Kapitel 4

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Naeun

Mittlerweile hatte ich schon die ersten zwei Wochen in der Uni geschafft. Es war anstrengender als gedacht und viele Freunde hatte ich auch noch nicht gefunden. Generell gab es beim Tanzen viele Konkurrenten und kaum einer wollte mit dir befreundet sein. So war das Tanzbusiness nun mal und ich musste damit klar kommen. Außerdem war ich auch noch aus dem Ausland und hatte, im Verhältnis zu den anderen, eine andere Ausbildung und „teure" Tanzkleidung. Mein Ruf in meinen ganzen Kursen war nicht gerade gut und ich musste mich vielen Vorurteilen stellen. Wieso musste die Menschheit immer so gemein sein? Gerade versuchte jemand über mich auf koreanisch zu lästern und vergaß, dass ich Muttersprachlerin war. Also mischte ich mich aus Spaß in die Unterhaltung ein und erntete erschrockene Blicke. „Demnächst überlegt euch, ob sich das Lästern lohnt. Ich habe euch nichts getan und arbeite genauso hart wie jeder andere hier auch", gab ich von mir. Danach waren sie still und schwiegen sich an.

„Guten Mittag meine Damen und Herren!", begrüßte uns der Lehrer. „Wir werden heute Musikvideos vertanzen. Bitte tut euch zu zweit oder mehr zusammen. Ihr habt einen Tag Zeit fürs Auswendiglernen. Morgen zwei Uhr tragen alle ihre Choreografien vor!", teilte er uns streng mit. Währenddessen tuschelten alle vor sich hin, bildeten Gruppen und waren dann verschwunden. Die einzigen, die noch übrig blieben, waren diejenigen von außerhalb. Mutig ging ich auf die beiden Jungs zu: „Ich bin Naeun! Wollen wir das Projekt zusammen machen?" Die beiden Jungs schauten sich erst skeptisch um, nickten mir dann zu und somit waren wir ein Team. „Kommen Sie zurecht?", fragte uns der Tanzlehrer. „Ich habe sehr große Hoffnungen in Sie alle. Schließlich ist Ihre Tanzausbildung schon höher als die der anderen!" Ich freute mich immer wieder Komplimente zu hören, allerdings war ich nicht die vom Himmel gefallene Meisterin. „Vielen Dank!", bedankte sich der Junge neben mir. Auch mein anderes Teammitglied verbeugte sich vor dem Professor, bevor wir anfingen. „Ich bin übrigens Brandon und komme aus England", stellte sich der dunkelhaarige mit seinen dunkelbraunen Augen vor. „Cool, ich bin Renya und aus Japan", fügte der blond gefärbte auf meiner anderen Seite hinzu. „Wir sind sehr international unterwegs, da ich aus Kanada komme!", lachte ich. Kein Wunder, dass wir übrig blieben. Renya und Brandon konnten noch nicht so gut koreanisch, weshalb wir uns dann auf Englisch verständigten.

Wir hatten uns zusammen aufgewärmt und saßen jetzt vor Renyas iPad und suchten einen passenden Song beziehungsweise ein passendes Musikvideo für uns raus. „Ich wäre für was moderneres. Das passt eigentlich auch ganz gut zu unseren Tanzstilen", teilte Brandon uns mit. Auch ich war der Meinung. Zusammen surften wir durch die verschiedensten sozialen Netzwerke bis wir auf YouTube hängen blieben. Dort sollten wir auf jeden Fall was finden. „Was ist denn im Moment euer Lieblingslied?", fragte Renya uns. Ich musste nicht lange überlegen: „Definitiv Let's Shut Up & Dance von Jason Derulo, Lay und NCT127!" Brandons Augen weiteten sich und er schmollte vor sich hin: „Das Lied wollte ich auch vorschlagen!" Mit einem High-Five besiegelten wir unseren gleichen Musikgeschmack, während Renya das Lied suchte. Mit einem Klick öffnete sich das Musikvideo und wir spürten alle den Rhythmus. „Damit wäre ich einverstanden. Außerdem kommen dort so ähnliche Moves wie bei Michael Jackson drin vor", strahlte Renya über beide Ohren.

Zusammen trainierten und feilten wir an der ganzen Choreografie. Es war definitiv ziemlich schwer alles so zu tanzen, wie in dem Video. Die exakt getimten Moves machten uns zu schaffen und wir kamen immer wieder aus dem Takt. Aber aus der Ruhe ließen wir drei uns alle nicht bringen und trainierten fleißig weiter. Bis in die späten Abendstunden standen wir vor dem großen Spiegel im Raum und blendeten komplett die Außenwelt aus. „Ich habe so einen Hunger", ließ ich mich erschöpft auf den Boden fallen. Renya gesellte sich neben mich auf den Boden und pumpte die Luft schwer durch seinen Körper. „Ich werde morgen definitiv meine Beine nicht mehr spüren", jammerte Renya und kippte sich das Wasser in den Mund. Brandon hatte jetzt schon Muskelkater und schlurfte zu uns. „Wollen wir uns was zum Essen bestellen?", fragte er uns dann. Renya und ich nickten beide gleichzeitig und mussten lachen. Erschöpft griff Brandon nach seinem Handy und bestellte einfach ein paar Kleinigkeiten. „Ich hoffe, dass wir morgen alle laufen können. Ansonsten wird das mit dem Auftritt eher weniger ein Erfolg", sprach Renya seine Gedanken aus. Für mich war es fast Alltag so lange zu trainieren und meine Körperteile am Abend nicht mehr spüren zu können. „Magnesium hilft!", lachte ich und trank ebenfalls einen Schluck aus meiner Wasserflasche. „Echt? Wusste ich noch gar nicht", sagte Brandon. „Das muss ich mir schnell in mein Handy eintippen und merken!" Als wäre das die Erfindung des Lebens, schrieb er es eilig in seine Notizen bis ihn der Lieferdienst unterbrach.
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My last Dance [ATEEZ]Where stories live. Discover now