Kapitel 23

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If I lose myself - Madilyn Bailey, Corey Gray

Als er die Frage hörte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck vom glücklichen Jungen, der viel Spaß hatte bis zu dem blassen Jungen, der nicht glauben konnte, was ich da gesagt hatte.

"Sorry wenn ich zu nah-", wollte ich mich entschuldigen, aber Ramon schluckte kurz und nickte.

"Schon gut. Irgendwann muss es ja eh raus", meinte er und versuchte sich zu konzentrieren.

"Meine Vater ist die Sorte Mensch, der immer nur auf sich geachtet hat und auf sein Business. Er hat mir schon seit meiner Kindheit gezeigt, wer ich in der Zukunft sein werde und mich jeden verdammten Tag darauf vorbereitet. Er wollte aus mir einen Menschen machen, der ich überhaupt nicht sein wollte. Er hatte mich sozusagen eingesperrt und mir meine Freiheit genommen. Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie es ist nicht der zu sein, der man eigentlich sein will?"

Ich nickte ihm zu und lies ihn weiter sprechen.

"Er hat sich niemals darum gekümmert was ich sein wollte. Niemals wäre er darauf gekommen auf meine Wünsche einzugehen."

Er schloss langsam seine Augen und ich strich zart über seine Handfläche, um ihm zu zeigen, das ich da war.

"Also beschloss ich einfach abzuhauen. Schließlich war ich alt genug um zu entscheiden wie mein Weg aussehen sollte. Ihm hatte ich nicht gesagt wo ich bin. Ich wusste selbst nichtmal wohin, also kannst du dir denken, dass New York nicht mein Hauptziel war. Aber ich lies es einfach auf mich zukommen und entschied einfach irgendwohin zu gehen. Alles ist besser, als mit meinen Vater zu leben", erklärte er mir und ich bemerkte erst jetzt, wie bedrückt er deswegen war. Man konnte förmlich spüren, wie schwer es ihm gefallen war.

"Vielleicht wirst du mir das nicht glauben, aber bei mir war es änlich. Meine Eltern waren gegen meine Träume und ich musste mich auch entscheiden zwischen der Freiheit oder dem Leben. Und wie du siehst hab ich mich für die Freiheit entschieden. Genauso wie du. Und weißt du was?", fragte ich ihn mit breiten Lächeln.

Kopfschüttelnd sah er mich neugierig an.

"Das war die beste Entscheidung meines Lebens."

Das war es wirklich. New York war für mich wie eine Befreiung gewesen. Eine Befreiung von allem was ich erleben musste und eine klare Grenze von meinem alten Leben. Natürlich war es nicht schön zu hören, dass Ramon aus ähnlichen Gründen hier gelandet war aber es fühlte sich gut an, jemanden zu haben, der einen verstehen konnte und der sich gut in meine Situation hineinversetzen konnte.

Jetzt wusste ich, dass uns etwas verband. Eine Verbindung, die nur wir verstehen konnten. Eine Verbindung, die mit jedem Tag immer stärker wurde.

"Jetzt sind wir frei, Lana. Frei von allem was uns eingeschlossen hatte. Jetzt sieh uns an. Der Barkeeper und die Tänzerin. So verschieden, doch noch so gleich", merkte er zufrieden an und konnten nicht aufhören zu lächeln.

Die angenehme Stille lies uns erst jetzt realisieren, dass wir einen Schritt weiter waren. Ohne das wir es gemerkt hatten, liesen wir uns öffnen. Ich wusste es schon seid unserem ersten Treffen. Ramon Santos war ganz anders, als alle Menschen, die ich je kennengelernt hatte. Er war einfach anders.

"Will die Tänzerin mir auch zeigen, wie gut sie es kann?", brachte mich er mich wieder in die Realität zurück und ich nickte.

"Natürlich."

Kurz erwiderte er mein Lächeln und stand dann auf, um die Musikanlage wieder anzumachen.

Als die wunderschöne Melodie in meinen Ohren ertönte, schloss ich meine Augen und bewegte mich selbständig im selben Takt.

Ich spürte, wie meine Beine sich selbst drehten und hoch schwankten, während meine Hände nach oben oder nach unten flogen. Es war wiedermal ein Gefühl, der Betäubung, das mich fühlen und tanzen lies.

Als die Musik zu Ende war, öffnete ich erst dann meine Augen und sah, wie überrascht mich Ramon anguckte.

"Ich wusste ja das du tanzen kannst, aber soo...", erwiderte er sprachlos.

"Danke", antworte ich glücklich.

"Und jetzt lass uns zusammen tanzen", bat ich mit ausgestreckter Hand und er nahm sie an und im gleichen Moment bemerkte ich, wie seine Berührungen mich unkontrolliert machten.

Es tat gut endlich das zutun, was mich glücklich machte. Und ich wusste, dass ich Ramon vertrauen konnte. Er hatte mir gezeigt, dass die Angst vor der körperlichen Nähe, nichts anderes als eine Illusion war. Ich fühlte mich besser ohne die Angst. Ich fühlte mich wie früher. Früher, wo alles noch vut war. Und das würde ich mir niemals zerstören lassen.

Doch als hätte er was vergessen, lies er meine Hand los und ging zur Musikanlage rüber.

"Ich hoffe du kennst das, denn das ist das beste was ich kann", meinte er und und schaltete den Song "Santa Maria" an.

"Du kannst Tango?", fragte ich ungläubig und er kam wieder auf mich zu.

"Mein Vater bestand drauf", entgegnete Ramon und nahm wieder meine Hand.

So als würden wir das schon ewig machen, bewegten wir uns mit zwei Schritten nach hinten und dann ein kleines Stück nach rechts, worauf er mich erst umdrehte und dann zu sich zog, sodass unsere Nasen sich berühten.

Beim nächsten Schritt bewegten wir uns mit drei Schritten nach rechts und ich schlang meine Beine um seine, worauf er seine großen Hände immer weiter nach oben schob und sich erst nach hinten lehnte, worauf er mich mit zog.

Eins konnte man ihm lassen. Ramon Santos wusste genau, wie man Frauen verführte.

"Wusste ja nicht dass du noch einen Talent hast", deutete ich lustig an und bemerkte, wie er mich nach hinten zog.

"Du wirst noch viel mehr von mir kennenlernen", sagte er charmant und zog mich wieder auf die Höhe, worauf er wieder meine Hand nahm.

"Ach ist das so?", fragte ich verführerisch in sein Ohr und bemerkte, wie Ramon eine leichte Gänsehaut bekam.

Jetzt kam er meinen Gesicht nahe und ich lies mich auf seinen Armen fallen.

"Ja.", sagte er ganz langsam und ich fing an zu grinsen.

Ramon half mir hoch und wir beide machten den gleichen Schritt in die linke Richtung, bevor er mich wieder nach hinten umdrehte und mich genauso wie gerade wieder zurück zog.

Als wir fast keinen geringen Abstand mehr hatten, spürte ich, wie sein Blick auf meine Lippen gerichtet war und im selben Moment fing mein Puls zu rasen an und ich konnte mich nicht entscheiden, ob mir heiß oder kalt war.

"Glaub mir dir wird es gefallen."

New York's Love Where stories live. Discover now