42.

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Jason's Sicht

Mein Handy klingelt und eine mir unbekannte Nummer wird auf meinem Display angezeigt "Grant, Hallo?" frage ich und höre ein kleines räuspern am anderen Ende der Leitung.
"Jason?" ertönt eine mir bekannte weibliche Stimme. Kurz muss ich überlegen, wem ich diese Stimme zu ordnen soll, doch dann fällt es mir ein. "Emilia? Ist alles in Ordnung?" frage ich sie besorgt.

Emilia war eine Woche nachdem ich sie mit nach San Francisco genommen hatte ausgezogen und in ein Mädchenwohnheim gezogen. Sie wollte nicht auf unseren Kosten leben und hatte sich deshalb für alle Jobs die sie finden konnte beworben und wurde schliesslich als Aushilfe in einem Friseur Salon angenommen.
Mir fiel es schwer sie gehen zu lassen, da ich die kleine mochte. Wahrscheinlich mochte ich sie auch etwas mehr als ich eigentlich hätte sollen, aber diese Gefühle beruhten nicht auf Gegenseitigkeit und so liess ich sie gehen.
"Jason ich stecke in Schwierigkeiten" sagt sie leise und ihre Stimme bricht am ende des Satzes. Ein schluchzen ist zu hören und ich weiss sie weint.
"Emilia was ist los? Wo bist du?" frage ich sie in der Hoffnung eine klare Antwort von ihr zu bekommen. In was für Schwierigkeiten sie auch immer steckt, ich würde zu ihr fahren um ihr zu helfen. "Im Salon" schnieft sie. Im Hintergrund höre ich lautes Gebrüll und kurz darauf ist der Anruf vorbei. Irritiert schaue ich auf mein Handy wie die Nummer vom Display verschwindet. Sofort gebe ich die Adresse des Salons in welchem sie arbeitet in mein Handy ein und stürme nach unten in die Tiefgarage.
Beth muss wohl oder übel ein paar Stunden ohne mich auskommen.

Zu meinem Bedauern dauert es von hier bis zum Salon gut eine halbe Stunde weshalb ich keine Zeit mehr verlieren darf und sofort los fahre. Ich schlängel mich an den Autos auf dem Highway vorbei und habe die Strecke nach knappen 20 minuten tatsächlich geschafft. Aus dem Salon hört man selbst als Mensch lautes gebrüll und durch die Scheibe erkennt man, dass sich hier Leute aggressiv gestritten haben.

Vorsichtig betrete ich den Laden, die Klingel über der Türe leutet kurz jedoch bemerkt mich keiner, denn von hinten hört das Gebrüll gar nicht mehr auf. Ich höre eine weibliche Stimme betteln und gehe sofort in Richtung des Gebrülls. Was ich in dem kleinen Raum sehe schockiert mich. Emilia sitzt zusammengekauert auf dem Boden und ihre Hand ziert eine riesige Schnittwunde aus der das Blut tropft.

"Ich komme sofort Sir! Warten sie bitte vorne sie haben hier nichts zu suchen!" brüllt mich dieser Mann an der auch Emilia angebrüllt hat.
Ich beachte ihn gar nicht und hocke mich neben Emilia "Emilia was ist hier los?" Frage ich sie und schaue mir ihre Hand an.

Ich spüre wie der Geruch ihres Blutes in meiner Nase, meine Augen sich verfärben lässt und versuche dagegen anzukämpfen. Ich hatte die letzten Tage eindeutig übertrieben und erst jetzt wird mir klar, dass es wohl keine gute Idee war von mehr als 10 Frauen zu trinken. So viel Blut intus hatte ich schon lange nicht mehr.
Ohne gross nachzudenken reisse ich mein Shirt kaputt um ihr etwas um die Wunde machen zu können. "Er... er hat... mich mit dem Rasiermesser geschnitten..." stottert sie "Mir ist ein Glas hingefallen und kaputt gegangen... dann ist er ausgerastet.." erklärt sie mir was passiert ist und hält sich ihre Hand.

"Was fällt dir ein?!" brülle ich den Friseur Typen wütend an und will aufstehen um ihm eine rein zu schlagen, jedoch hält Emilia mich fest und schüttelt ihren Kopf. "Bring mich bitte einfach nur hier weg" sagt sie leise und versucht aufzustehen. Ich bemerke, dass sie vor Schock ziemlich wackelig auf den Beinen steht und halte sie. Als sie den ersten Schritt machen will, beginnt sie zu zittern, weshalb ich sie kurzerhand hoch hebe und nach vorne trage. "Du bist gefeuert! Unbrauchbares Pack!" Brüllt uns der Friseur hinterher und lässt Emilia zusammen zucken. "Ich kümmer mich später drum" versuche ich sie zu beruhigen. Sacht nickt sie und draussen angekommen, lasse ich sie erst vor meinem Auto wieder runter, sodass sie sich setzen kann.

Schnellen Schrittes umrunde ich mein Auto und setze mich auf den Fahrersitz "Ich bring dich nachhause" Teile ich ihr mit, doch schüttelt sie den Kopf. Überrascht schaue ich sie an "Ich will nicht zurück ins Wohnheim" flüstert sie "es war schrecklich"
"Was ist passiert Emilia?" Statt den Motor zu starten drehe ich mich ein wenig in ihre Richtung "Ich fühle mich dort, wie in dem Haus. Bis auf, dass es Frauen sind die mich so behandeln" sie stoppt "Wie eine Hure..." Tränen verlassen ihre Augen und ich greife nach ihrer Hand, versuche sie zu beruhigen.

"Hey du bist keine Hure" ich lächle sie an. "Du hast gut reden, dein Leben ist perfekt" amüsiert über ihre Worte lache ich. Perfekt ist es ganz und gar nicht. Doch eins steht fest, Emilia ist keine Hure. Die Frauen, die sich die letzten Tage stöhnend unter mir gewunden haben, waren Huren und davon ist Emilia weit entfernt. "Kann ich zu dir kommen ein wenig?" Reisst sie mich aus meinen Gedanken und ich schlucke, bevor ich zögerlich nicke. Will ich sie wirklich mit zu mir nehmen? Dajana könnte sie sehen und hätte einen weiteren Grund auszuflippen und die Erklärung die ich Logan schuldig wäre, hatte ich auch noch nicht.

Statt etwas zu sagen starte ich jedoch den Motor und fahre los in Richtung Black Corps Appartments. "Hör zu Emilia, ich wohne immernoch in der selben Wohnung wie früher mit meinem besten Freund und seiner Frau. Seine Geschwister, unteranderem meine Ex, leben auch dort mittlerweile" sie nickt "Ich werde kaum auffallen. Ich verspreche es" antwortet sie mir, woraufhin ich nicke.
Nach einer kurzen fahrt kommen wir in der Tiefgarage zum stehen und fast zeitgleich fährt ein weiteres Auto herein in dem Logan und Alison sitzen "Scheisse" Murmel ich mehr zu mir selbst als zu sonst jemanden und auch Emilia kommt zu mir zum stehen. Starrt den schwarzen Audi an.

"Wer ist das Jason?" Höre ich sofort Logans Stimme, noch bevor er überhaupt wirklich ausgestiegen ist. "Emilia!" Alison klingt überrascht und ihr Gesichtsausdruck beweist dies. Schnellen Schrittes läuft sie auf uns zu und kommt vor uns zum stehen. Logan stellt sich neben sie und beäugt Emilia skeptisch, schaut dann wieder zu mir. "Was macht sie hier?" Fragt er und gerade als ich antworten will, beginnt Emilia sich zu erklären "Ich hab ihn angerufen. Ich brauchte Hilfe und nun ja... er war der einzige der mir hätte geholfen" er zieht eine Augenbraue hoch, doch sagt nichts.

Alison greift nach seiner Hand und zieht ihn mit sich in Richtung Aufzug "Komm Baby, die beiden haben bestimmt ein bisschen was zu bereden" höre ich sie noch sagen und schlucke. Trotz dass ich so eine scheisse gebaut habe die letzten Tage, hilft Alison mir und verhindert, dass Logan ausrastet.

"Sie ist immernoch so nett wie früher" merkt Emilia an. "Das Haus und die Schwangerschaft hat sie verändert, sie ist nicht mehr die selbe" Teile ich ihr mit und laufe in Richtung Aufzug. Unbeholfen läuft sie hinter mir her "Das Haus hat jede verändert Jason" sie schaut mich aus ihren dunklen Augen heraus an und ich zucke lediglich mit den Schultern. "Du schläfst im Gäste Zimmer"

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"Jason?" Vorsichtig öffnet Alison die Tür zu meinem Büro "wieso ist sie hier?" Ohne auf eine Reaktion zu warten setzt sie sich mir gegenüber hin und legt ihre Hände auf ihren Bauch. Ich zucke mit den Schultern "Ich konnte sie nicht zurück lassen" erkläre ich mich ihr Wahrheitsgemäss. Skeptisch schaut sie mich an "Du bist unglaublich Grant. Deine Stimmungsschwankungen sind schlimmer als die einer schwangeren und eine schwangere sitzt vor dir" sie bringt mich zum Lachen und ich fahre mir durch die Haare. "Was ist es, dass dich so aufgewühlt hat Jason? Ich und Logan kommen gar nicht mehr an dich dran" ich schlucke schwer.

Jedes mal wenn ich darüber reden will, fühlt es sich an als wäre ein riesiger Kloß in meinem Hals und als ob ich in eine Ecke gedrängt werde. Jedes mal verliere ich die Kontrolle über mich. Sie steht auf und überraschenderweise zieht sie mich in eine Umarmung. Langsam und unbeholfen erwidere ich diese. Ihr Duft fliegt mir in die Nase, eine Mischung aus ihr selbst, Logan und etwas magischen. Ihre weichen langen Haare verteilen sich auf ihrem Rücken und es fühlt sich an, als würde sie mir mit dieser Umarmung Kraft geben, die ich verloren geglaubt habe. "Du hast ein Herz Jason, das wissen wir alle. Wo ist es?" Fragt sie leise und lässt mich seufzen. "Dajana hat es nicht, sonst würdest du nicht sagen, dass sie nicht die richtige sei"

Ich löse mich ein wenig von ihr und nicke. Sie hat recht. "Bei einer Spanierin seit mehreren hundert Jahren" antworte ich ihr leise.

Für Immer und auf EwigWhere stories live. Discover now