Kapitel 8

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Sacht strich sie ihrem Schattenwolf, der schon die Größe einer Kuh hatte über den Kopf und lächelte ihn schief an. Sie wusste genau was er von ihr wollte, doch dazu müssten sie Christinas Dimension verlassen und in die Hauptstadt reisen. Tief atmete sie durch und fasste dann einen Entschluss.

Sie konnten sich nicht für immer verstecken. Das wäre einfach kein Leben und da sie schon gute Fortschritte in ihrem Training gemacht hatten, sprach eigentlich nichts gegen einen kurzen Ausflug zur Hauptstadt Huo. „Schon verstanden, Tiny und ich werden noch heute auf die Suche nach Spiritsteinen gehen. Also hör auf mich so anzusehen."

Freudig begann Victor mit seinen sieben Schwänzen zu wackeln und brachte Stefanie damit beinahe zum Lachen. Es war lächerlich einen so großen bestimmt 700 Kilogramm schweren Wolf zu sehen, der sich wie ein Schoßhündchen benahm.

Stefanie versetzte sich mit einem Gedanken in die dritte Etage ihrer Dimension und suchte alles zusammen, was sie für diesen Ausflug gebrauchen könnten. Erst als sie sicher war, nichts vergessen zu haben, begab sie sich zurück zu ihrer großen Schwester.

Christina saß noch immer vertieft in ihr Training auf der Weise vor ihrer Hütte als sie spürte wie Stefanie ihr sacht über den Rücken fuhr. Sie beendete den Zyklus ihrer Atemübung, bevor sie ihre Kultivierung beendete und die Augen öffnete.

„Wir werden heute einen Ausflug nach Huo machen. Wir haben so gut wie keine Spiritsteine mehr und die die wir noch haben, möchte ich lieber aufbewahren. Wir werden sie später noch für unser Training und höhere Pillen brauchen. Schwarze Spiritsteine sind selten, weshalb ich nicht davon ausgehe, dass wir Glück haben werden außerhalb auf welche zu stoßen."

Spiritsteine waren Kristalle in denen sich über Jahrhunderte und Jahrtausende über Qi angesammelt hatte. Sie können einen in der Kultivierung unterstützen, indem man das Qi aus ihnen aufnimmt, welches wesentlich reichhaltiger war, als in der Luft. Mit ihnen konnte man sein Training um ein vielfaches beschleunigen. Natürlich gab es auch bei Spiritsteinen eine Unterscheidung, wobei es hieß, je dunkler der Kristall, desto mehr und dichter das Qi, das darin enthalten war.

Christina nickte langsam und stand auf. „Verstanden." Etwas war sie aufgeregt. Seit ihrer Ankunft in dieser fremden Welt hatten sie ihre Dimensionen nicht mehr verlassen. Sie wussten im Grunde nicht was auf sie zukommen würde und etwas ängstigte sie dieser Gedanke. Doch mehr noch war sie froh mal wieder andere Menschen zu treffen.

Sie liebte ihre Schwester, doch ein halbes Jahr ununterbrochen mit ihr eingesperrt zu sein, war auch nicht gerade leicht. Und dieses Gefühl, da war sich Christina sicher, beruhte auf Gegenseitigkeit. Sie mussten mal wieder raus und etwas leben, auch wenn es sich dabei nur um so etwas Einfaches ging, wie Einkaufen.

„Ich habe hier Kleidung für dich mitgebracht, sowie Haarschmuck, einen Spitalring und eine Maske. Auch wenn es eher unwahrscheinlich ist, dass wir auf jemanden treffen, der dich kennt, sollten wir auf Nummer sicher gehen. Immerhin bist du die einzige Tochter des verstorbenen Großgenerals Wünsch. Außerdem wäre da noch deine Familie die dich für tot hält und wahrscheinlich nicht glücklich darüber sein dürfte. Wenn sie heraus finden, dass du noch lebst, dann könnten wir Probleme bekommen."

Wütend kniff Christina bei dieser Aussage die Augen zusammen und ihre Hände ballten sich wie von selbst zu Fäusten. „Sollen sie es ruhig versuchen.", stieß sie durch zusammen gebissene Zähne hervor.

Ganz von selbst runzelte sich Stefanies Stirn, bei dieser gefühlvollen Aussage. „Hast du negative Gefühle dieser Familie gegenüber? Ich meine ja, sie sind Abschaum und das kann man auch nicht schön reden, doch das hat absolut nichts mit uns zu tun."

Sie wollte wirklich nicht gefühllos wirken, doch sie mussten sich jetzt wirklich um sich selbst sorgen. Sie waren in einer Welt, die ihnen vollkommen fremd war. Hier herrschten andere Regeln und Gesetze. Christinas Vorgängerin war schwach und eine Frau gewesen, solange ihre Familie sich also nicht für sie stark machte, war sie der Gnade anderer ausgeliefert, selbst wenn diese von ihrer Cousine kam.

„Natürlich bin ich sauer. Ich habe die Erinnerungen an die Auspeitschung mit der meine Vorgängerin ums Leben kam, noch immer ganz klar vor Augen. Nicht nur ihre Schmerzen, auch ihre Angst und Verwirrung. Sie hat einfach nicht verstanden, weshalb ihre Familie ihr so etwas antat. Es ist nicht so, als würde ich sie jetzt rächen wollen, doch wenn sich mir zufällig die Möglichkeit bieten sollte, ihnen kleine Stiche zu verpassen, dann würde ich es nur zu gern machen."

Seufzend reichte Stefanie ihrer großen Schwester die mitgebrachten Sachen, bevor sie sich daran machte, aus ihrer Kleidung zu schlüpfen und sich die chinesische Kleidung überzuziehen. Es war gar nicht so einfach und sie war froh, dass sie in ihrer Bibliothek ein Buch gefunden hatte, indem ganz genau beschrieben wurde, wie man sich anständig anzog.

Erst das Untergewand, dann streifte sie sich das Obergewand über, dann kam der weiße Rock, der mit grünen Pfingstrosen bestickt war, bevor sie die grüne Jacke überstreifte und alles mit dem breiten weißen Gürtel befestigte. Sie war kein Fan von dieser Aufwendigen Kleidung, doch zumindest waren alle Stücke die sie in ihrer Dimension gefunden hatte, schön, leicht, widerstandsfähig und behinderte sie in keiner Weise.

Anschließend kämmte sie sich die Harre, trennte den oberen Teil ab und verband ihn zu einem einfachen Haarknoten, den sie mit einer sehr schlicht aussehenden, aber schönen Haarnadel in der Form einer Pfirsichblüte, feststeckte.

Bis auf den Spitalring den sie sich ansteckte, verzichtete sie auf weiteren Schmuck. Sie würden durch ihre Masken schon genug Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Außerdem war sie noch nie ein Fan von Menschen gewesen, die nach Außen hin immer zeigen mussten, wie wohlhabend sie waren. Schon in ihrer alten Welt, war ihr das Konzept der Markenkleidung nie schlüssig gewesen.

Sie hatte sich gekauft was ihr gefallen hatte, dabei war es ihr egal, ob ihre Kleidung einen bestimmten Namen trug. Es gab nur eine Ausnahme und dies war bei Schuhen. Sie liebte ihre Sneakers und auch bei High Heels musste sie zugeben, dass die teureren Schuhe ihr wesentlich weniger Schmerzen bereiteten.

„Bist du soweit?", fragte sie an Christina gewandt, als sie sich zum Abschluss noch ihre silberne Maske aufsetzte, die die Form eines großen Schmetterlings hatte, der ihr komplettes Gesicht bedeckte und dabei nur ihren Mund außen vor ließ.

„Bin soweit.", erwiderte Christina und trat aus ihrer Hütte, in die sie sich zuvor zurück gezogen hatte um sich fertig zu machen. Als sie heraus trat, bekam Stefanie große Augen und der Unterkiefer fiel ihr herunter. Sie dachte sie hätte sich mittlerweile an das unbeschreibliche Aussehen ihrer großen Schwester gewöhnt.

Doch nun in dieser wunderschönen Kleidung, mit den zurecht gemachten Haaren sprengte sie einfach die Skala, wie ein gewöhnlicher Mensch aussehen sollte. Die Sonne selbst verblasste neben ihr. Der Spruch, Kleider machen Leute, war wohl wirklich nicht einfach nur so dahin gesagt worden.

„Zum Glück befanden sich Masken in meinerDimension, sonst, dass kann ich dir versichern, hätte ich dich nicht mit in dieStadt nehmen können. Du würdest nur sinnlos für einen Aufruhr sorgen und unsdamit nur Probleme bereiten. Achte also bei unserem Ausflug immer darauf, deineMaske nicht zu verlieren."

Gemeinsam mit meiner Schwester in einer fremden WeltWhere stories live. Discover now