Kapitel 19 Wunsch

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Kapitel 19 Wunsch

Der Streit mit meiner besten Freundin hat mich nachdenklich gemacht und ich versuche zu verstehen was ich falsch gemacht habe. Ich wollte ihr nie im Leben weh tun und ich habe Logan doch nicht mit Absicht geküsst. Im Grunde hat er sich auf mich gestürzt, einfach so ohne Vorwarnung und hat mir seine Lippen auf den Mund gepresst. Ich gebe zu, dass ich mich kurz darin fallen gelassen habe, dass ich einfach so auf ihn eingegangen bin und ihn zurück geküsst habe aber als ich realisiert habe, dass es nur ein angenehmes Gefühl ist, mit ihm zusammen zu sein, habe ich ihn weggeschubst.

Ich spürte kein Kribbeln, keinen schnelleren Puls oder Feuerwerk, wie in all den Büchern immer beschrieben steht und ich will ihm auf keinen Fall weh tun, indem er denkt, er hätte bei mir eine Chance. Außerdem will ich das Ellen auch gar nicht antun, aber leider hat sie diese Szene mitbekommen und ich könnte mir gerade in den Arsch treten.

Gerade jetzt, könnte ich jemanden brauchen, der mir die Arme um die Schulter legt, und mich tröstet. Jemanden, der mir sagt, wie ich alles wieder in Ordnung bringen kann und der mir zeigt, dass er einfach für mich da ist. 

In solchen Momenten meines Lebens, denke ich über sie nach. Ich denke darüber nach wie es hätte sein können, wenn meine Mutter mich nicht weggegeben hätte. Ich denke darüber nach, wie es wäre, wenn ich sie jeden Tag sehen könnte und sie mir mit Rat und Liebe zur Seite steht.

Obwohl ich sie verabscheue, tief in meinem Herzen kann ich einfach nicht auf sie böse sein, auch wenn ich es noch so will. Deshalb habe ich das kleine Foto immer dabei. Als kleine Erinnerung an sie. Als Erinnerung, dass ich sie gleichzeitig liebe und verabscheue.

Ich knicke die Enden des Fotos um, wische über die Oberfläche, die eine Träne abekommen hat und schaue es mir an. Vermutlich sieht sie der Person auf dem Bild nicht einmal mehr ähnlich. Sie muss älter aussehen, kleine Falten im Gesicht haben, ihre Haare könnten kürzer geworden sein, es gibt so vieles, dass sich in all den Jahren verändert haben könnte. Genauso wie ich. Ich habe mich auch verändert und bin von einem kleinen Baby zu einem Mädchen herangewachsen.

Während ich mir meine Tränen ein wenig aus dem Gesicht wische, merke ich, dass sich von hinten jemand nähert. Die Äste knacken und daraufhin ertönt ein Knirschen auf dem Sandboden. Wer auch immer es sein mag, ich möchte nicht so gesehen werden. Ich möchte meine Schwäche nicht zeigen.

Ich lasse meine Haare nach vorne in mein Gesicht fallen und beobachte mein Spiegelbild im Wasser. Es sieht mich mit einer traurigen Miene an und gleich darauf erscheint das Gesicht von Jerome. Dieses Mal hat er kein Grinsen im Gesicht. Er sieht nahezu besorgt aus, aber das muss nur die Spiegelung des Wassers sein, die mich täuscht, denn ich bezweifle, dass er auch nett sein kann. Oder sich für irgendjemanden interessiert und die Gefühle beachtet.

Auf jeden Fall habe ich keine Lust auf ihn.

Jerome lässt sich neben mir in den Sand sinken und ist still. Er sieht einfach nur auf das blaue Wasser und ich wundere mich, warum er nichts sagt. Warum er keine blöden Bemerkungen macht. Nach einer Weile drehe ich mein Gesicht ein wenig in seine Richtung und sehe ihn stirnrunzelnd an. Als er jedoch herblickt, sehe ich schnell wieder weg. Ich muss noch ein wenig verheult aussehen.

„Was machst du hier?“, frage ich ihn schließlich, da ich die Stille nicht länger aushalte.

„Den Sand unter meinen Füßen spüren und ein hübsches Mädchen beobachten.“, sagt er einfach so heraus und ich spüre wie mir die Hitze sofort in die Wagen schießt. Ich möchte nicht, dass mein Körper so darauf reagiert wenn er mir ein Kompliment macht.

„Das wird bestimmt wieder mit deiner Freundin. Ich bin kein Experte in solchen Sachen, ich würde es gerne von mir behaupten aber das kann ich nicht. Ich schaffe es nicht einmal, dass mir mein eigener bester Freund verzeiht.“ Jerome hat den Streit mitbekommen? Er muss alles gehört haben und ich fühle mich gleich noch viel schäbiger.

Like Cotton CandyWhere stories live. Discover now