Kapitel 4

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Vielleicht hätte Stefanie sogar eine Pille die ihr helfen könnte, doch es würde wohl noch etwas dauern bis sie heraus fand wofür genau all die Pillen waren, die sich in ihrem Tattoo befanden.

„Okay. Vielleicht sollten wir dann einfach nach einer Höhle Ausschau halten.", schlug Christina vor und Stefanie nickte ihr zustimmend zu. Sie hatten das Outdoor Training abgeschlossen und sollten zumindest in der Lage sein die nächste Nacht zu überstehen.

Plötzlich erklang ein Knurren neben ihnen und schreckte sie auf. Sie blickten in die Richtung aus der das Geräusch kam und ihnen blieb die Luft weg. Vor ihnen stand ein riesiger Wolf, mit blauem Fell und vier Schwänzen.

Stefanie sah sich sofort panisch um und wimmerte, als sie ihren Verdacht bestätigt sah. Sie waren vollkommen von einem Rudel Wölfe umzingelt. Sie spürte den zangenartigen Griff ihrer Schwester an ihrer Hüfte und merkte erst da, dass auch sie versuchte sich an Christina festzuhalten.

Sie waren so was von erledigt. In der nächsten Sekunde änderte sich das Bild vor ihren Augen und sie standen auf einer wunderschönen Wiese voller Blumen. Verwirrt schüttelte Stefanie ihren Kopf und sah sich um, doch von den Wölfen war nichts mehr zu sehen.

„Wo sind wir?", fragte sie nach, ohne die Frage an jemand bestimmtes zu richten. „Ich weiß es nicht, doch es fühlt sich seltsam vertraut an.", antwortete Christina abwesend.

Stefanie kam ein Gedanke und sie griff nach der Hand ihrer Schwester, schob ihren Ärmel nach oben und entdeckte ein Sonnentattoo an derselben Stelle wo sich ihr eigenes Sternentattoo befand. Hatte Christina genau wie sie eine eigene Dimension bekommen und sie hatte sie unabsichtlich in ihrer Panik hier her gebracht?

Mit einen erleichtertem Seufzen ließ sich Stefanie auf die Wiese fallen und begann dann schon beinahe hysterisch zu lachen an. Sie konnte es einfach nicht verhindern, sie hatte noch vor einer Minute mit ihrem Leben abgeschlossen und nun waren sie in Sicherheit.

Christina sah zu ihrer kleinen Schwester hinunter und erkannte an ihrem Benehmen, dass sie der Gefahr wohl entkommen waren und sie auch wusste was genau hier vor sich ging. „Erklärst du es mir bitte?", fragte sie schon etwas genervt nach. Sie hatte keinen Plan was vor sich ging.

Langsam beruhigte sich Stefanie wieder und richtete sich in eine sitzende Position auf. Leicht schlug sie auf den Platz neben sich und bedeutete ihrer großen Schwester so, dass sie sich zu ihr setzen sollte.

Mit stechenden Augen sah Christina sie an, doch sie kam der Aufforderung nach und ließ sich neben ihr fallen. „Erklärst du mir jetzt bitte, was genau hier los ist. Wo sind wir hier und wie sind wir hier her gekommen? Wo sind die Wölfe?"

Sie konnten doch unmöglich schon wieder die Welt gewechselt haben, oder? Christina war mit dieser Situation wirklich überfordert und es nervte sie, dass ihre kleine Schwester anscheinend keine Probleme hatte sich an die neuen Umstände anzupassen.

„Ich denke, dass wir in einer eigenständigen Dimension sind. Um genau zu sein, in dem Tattoo welches sich auf deinem Handgelenk befindet. Ich habe auch eines und habe als ich gerade aufgewacht bin entdeckt, dass es einige Dinge und verschiedene Funktionen enthält, doch ich hatte noch nicht die Zeit, es genauer zu ergründen. Doch eines steht fest, es sieht vollkommen anders aus, als deine Dimension."

„Wenn ich in meine Dimension eindringe, dann befinde ich mich in einem riesigen Gebäude mit fünf Etagen, wobei jede ihre eigene Besonderheit zu haben scheint. Doch deine, scheint eine kleine vollkommen unabhängige Welt zu sein. Ich meine sieh dich nur mal um, wir sitzen hier mitten auf eine Wiese und egal in welche Richtung wir sehen, sie scheint keine Grenzen zu haben."

Christina verstand selbst nach der Erklärung nicht wirklich, was genau vor sich ging, doch sie verstand, dass sie auf jeden Fall in Sicherheit waren und dass diese Dimensionen etwas Gutes zu sein schienen. „Und was machen wir jetzt?", fragte sie mit ruhiger Stimme nach um sich nicht anmerken zu lassen, dass sie vollkommen durch den Wind war.

„Wir sollten erst einmal hier bleiben und uns mit den Fakten die wir zur Zeit haben vertraut machen. Die Erinnerungen meiner Vorgängerin sind nicht besonders Hilfreich in dieser Hinsicht. Sie war die Tochter eines Bauers, ihre Mutter war gestorben als sie gerade mal 7 Jahre alt war und ihr Vater hat danach nicht erneut geheiratet. Er hat sich um die Felder gekümmert und sie sich um den Haushalt. Er hat wirklich alles getan um seine Tochter zu versorgen und groß zu ziehen, man könnte ihn wohl als guten Vater bezeichnen, auch wenn er nie wirklich viel mit ihr zu tun hatte."

Stefanie seufzte, als sie an die Erinnerungen dachte, die sie von ihrer Vorgängerin übernommen hatte. Sie hatte wirklich kein einfaches Leben gehabt, sie hatte hart arbeiten müssen und das von klein auf, dazu hatte sie auch nie wirkliche Elternliebe kennen gelernt.

„Vor einem Monat ist ihr Vater dann gestorben und seit dem versuchen ihr Onkel und ihre Tante sie loszuwerden. Zum einen um an das Land zu kommen, welches sie von ihrem Vater geerbt hatte und zum anderen, da ihr Vater für sie noch vor seinem Tot die Ehe mit dem Sohn der Regionsverwalters vereinbart hatte. Das Mädchen war zwar nicht vom gleichen Stand, doch sie war wunderschön und deswegen stimmte der Sohn zu, sie zu ehelichen, sobald sie 16 Jahre alt geworden wäre."

„Was hat die Eheschließung damit zu tun, dass sie das Mädchen umbringen wollten?", fragte Christina nach, die Mitleid mit ihr hatte. Allerdings war ihre Vorgängerin auch nicht zu beneiden gewesen, weshalb sie eher das Gefühl bekam, dass es Frauen an sich in dieser Welt nicht leicht hatten.

„Wenn sie erst einmal geheiratet hätte, dann hätte sie all ihren Besitz als Mitgift, mit zu ihrem Mann genommen. Egal was dann noch passieren würde, es wäre vollkommen außerhalb der Reichweite ihrer gierigen Verwandten. Außerdem spekulierte die Tante wohl, dass wenn sie erst einmal aus dem Weg wäre, dass diese Verlobung in der Familie bleiben würde und somit ihre Tochter die Möglichkeit bekäme an den Sohn des Regionsverwalters verheiratet zu werden."

Christina runzelte die Stirn bei dieser Aussage. „Ist so etwas denn Möglich? Ich meine es geht hier um eine Ehe und nicht um eine Vase die man verkauft und ersetzen kann, wenn eine kaputt gegangen ist." Dieses Konzept war Christina gänzlich fremd.

„Theoretisch wäre dies sicherlich möglich, aber ich denke, dass es in diesem Fall unmöglich sein wird. Der Regionsverwalter hatte nur zugestimmt, da das Mädchen so schön war und sein Sohn auch auf diese Ehe gedrängt hat. Noch dazu hätte sie nicht als offizielle Ehefrau in diese Familie eingeheiratet, sondern nur als Konkubine. Jetzt wo sie weg ist, wieso sollten sie sich da noch um diese Verlobung scheren? Sie bringt ihnen absolut keine Vorteile."

„Je mehr du erzählst, desto mehr bekomme ich den Gedanken, dass wir es als Frauen in dieser Welt nicht leicht haben werden." Dieser Gedanke machte Christina etwas angst, denn sie wollte ihr Leben auf keinen Fall von Männern bestimmen lassen, davon hatte sie in ihrer letzten Beziehung schon genug gehabt. Sie wollte dies nicht mehr.

Gemeinsam mit meiner Schwester in einer fremden WeltWhere stories live. Discover now