Kapitel 18

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Kurz bevor sie die Halle verließ, fiel ihr die Abmachung mit dem Diener der sie geführt hatte, wieder ein und sie hielt noch mal im Schritt an und ließ die Kinder auf sie warten. Sie ging zu dem jungen Mann und hielt ihm ein kleines Glasfläschchen entgegen. „Darin sind einige verschiedene Pillen, ich habe gerade keine Lust sie zu sortieren, also nimm sie einfach und frag einen anderen Alchimisten sie für dich zu identifizieren. Wenn ich das nächste Mal zu Besuch bin, hoffe ich, dass du dich wieder so gut wie heute um mich kümmern kannst. Sollte es jemand wagen dich wegen dieser Pillen zu bedrohen oder sie dir zu stehlen, dann sag mir Bescheid ich werde mich darum kümmern."

Dann drehte sie sich wieder weg und machte sich auf den Weg zur Tür, doch nach wenigen Schritten blieb sie wieder stehen, als sie die unterdrückte Mordlust spürte. „Sollte jemand dumm genug sein, dich wegen der Pillen zu töten, um dich zum Schweigen zu bringen, dann sei dir versichert, dass ich dafür sorgen werde, dass du gerächt wirst und die gesamte Familie, bis auf das letzte Kind deines Angreifers ausgelöscht wird."

Sofort verschwand die Mordlust und Stefanie verließ nun endgültig diese verdammte Halle. Sie war müde und ausgelaugt. Es strengte an sich die gesamte Zeit verstellen zu müssen und jemanden spielen zu müssen, der man eigentlich gar nicht war.

„Lasst uns nach Hause gehe.", sagte sie erschöpft zu den Kindern an ihrer Hand. „Wir müssen noch den alten Mann von seinem Stand abholen.", erinnerte sie Jens gewissenhaft und Stefanie bedankte sich bei ihm. Für einen kurzen Moment hatte sie die Abmachung mit dem starken Kultivator vollkommen vergessen.

Stefanie holte David mit den Kindern ab und begab sich dann auf den Weg zu ihrer Schwester.

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Christina stand nun vor dem sechsten Anwesen und langsam hatte sie keine Lust mehr auf diese Immobilienbesichtigung. Bis jetzt war noch nichts dabei, dass ihr zusagte. Einige waren zu klein, andere waren von der Größe zwar abgebracht, doch die Häuser waren so protzig, dass ihr die Galle hoch kam.

Klar war Luxus etwas, dass schön war, doch sie war in diesem Punkt ihrer Schwester sehr ähnlich, sie musste nicht aller Welt zeigen wie wohlhabend sie war. Sie war eher vom Typ schlichter Eleganz, mit einem Touch Luxus.

„Was kannst du mir zu diesem Anwesen sagen?", fragte sie an Stefanus gewand, der bis jetzt eigentlich einen guten Job machte. Allerdings war er nicht wirklich der gesprächige Typ, er sagte nur etwas wenn er gefragt wurde und war ansonsten still und lief einen Schritt hinter ihr. Dieses Verhalten war ihr zwar unangenehm, doch sie ertrug es. Was blieb ihr auch anderes übrig?

„Es ist eine Hinterlassenschaft des Verstorbenen Großgenerals Wünsch. Er hat es zu Lebzeiten seiner Frau geschenkt. Es ist nicht ganz so nah am Zentrum und wohl sehr leise und deswegen erholsam. Auch habe ich gehört, dass dieses Anwesen seine eigene heiße Quelle besitzt, die bei der Entspannung helfen soll."

Christina lauschte den Worten, doch es gab da einen Punkt der sie störte. „Wenn es ein Geschenk an seine Frau war, sollte das Anwesen nach ihrem Tot nicht an ihr Tochter gehen?" Stefanie hatte ihr ein wenig über die Frauen in dieser Welt erzählt, auch was Eheschließungen, Mitgift, Brautgeld und solche Dinge betraf. Der Eigentum der Mutter geht nach ihrem Tot an ihre Tochter, um ihr so eine sichere Mitgift zu gewährleisten.

So sollte sicher gegangen werden, dass eine Tochter selbst nach dem Tot ihrer Mutter, noch eine gute Ehe finden kann, selbst wenn ihr Vater sie nicht unterstützte. Dies traf oft ein, da die meisten Männer mehr als nur eine Ehefrau hatten, dazu kamen dann auch noch die Konkubinen. Man konnte sich also vorstellen wie viele Kinder ein Mann in dieser Welt haben konnte. Es war also nicht weiter verwunderlich, wenn eine Tochter, die den Namen ihres Vaters nicht weitertragen konnte, vergessen wurde, wenn die Mutter nicht mehr am Leben war.

„Dem Gesetz nach, gehört dieses Anwesen Christina Wünsch, doch die vierte Miss ist vor einem halben Jahr urplötzlich verschwunden und man geht davon aus, dass sie nicht mehr am Leben ist. Deswegen ging all der Besitz, den sie von ihrer Mutter vermacht bekommen hat, an das Oberhaupt der Familie, General Wünsch."

Stefanus erklärte ihr die Sachlage mit ruhiger Stimme, doch in Christina brannte schon heiß der Zorn. „Ich habe einen Auftrag für dich. Während ich mir dieses Anwesen ansehe, möchte ich, dass du heraus findest, was alles zu den Dingen zählt, die Christina Wünsch geerbt hat. Erstell eine Liste und zeig sie mir."

Stefanus war verwirrt und konnte sich ein Stirnrunzeln nicht verkneifen doch er bestätigte und machte sich sofort auf den Weg. Man kannte ihn in der Hauptstadt, da er schon seit 3 Jahren ein Diener in der Divine Herbal Hall war. Diese Informationen für seine neue Herrin heraus zu finden, sollte also ein leichtes sein.

Es gab nur wenige Dinge die man in Huo geheim halten konnte, über die meisten Geschehnisse gab es Gerüchte denen man dann auf den Grund gehen konnte. Bei seinem Auftrag jedoch würde er es sich einfacher machen. Er hatte einen Bekannten beim Gouverneur, der ihm diese Dinge ganz einfach heraus suchen konnte. Dies würde nicht länger als eine halbe Stunde dauern.

Christina jedoch betrat nicht, wie angekündigt das Anwesen, sondern setzte sich in ein kleines Teehaus, dass nicht weit entfernt die Straße hinunter war. Sie war mit ihrer Maske zu auffällig, wenn sie sich nun die Immobilie ansah, dann würde man sich mit Sicherheit an sie erinnern.

Sie würde besser auf ihre Schwester warten, alles unter Dach und Fach bringen und damit dieser herzlosen Familie einen weiteren Tritt verpassen. Eigentlich gehörte sie nie zu der Rachsüchtigen Sorte und sie verzieh schnell wenn man sich bei ihr entschuldigte, doch in diesem Fall war da ein Gefühl des Hasses in ihr, den sie so nicht von sich kannte.

Sie hatte schon oft darüber nachgedacht, mit ihrer Schwester darüber zu sprechen, doch sie wollte Stefanie nicht noch mehr zur Last fallen, als sie es in den letzten Monaten schon getan hatte. Sie hatte überhaupt keine Vorstellung davon gehabt, wo sie nach ihrer Wiedergeburt gelandet war. Diese Welt war ihr fremd, sie hatte wegen der Beschränktheit ihrer Vorgängerin, nicht einmal ihre klaren Erinnerungen.

Stefanie hatte ihr alles erklären müssen und da sie schon oft von solchen Geschichten gelesen hatte, konnte Stefanie sie durch Überlegungen immer auf den richtigen Weg bringen.

Gemeinsam mit meiner Schwester in einer fremden WeltTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon