Kapitel 10

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Noch mal eine dreiviertel Stunde später kamen sie dann endlich dem Zentrum der Stadt näher. „Hier gibt es einige Läden für medizinische Kräuter, doch der wohl Bekannteste und Größte ist Divine Herbal Hall, die haben Gerüchten zu folge alle Kräuter die man nur gebrauchen könnte.", erwähnte der kleine Junge während er auf ein Gebäude zeigte.

Es war groß und sah mit den vergoldenden Säulen und den Wachen am Eingang sehr prunkvoll aus. „Dann sollten wir uns dieses Geschäft mal aus der Nähe ansehen, vielleicht finden wir ja etwas, dass unsere Interesse wecken kann.", meinte Christina ganz nebenbei, während sie schon auf den Eingang zulief.

Sie besaßen ihre Dimension, in der sie ihre eigenen Kräuter anbauten und laut Stefanie, die die Enzyklopädie aller Kräuter dieser Welt in ihrem Kopf gespeichert hatte, fehlten ihnen nicht sehr viele, bis sie alle zusammen hatten. Man sollte jedoch betonen, dass nicht viele noch immer über fünfhundert waren, doch im Vergleich zu den Zehntausenden die es gab, war dies nur eine kleine Menge.

Noch hatte sie keine dieser seltenen Kräuter in der Herstellung ihren Medizin und Pillen gebraucht, doch wenn sie in der Alchemie weiter aufsteigen wollten, dann würden sie diese seltenen und wertvollen Kräuter eines Tages sicherlich brauchen. Es konnte also nicht schaden, sich einen Überblick in einem Geschäft zu verschaffen, das sich auf das Sammeln und Verkaufen von medizinischen Kräutern spezialisiert hatte.

Jens rannte den Frauen schnell hinter her und wollte sie noch an den Ärmeln zurück halten, doch dann zögerte er und ließ die Hand wieder sinken. Er konnte sich die Konsequenzen nicht vorstellen, wenn er das Gewand eines Kultivators mit seinen Händen beschmutzen würde.

Gerade wollte er den Mund auf machen, doch da war es schon zu spät. Die Wachen vor dem Geschäft richteten ihre Waffen auf die zwei Frauen und versperrten ihnen so den Weg.

Stefanie zog unter ihrer Maske eine Augenbraue hinauf und sah die Wachen mit kalten Augen an. „Einlass nur mit Plakette.", sagte einer der großen robusten Männer, während er geringschätzig auf die jungen Frauen hinab sah.

Schnell stellte sich Jens zu den Kultivatoren und erklärte: „Man kann nur mit einer besonderen Plakette in die Divine Herbal Hall eintreten. Diese bekommt man nur, wenn man zu einer bedeutenden Familie gehört, oder von jemandem der schon eine Plakette besitzt empfohlen und dann angenommen wird."

„Gut, dann führe uns jetzt zu einem Geschäft, dass uns als Kunden auch Willkommen heißt.", sagte Stefanie nur kühl zu dem Jungen, bevor sie sich wegdrehte und davon ging. Leicht schüttelte sie den Kopf und sagte in einer so lauten Stimme, dass die Wachen sie gerade so noch hören konnten: „Man sollte meinen das ein Geschäft, welches sich auf medizinische Kräuter spezialisiert hat, daran interessiert ist seltene Kräuter kaufen zu wollen. Jetzt müssen wir uns einen anderen Laden suchen an den wir unseren 5.000 Jahre alten Ginseng verkaufen können."

Christina erkannte sofort was ihre Schwester vor hatte und setzte sofort ein enttäuschtes Gesicht auf, auch wenn man es unter der Maske nur zum Teil sehen konnte. „Da kann man nichts machen. Regeln sind nun mal Regeln. Wir werden sicherlich jemanden finden, der weniger voreingenommen ist und uns mit dem entsprechenden Respekt behandelt."

Die Wachen am Eingang konnten ihren Ohren kaum trauen, als sie die Worte 5.000 Jahre alten Ginseng hörten. Schon gewöhnlicher Ginseng gerade mal 10 Jahre alt, war 50 Goldmünzen wert. Einer von 5.000 Jahren war ein unbezahlbarer Schatz. Panik machte sich in ihren breit, wenn sie nur daran dachten, dass ihr Geschäftsführer erfuhr, dass sie diese Frauen weggeschickt hatten, die eine solche Seltenheit verkaufen wollten.

Die Wache die zuvor gesprochen hatte, schluckte angestrengt den Kloß in seinem Hals hinunter, bevor er schnell hinter den Frauen hereilte. Mit wild schlagendem Herzen stellte er sich vor sie und verneigte sich mit einem schmeichlerischen Lächeln vor ihnen.

„Ich bitte, die ehrenwerten Damen, noch einen Moment zu warten. Dieser Sklave hier, hat einen unverzeihlichen Fehler begangen. Ich bitte dafür vielmals um Entschuldigung und nehme gern jede Strafe, die Ihr für angemessen haltet entgegen. Selbstverständlich wird unser bescheidenes Geschäft mit Freuden die zwei ehrenwerten Damen zu ihren Gästen zählen."

Er musste es um jeden Preis schaffen diese Frauen in ihren Laden zu bringen und ihren Ginseng bei ihnen zu verkaufen. Dafür nahm er auch gern jede Strafe auf sich, solange es nicht der Tot war, der ihn wohl erwarten würde, wenn der Geschäftsführer erfahren würde, dass er ihnen einen solchen Schatz vermasselt hatte.

Stefanie sah mit kalten Augen auf die Wache hinab, während Christina vollkommen verwirrt war. Wo war die arrogante Wache geblieben, die noch vor einer Minute auf sie hinab geblickt hatte? Wie konnte er sich plötzlich selbst so klein machen?

Stefanie verzog ihre Lippen zu einem Lächeln, das man nicht wirklich als solches bezeichnen konnte. „Dann führ uns den Weg.", sagte sie mit ausdrucksloser Stimme, die einem eine Gänsehaut verpassen konnte. Dann drehte sie sich zu dem kleinen Jungen. „Wie heißt du eigentlich?", fragte sie plötzlich.

Jens war von dieser Frage so überrascht worden, dass er eine Weile brauchte, bevor er antworten konnte. „Mein Name ist Jens, ehrenwerter Kultivator." Bei dieser Aussage verneigte er sich leicht, was er davor nicht gemacht hatte. Aber da hatte er auch noch nicht gewusst, dass er keine gewöhnlichen Kultivatoren vor sich hatte. Menschen die einen solchen Schatz finden und behalten konnten waren niemand, den man gegen sich aufbringen wollte.

Selbst wenn sie noch jung waren und wahrscheinlich noch nicht mal so stark waren wie diese Wache, so mussten sie eine Institution hinter sich haben, die ihre Sicherheit garantierte, damit sie so unbeschwert herum laufen konnten. Wahrscheinlich kamen sie von einem großen Clan oder Sekte.

Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen folgen die zwei Frauen der Wache, wobei Stefanie Jens an der Hand mit sich zog. Kurz warf die Wache dem Bettler einen missachtenden Blick zu, doch als er die stechenden Augen der Frau mit den dunklen Haaren sah, begann er sofort wieder einschmeichelnd zu Lächeln und sich vor ihnen zu verbeugen.

Kaum gingen sie durch die Tür schlug ihnen der Geruch der unzähligen Kräuter entgegen. Wachsam sah sich Christina um und schritt einfach langsam durch die Gänge, ohne der Wache weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Sein Verhalten fühlte sich befremdlich an, weshalb sie beschlossen hatte, es einfach zu ignorieren und Stefanie das Reden übernehmen zu lassen.

Stefanie hingegen ließ Christina einfach machen und wand sich der Wache zu, die unter ihrem Blick zusammen zuckte. „Ich würde gern den Geschäftsführer sprechen. Sag ihm, dass ich etwas zu verkaufen habe und er drei Plaketten für meine Schwester, mich und Jens bereit halten soll." Nach dieser Aussage drehte sie sich weg und ging mit den kleinen Jungen zu ihrer großen Schwester.

Etwas zögerte die Wache, doch dann eilte er der jungen Frau hinterher und verneigte sich erneut vor ihr. „Ich bitte erneut um Verzeihung, doch es ist uns nicht möglich eine Plakette für dieses Kind anzufertigen. Sie dienen als Ausweis für unser Kunden und so leid es mir tut, dieser Junge sieht nicht danach aus, als würde er in unserem Geschäft etwas kaufen können."

Stefanies Augen blitzten auf und ließen die arme Wache erneut zusammen zucken. „Jens wird ab dem heutigen Tag im Dienste von mir und meiner großen Schwester stehen. Er wird einige Erledigungen für uns tätigen müssen, wenn wir keine Zeit haben uns dieser Sachen selbst anzunehmen. Willst du also damit sagen, dass unsere Hilfe die Geschäfte mit Divine Herbal Hall nicht übernehmen kann und meine Schwester und ich jedes mal selbst hier her kommen müssen?"

Ihre Stimme hatte nun einen stechend arroganten Ton angenommen, der klar machte, dass sie auf ihre Frage nur eine Antwort akzeptieren würde. Schnell verbeugte sich die Wache erneut. „Ich bitte um Verzeihung. Selbstverständlich hat unser einfaches Geschäft keine Einwende, wenn Euer Diener die zukünftigen Geschäfte für die ehrwürdigen Damen übernimmt."

Gemeinsam mit meiner Schwester in einer fremden WeltWhere stories live. Discover now