Einzelkind und hatte keine Geschwister, die ich gerne gehabt hätte. Umso toller fand ich es mal wieder hier zu sein und mit meinen kleinen Cousinen und Cousins zu spielen. „Ihr hättet mir die Wohnung nicht freimachen müssen", sagte ich und bedankte mich nochmals. Meine Großeltern sowie mein Onkel hatten ein großes Anwesen hier in Seoul. Meine Familie väterlicherseits hatte nämlich ein Immobilienbüro und verdiente ein bisschen mehr Geld als andere. Dementsprechend konnten wir auch mehrere Generationen problemlos in einem Haus unterbringen. Damals sollten mein Dad und mein Onkel die Firma übernehmen, aber Dad wollte lieber sein eigenes Ding machen und überlies die Sache meinem Onkel. Natürlich waren meine Großeltern nicht begeistert von dieser Idee und es herrschte lange Stille zwischen beiden Parteien. Aber es war alles wieder auf dem Weg der Besserung.

„Naeun, möchtest du mir vielleicht beim Kochen ein bisschen helfen?", fragte mich meine Oma. Nickend betrat ich die Küche: „Was gibt es denn zu helfen?" Schnell schob sie mir ein paar Zwiebeln und Karotten entgegen, die ich in kleine Würfel schneiden sollte. Warum musste ich die Zwiebeln schneiden? Wahrscheinlich tränten meiner Oma genauso die Augen wie mir. „Schade Oma, ich dachte du schneidest mir die Zwiebeln. Ich weiß doch gar nicht wie das geht", sagte ich unschuldig. Zwar konnte ich Zwiebeln schneiden, aber sie sollte auch einen kleinen Nachteil haben. „Naeun, hat deine Mama dir das nicht beigebracht?", fragte sie entsetzt. Und da hatten wir auch schon das nächste Problem. Meine Oma hatte ein sehr großes Problem mit meiner Mum. Damals hatte sich mein Dad gegen die Firma entschieden und dann heiratete er auch noch jemanden, der aus ärmeren Verhältnissen kam. Das war der absolute Alptraum für sie und meinen Opa. Ich finde es cool, dass Dad nicht mit deinem Geld prahlte und sich in Mum verliebt hatte. Zudem gaben die beiden auch ein sensationelles Paar ab und verstanden sich blind. Außerdem hätte es mich dann auch nicht gegeben. „Oma!", ermahnte ich sie. „Mum hat dir nichts getan. Such nicht immer das Schlechte in ihr. Denk dran, ohne sie gäbe es mich gar nicht!" Mit diesem Satz hatte ich sie immer und legte das Thema aufs Eis.

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Ich hoffe euch gefällt das Kapitel💗💫

My last Dance [ATEEZ]Where stories live. Discover now