Kapitel 28

949 48 2
                                    

Naeun

Die Zeit als Background-Tänzerin neigte sich langsam dem Ende und ich musste mit meine eigenen Promotions anfangen. Ich fühlte mich alles andere als bereit und hatte echt ein bisschen Angst vor den ganzen Klischees und Artikeln. Taewook arbeitete auch auf Hochtouren und uns beiden konnte man den Stress anmerken.

„Naeun, dein Handy klingelt", wies mich Taewook auf mein klingelndes Handy hin. Ich nickte und machte die Musik aus, um in Ruhe telefonieren zu können. „Hallo?", fragte ich in den Hörer. Am anderen Ende konnte ich meinen Papa reden hören. „Naeun, wie geht es dir?", fragte er mich müde. Ich schluckte: „Soweit ganz gut. Euch beiden?" Eigentlich hätte ich nicht fragen sollen. Wenn sich mein Papa so müde anhörte, dann kann das kein gutes Zeichen sein.

„Deine Mama liegt im Krankenhaus...", flüsterte er durch den Hörer und ich sackte auf den Boden. Wieso musste sie ausgerechnet jetzt ins Krankenhaus? Von der anderen Seite schaute mich mein Manager mitleidig an. „Was macht sie im Krankenhaus? Was ist passiert?", fragte ich hektisch nach. Ich hasste die Situation, weil ich nichts machen konnte. Ich war weit weg von meiner Familie und konnte sie noch nicht einmal finanziell unterstützen. „Ihre Werte haben sich verschlechtert und sie braucht spezielle Medikamente", sagte mein Papa schwach.

Mein Sichtfeld wurde immer undeutlicher und ich hatte das Gefühl, die Welt drehte sich viel zu schnell. Alles was mein Papa sagte, rauschte nur so an mir vorbei. Ich fiel immer tiefer und tiefer in ein schwarzes unendliches Loch. Wieso gerade jetzt? Konnte Mama nicht noch so lange gesund bleiben, bis ich wieder mehr Zeit hatte? Warum musste ich ausgerechnet in diesem Zeitpunkt mein Debüt haben? Wie konnte ich so selbstverliebt sein und nur an mich und meine Träume zu denken?

All diese Fragen ließen meinen Kopf beinahe explodieren. Ich fühlte mich schuldig, alleine, traurig und die ganze negative Gefühlspalette dazu. Das Telefonat zwischen meinem Papa und mir endete stumm und ich stürmte aus dem Entertainment. Meine Gedanken überschlugen sich mehrfach und ein klarer Gedanken war nicht zu finden.

Im Blindflug lief ich durch die kalte Winterluft und schlängelte mich durch die Straßen Seouls. Ich wollte gerade keinen mehr sehen, niemandem begegnen und schon gar keinen Reportern oder Fans. Doch mir wurde ein Strich durch die Rechnung gezogen, als ich volle Kanne in jemanden hineinlief. Na toll! Selbst richtig laufen konnte ich schon nicht mehr. „Tut mir Leid!", entschuldigte ich mich flüchtig und wollte zum Weitergehen ansetzten. Aber die Person mir gegenüber hatte da andere Pläne. „Naeun? Bist du es?", fragte mich eine bekannte Stimme, die mich einfrieren lies.

Geschockt schaute ich nach oben und blickte in die besorgten Augen von Wooyoung. Warum musste es ausgerechnet Wooyoung sein? Und warum schlug mein Herz auf einmal viel schneller in meiner Brust?

„Alles okay bei dir?", fragte er mich und schaute mich immer noch besorgt an. Ich schüttelte den Kopf, unfähig etwas zu sagen. Es sollte nicht seine Sorge werden und schon gar nicht sollte er sich mit meiner Situation beschäftigen.

„Ich will dich nicht mit meinem Zeug belasten", antwortete ich ehrlich und wischte mir die Tränen mit meinem Jackenärmel aus dem Gesicht.

„Du machst dir schon wieder viel zu viele Gedanken um andere. Ich hätte dich nicht gefragt, wenn ich mich nicht für dich interessiert hätte", antwortete Wooyoung mir ehrlich und nahm mich in seine Arme. Seine Umarmung tat gut, ich hatte mich seit langem nicht mehr so wohl und geborgen gefühlt. „Sollen wir irgendwo hingehen und reden?", fragte er mich einfühlsam und ich nickte.

Zusammen gingen wir in Richtung Café und suchten uns dann einen versteckten Sitzplatz in der Ecke. Hier hatte ich schon des öfteren meinen Tag ausklingen lassen beziehungsweise meinen Kopf frei bekommen. „Also, was bedrückt dich?", fragte Wooyoung nach. Jetzt war ich definitiv an der Reihe und erzählte ihm so ziemlich alles.

Von meinen Träumen, das Verlassen meiner Eltern, die Krankheit von meiner Mama und vieles mehr. Keiner meiner ganzen Freunde wusste so viel über mich, wie Wooyoung jetzt. Warum ich ihm das alles anvertraute, wusste ich selbst auch nicht so genau. Allerdings tat es sehr gut mit ihm darüber geredet zu haben. Eine große Last fiel von meinen Schultern nachdem ich meine Erzählung beendet hatte.

„Ich weiß zwar nicht, wie es so genau um deine Mama steht und zu sagen, dass alles gut wird, wäre auch nicht sonderlich fördernd. Aber du musst wissen, dass wir alle immer ein offenes Ohr für dich haben. Auf dir lastet jetzt ziemlich viel Druck und dein Debüt soll mehr als perfekt werden. Ich kenne diesen Stress und war mehr als froh, dass ich mich meinen Bandmembern anvertrauen konnte. Da du aber keine hast, musst du uns Chaoten als Team Mates ansehen. Wir werden immer für dich da sein, dass kann ich dir jetzt schon garantieren", sagte Wooyoung und drückte einmal fest meine Hand.

„Danke für alles. Mir ist schon eine sehr große Last von meinen Schultern gefallen", bedankte ich mich bei ihm. Er grinste mich nur an und trank seinen Kaffee aus. „Ich habe dir was mitgebracht", sagte er plötzlich und zog meine Polaroidkamera aus seiner Tasche. „Da du so gerne Fotos mit ihr machst, habe ich sie vorhin mal eingesteckt. Ich wollte dir ein paar Fotos mitbringen!" Jetzt musste ich schmunzeln, da er mir einfach meiner Kamera geklaut hatte. Aber irgendwie war es schon süß, dass er mir Bilder für meine Wand machen wollte.

„Danke, die hätten auch einen Ehrenplatz an der Wand bekommen", antwortete ich ehrlich. „Wir sollten jetzt welche von uns beiden machen, dann sind die Fotos noch besser!"

Gesagt, getan! Wir beiden grinsten wie die Honigkuchenpferde in die kleine Kamera und Wooyoung löste aus. Gemeinsam warteten wir gespannt bis das Bild sich vollständig entwickelte. „Wir sehen schon sehr sexy aus. Vor allem deine langen Ärmel von deinem Pulli!", lachte Wooyoung laut los und ich musste mit einsteigen. Meine schlechte Stimmung von vorhin war verflogen und ich fühlte mich um einiges besser.

Aber jetzt wusste ich, dass ich mich auf jeden Fall immer an die Jungs wenden konnte, wenn etwas war.

________
Nach genau einem Monat melde ich mich dann auch mal wieder mit einem Kapitel zurück. Tut mir echt sehr Leid, dass es alles so lange gedauert hat. Allerdings hat die Schule mehr als 100% meines Gehirns eingenommen und mir fehlte sowohl die nötige Zeit als auch meine Kreativität. Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel und ihr seid mir nicht allzu böse😐

My last Dance [ATEEZ]Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora