Kapitel 5

1.5K 66 0
                                    

Naeun:

Am nächsten Morgen kam ich kaum aus dem Bett. Durch das ganze Training gestern, hatte ich seit langem mal wieder schlimmeren Muskelkater. „Wieso mussten wir so viel trainieren?", fragte ich eher an mich selbst gerichtet. Ich schleppte mich ins Badezimmer und führte meine Morgenroutine durch. Zähne putzen, Gesicht waschen, Haare kämmen und anziehen. Selbst in meinen Fingerspitzen hatte ich Muskelkater. Manchmal fragte ich mich wirklich, ob ich nach fünfzehn Jahren Tanzerfahrung immer noch nicht alle Muskeln entdeckt hatte. Aber die Antwort lautete immer wieder, dass ich tatsächlich noch nicht alle Muskelgruppen kannte.

Mit langsamen Schritten machte ich mich auf dem Weg nach unten und schnappte mir noch einen Apfel aus der Obstschale. Schnell noch meine Schuhe an und dann ab ins Auto. Das Wetter heute war echt mehr als ekelhaft. Es regnete in Strömen und die Sonne konnte man vergessen. Etwas deprimiert fuhr ich zur Uni und ging in meinem Kopf schon mal die ganze Choreografie durch, die Renya, Brandon und ich geplant hatten. Heute war der Tag, an dem wir alles aufführen mussten. Hoffentlich waren meine beiden Teamkollegen fit und mussten sich nicht auch mit dem schlimmen Muskelkater rumschlagen. Nach weiteren zehn Minuten Fahrt, erreichte ich endlich den Campus und parkte auf einem abgelegenen Parkplatz. Überraschenderweise wartete dort schon Renya auf mich. „Coole Karre", pfiff er. Ja, auf mein Auto war so mancher Mann nun mal ziemlich neidisch. Eigentlich wollte ich nicht, das meine Eltern mein Auto nach Südkorea verschiffen lassen, aber natürlich hatten sie ihren Dickkopf durchgesetzt. „Ist der aus Kanada?", fragt mich Renya neugierig. „Ja, den haben mir meine Eltern hier rüber geschafft. Ich wollte das eigentlich nicht", gestand ich ihn. Doch er schaute mich nur entrüstet an: „Wie? Du wolltest deinen tollen Mercedes GLC nicht mitnehmen? Willst du mich verarschen?" Anscheinend hatte er kein Problem damit, dass ich „reich" war. „Die anderen haben ein großes Problem damit", antwortete ich kleinlaut. „Ach Naeun, wenn du in dieser Welt überleben möchtest, dann musst du sie schnell vergessen. Wir sind nun mal alle Konkurrenten und einige nehmen die Sache hier ein wenig zu ernst!", beruhigte er mich. „Und jetzt schuldest du mir nach der Uni eine kleine Spritztour", sagte er triumphierend und ich musste lachen. „Einverstanden, lass Brandon aber auch mitnehmen", wendete ich noch ein.

Nachdem Renya und ich unsere kleine Spritztour schon ausführlich geplant hatten, erreichten wir den Tanzsaal. Dort wippte Brandon schon von dem einen Bein auf das andere. Er stand dort möglicherweise schon ein wenig länger. „Was habt ihr...", versuchte er zu fragen. Aber Renya unterbrach ihn sofort: „Ey, Kumpel, wusstest du, was Naeun für ein geiles Auto hat? Ich habe uns schon eine Spritztour organisiert!", „Moment, ich habe gesagt, das wir Brandon noch mitnehmen sollten", ging ich dazwischen. Das schien mein japanischer Teamkollege extra zu überhören.

Im Tranzsaal war schon einiges los. Die meisten machten schon ihrer Aufwärmübungen und gingen nochmal die ganzen Schritte durch. Unsere Gruppe hingegen hatte noch die Ruhe weg und wir suchten uns noch einen freien Platz. „Ich habe so ein Muskelkater", jammerte ich. „Da bist du nicht einzige!", rief Renya, der gerade seine Tasche in die Ecke schmiss.

Die Tür ging auf und unser Lehrer kam in den Raum. „Guten Morgen liebe Schülerinnen und Schüler, wir werden heute eine kleine Überraschung für alle hier haben. Bitte wärmen Sie sich alle genug auf. Dafür stehen Ihnen noch eine halbe Stunde zur Verfügung. Danach werden Sie von meinem Kollegen über alles weitere informiert", teilte er und mit, ehe er wieder den Raum verließ. Was er jetzt schon wieder vor hatte wusste keiner.

Also machten Brandon, Renya und ich uns ans Aufwärmen. Mir fielen die ganzen Aufgaben heute schwerer als sonst. Meine ganzen Muskeln taten mir einfach nur weh. „Wehe du tanzt das gleich nicht alles sauber durch!", warnte mich Brandon. „Keine Sorge. Ich werde es schon hinbekommen die Choreo sauber durchzuführen", nahm ich ihm den Wind aus den Segeln. Schließlich war ich ebenfalls an einer hohen Punktzahl interessiert und konnte mir keinen Fehler erlauben. Nachdem die halbe Stunde vorüber war, mussten wir nochmals den Raum wechseln. Einmal quer durch die ganze Uni. Schon praktisch, denn wir bekamen quasi eine kostenlose Tour. „Und es gibt Menschen, die bezahlen viel Geld für eine ganze Tour hier. Vielleicht sollten sie sich einfach auch an dieser Uni einschreiben. Dann haben sie das Vergnügen eine Unitour zu bekommen und das vom Studiengeld. Dafür lohnt sich das viel mehr!", scherzte Brandon. Eigentlich hatte er nicht so ganz unrecht. Die Universität hatte einen sehr hohen Stellenwert und es gab viele Talentscouts, die für eine Tour sehr viel Geld bezahlten. Normalerweise herrschte hier sowas wir ein „Tanzgeheimnis". Das hieß, alles was wir hier machten, durfte nicht an die Außenwelt gelangen.

______________

My last Dance [ATEEZ]Where stories live. Discover now