Kapitel 9

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Meet me on the battlefield - Svrcina

Irgendetwas an seiner Stimme überzeugte mich. Ich wusste nicht was es war, aber ich spürte, dass ich das wollte. Das ich nicht ablehnen konnte.

"Wie kann ich mir sicher sein, dass du es ernst meinst?", wollte ich von ihn wissen und schon näherte er sich ein Stück und ich konnte den Duft von Minze spüren, die er an sich trug.

Er hatte noch nie anders als nach Zigaretten und Alkohol gerochen. Sein Mund stank förmlich nach diesen Dingen, als er in der Nacht wieder nach Hause kam. Nur bei unseren ersten Dates, hatte er sich Parfüm draufgespürt, aber als er wusste, dass ich ihn vollständig gehörte, hatte er sich nicht mal Mühe gemacht und so getan, als wäre er ein hygienischer und trockener Alkoholiker.

"Indem du dich darauf einlässt und der Welt vertraust, dass es nicht nur schlechte Menschen gibt. Sondern auch Menschen, die dich lächeln sehen wollen. Menschen, die der Grund sind, warum man ans Gute glauben sollte. Und die einen glücklich machen.", entgegnete er aus tiefester Seele.

"Wenn du willst, kann ich dir einen Ort zeigen, der meine Probleme schnell beseitigt und mich an die guten Zeiten erinnert. Und wenn du nur eine Sache tust und dich darauf einlässt, verspreche ich dir, wirst du es nicht bereuen."

"Einen Ort der dich vergessen lässt?", fragte ich ihn und erinnerte mich im gleichen Moment an meinen Ort, wo ich immer hinging, wenn ich nicht mehr konnte. Dieser Ort war magisch und lies mich all meine Probleme vergessen. Ein Ort, wo ich stundenlang tanzen konnte, ohne das jemand dies mitbekam und ich von allen abgeschirmt war.

"Du hast es also verstanden.", erwiderte er zufrieden und schon fing es wieder an ruhig zu werden, da er immernoch auf eine Antwort wartete.

Wenn du dich nicht entscheiden kannst, weil du dich nicht traust die richtige Entscheidung zu treffen, wirf eine Münze. Es wird dir genau zeigen, auf was du hoffst und was die richtige Entscheidung ist.'

Die Worte meiner Mutter hallten mir wieder hervor und was ich anfangs, als die schwachsinnigste Idee aller Zeiten gefunden hatte, wurde jetzt zu meiner letzten Möglichkeit.

Ich entschuldigte mich kurz und ging schnell auf die Toilette, um eine kleine Münze aus meiner Hosentasche zu ziehen und starrte auf das goldene Motiv der Münze.

Das Symbol wirkte für mich fast anziehend, da es sehr außergewöhnlich aussah. Ich mochte es schon immer mehr, als eine langweilige Zahl, die bei jeden draufstande. Das Symbol stand für seine eigene Einheit und deshalb liebte ich es auch so sehr.

Also entschied ich mich, bei einen Zeichen, für ein Ja und bei einer Zahl, für ein Nein. Jeden Moment wussten wir, was mein Herz wollte.

Ich schmiss die Münze hoch und als es an meiner Handfläche landete, klappte ich meine andere Hand darüber und schloss kurz meine Augen.

Als ich sie wieder öffnete und meine Hand entfernte, sah ich, wofür es sich enschieden hatte.

Für das Symbol.

Ich atmete aus und steckte die Münze wieder zurück und lief aus der Toilette raus.

"Wir können.", sagte ich leise und schon fing Ramon wieder an zu lächeln.

Kurz gab er seinen Chef Bescheid, dass er jetzt Mittagspause machen würde und im gleichen Moment zog er seinen Mantel an, während er direkt auf mich zu kam.

"Bereit?", fragte er und ich nickte zögernd.

Im Inneren herrschte ein kompletter Chaos in mir, sodass ich nicht wusste, was ich sagen, fühlen oder denken sollte.

So länger wir schweigend zu dem unbekannten Ort gingen, so mehr bereute ich es überhaupt zugesagt zu haben. Lieber lernte ich noch einzelne Schritte für die nächsten Tagen und konnte mich von der Realität abschirmen, als mit einen Fremden durch die Straßen zu laufen.

"Vielleicht war es doch keine so gute Idee.", merkte ich an und sah zu, wie Ramon stehen blieb.

"Weil du dich unwohl fühlst?"

Ich nickte.

"Aber jeder muss den ersten Schritt machen. Auch wenn er der schwerste ist. Aber ich hätte eine Idee, um es nicht so unerträglich zu machen."

Gespannt und neugierig zugleich hörte ich zu.

"Wie wäre es wenn du von meiner Geschichte erfährst? Vielleicht siehst du mich dann nicht mehr als volkommender Fremder.", erklärte er und wir gingen wieder weiter.

"Okay.", war das einzige was aus meinen Mund rauskam.

"Ich bin vor drei Jahren von Spanien nach New York umgezogen, um endlich unabhängig von meinen Eltern zu sein und hier ein neues Leben zu starten. Früher hatte ich es gehasst, von anderen abhängig zu sein und hab nicht sehr frei gefühlt. Eher war ich so gefangen. Gefangen in mich selbst und habe einfach gemerkt, dass ich was Neues brauchte. Was womit ich mich weiterentwickeln konnte. Und mit dem ich mein altes Leben und mein altes Ich abschließen konnte.", erzählte er während sein Blick zwischen mir und der Gegend wechselte.

"Wieso hast du dich nicht frei gefühlt?", fragte ich ihn gespannt und kurz musste er lächeln, weil er sah, dass es mir schon besser ging.

"Weißt du. Es war halt ein starkes Gefühl, dass mich die ganze Zeit festhielt. Ich hatte das Gefühl, ich musste hier sein. Ich musste dies tun. Ich musste mein Leben so führen. Aber als ich älter wurde, hab ich verstanden, dass es überhaupt nicht so war. Das ich noch so viele offene Türen hatte, die ich wegen meiner Angst, was Neues anzufangen, nie gesehen hatte. Ich hatte mal einen wunderbaren Menschen getroffen, der mir gesagt hat: Geh das Risiko ein oder verlier die Chance. Und ich wusste ich hatte eine, die ich nutzen musste."

"Veränderung ist das schwerste, was dir passieren kann. Auch ich meinte zuerst nein das brauch ich nicht. Ich bleib so wie ich bin. Aber als ich das erste Mal in New York war, wusste ich das ich jetzt der sein könnte, der ich wirklich sein wollte."

Als seine braune Augen wieder auf meine landeten, wusste ich, dass er aus seinen tiefsten Herzen sprach. So als ob du genau nie etwas wahreres, als das gehört hattest.

"Und bist du jetzt der, der du sein wolltest?"

Er nickte.

"Genau der bin ich.", antwortete er und schon versunken wir in unsere Gedanken, aber irgendetwas brachte mich dazu, dass ich meine Gedanken teilen wollte.

"Meiner Meinung nach ist eine Veränderung nicht so leicht, wie du denkst. Sogar das Gegenteil. Man versucht es die ganze und ganze Zeit, aber dennoch fällt man immer wieder zurück auf das, an was man sich gewohnt hat. Ich glaube es liegt daran, wie sehr es ein Mensch will. Wenn er denkt, ja ich müsste mich mal verändern aber nichts dafür tut, dann wird er es nicht hinbekommen. Aber es gibt auch Menschen wie ich, die sich nichts sehnlicher wünschen, sich zu verändern, aber wieder mit einen Rückschlag rechnen müssen. Weil sie viel zu schwach dafür sind.", sagte ich und hörte im gleichen Moment auf, als ich begriff, das ich über mich redete.

"Wann sind wir endlich da? Wir gehen schon eine ganze Weile?", versuchte ich voller Verzweiflung das Thema zu ändern und wie aus einen Wunder sprang Ramon darauf ein.

Vielleicht hatte er ja gemerkt, dass ich unruhig wurde und es mir unangehm war.

"Wir sind da."

New York's LoveWhere stories live. Discover now