Kapitel 12

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Die Augen des Geschäftsführers begannen gierig zu leuchten, als er den Ginseng in den Händen der jungen Frau sah. Er musste sich zusammen reißen, um nicht einfach über den Tisch zu greifen und ihn in seinen Besitz zu bringen.

„Ich könnte den ehrenwerten Damen 5.000.000 Goldmünzen im Austausch für diesen Ginseng anbieten. Was haltet Ihr davon?", fragte er in demütiger Stimme nach, was Jens dazu brachte sich zu verschlucken und unkontrolliert zu husten anzufangen. Der Geschäftsführer sah ihn aus funkelnden Augen an, doch Stefanie schenkte dem keine weiter Beachtung.

Sie stand auf und begann dem Jungen leicht auf den Rücken zu klopfen, um ihm das Atmen wieder zu erleichtern. „Geht es wieder?", fragte sie mit besorgter Stimme nach. Jens nickte neben sich stehend einfach und verstand noch immer nicht wirklich wieso diese Frau so freundlich zu ihm war. Schon zuvor hatte sie einfach seine Hand gehalten, als wäre es etwas ganz gewöhnliches, dass ein Kultivator mit einem Bettler herum lief.

Als Jens sich wieder gefangen hatte, zog Stefanie ihn mit sich zur Couch und platzierte ihn neben sich, bevor sie sich wieder den Geschäftsführer zuwendete. Ihre Augen waren eiskalt und das kleine Lächeln, das sie zuvor noch Jens geschenkt hatte, war vollkommen verschwunden. Sie ließ den Ginseng wieder verschwinden und sagte: „Wir werden unser Glück wohl besser bei einem der Auktionshäuser versuchen. Ich bin mir sicher, dass wir Schwestern dort einen weitaus besseren Preis für diesen Schatz bekommen können."

Ihre Stimme hatte jede Freundlichkeit verloren und sorgte bei den Anwesenden für Schüttelfrost. Der Geschäftsführer konnte darauf jedoch keine Rücksicht nehmen, immerhin war er gerade dabei einen unbezahlbaren Schatz zu verlieren. „Bitte wartet, ehrenwerte Damen. Dies war doch erst das Anfangsgebot, ich bin durchaus bereit noch über den Preis zu verhandeln."

Christina hatte größte Mühe nicht in schallendes Gelächter auszubrechen, als sie die Schweißperlen auf der Stirn des Mannes sah. Sie selbst hätte wahrscheinlich bei den 5.000.000 Goldmünzen eingeschlagen, immerhin war dies schon eine wahnwitzige Summe. Nie hätte sie damit gerechnet, dass dieser Geschäftsführer versuchen könnte sie über den Tisch zu ziehen.

Sie war wirklich glücklich, dass sie nicht allein in dieser Welt gelandet war. Es war zwar nicht so als wäre sie besonders gutgläubig und dass man sie einfach verarschen konnte, doch sie hatte keine Vorstellung davon wie viel so eine einfache Knolle schon wert sein konnte. Wahrscheinlich wusste auch Stefanie dies nicht und sie hatte einfach auf Risiko gespielt.

„Wir wollen das Doppelte, sonst suchen wir uns einen anderen Käufer. Ich bin mir sicher, dass es in Huo einige Häuser gibt, die bereit sind wesentlich mehr zu bezahlen, als läppische 10.000.000 Goldmünzen. Ich bin auch nur bereit den Preis so gering zu halten, da ich eine Bedingung an den Weiterverkauf knüpfen möchte."

Stefanie schrie sich innerlich selbst an und hoffte wirklich inständig, dass sie in diesem Moment nicht zu hoch gepokert hatte. Lange schwieg der Geschäftsführer und schien mit sich selbst zu ringen, bevor er geschlagen nickte. „Von welcher Bedingung ist die Rede, ehernwerte Dame?"

Erleichtert atmete Stefanie im Herzen auf, doch ihr Gesicht blieb noch immer vollkommen ausdruckslos. „Das Haus von General Wünsch, darf an der Auktion die Ihr organisieren werdet nicht teilnehmen. Euch ist nicht erlaubt ihn darüber im Voraus in Kenntnis zu setzen. Erst an dem Tag an dem der Ginseng versteigert wird, werdet ihr ihn von der Auktion ausschließen, damit er keine Möglichkeit hat jemanden als Ersatz für sich zu schicken. Wenn Ihr dieser Bedingung zustimmen könnt, dann erklären wir uns bereit diesen Ginseng an Euch zu verkaufen."

Stefanie warf ihrer Schwester einen Blick zu und zwinkerte ihr zu. Sie hatte nicht vergessen, als sie gesagt hatte, dass sie sich freuen würde, wenn sie dem Haus „ihres" Onkels aus den Schatten heraus einige Steine in den Weg legen könnte. „Was hältst du davon, große Schwester?", fragte sie nach.

Christina neigte graziös ihr Haupt. „Ich bin damit einverstanden. Die Bedingungen sind angebracht und von Vorteil für beide Seiten. Niemand wird übervorteilt. Daraus könnte eine zukünftige Geschäftsbeziehung entstehen." Sie sagte es nicht, doch man konnte mitschwingen hören: wenn all ihre Konditionen genaustens befolgt wurden. Auch sagte es unterschwellig, dass es bei ihnen noch mehr Schätze zu erstehen gab.

Natürlich entgingen dem gewieften Geschäftsmann diese ungesagten Worte nicht und wieder blitzte die Gier in seinen Augen auf. Ein schmeichelndes Lächeln erschien wieder auf seinen Lippen und er stimmte freudig den Bedingungen und dem Preis der Schwestern zu. Wenn sie ihm auch in Zukunft solche Schätze würden bringen können, dann würde er sich wegen des Zornes eines einzelnen Generalhaushaltes keine Gedanken machen.

Er winkte einen der Diener zu sich heran und dieser überreichte ihm verneigt eine Holzkiste aus Rosenholz. Er nahm sie entgegen, stellte sie auf dem Tisch ab und öffnete sie so, dass die Schwestern den Inhalt betrachten konnten.

Darin befanden sich zehn Banknoten, mit je einem Wert von 1.000.000 Goldmünzen. Stefanie sah nur kurz hinab, bevor sie die Schachtel zuklappte und sie Christina entgegen schob, damit diese sie an sich nahm. Dies war eine ungesagte Warnung an die Anwesenden, dass sie und ihre Schwester eine Einheit waren und ein uneingeschränktes Vertrauen zwischen ihnen herrschte.

Zwar hatte Stefanie den Ginseng aus ihrem Ring geholt, doch Christina nahm nun das Geld, was klar machte, dass man sie nicht gegen einander ausspielen konnte. Keine von ihnen hatte Angst von der anderen betrogen zu werden.

Nachdem Christina die Kiste in ihrem Spitalring hatte verschwinden lassen, ging Stefanie zum nächsten Geschäft über. „Ich würde gern die Samen der oberen Etage erwerben. In letzter Zeit experimentiere ich mit verschiedenen Arten der Pflanzenzucht und dafür fehlen mir noch einiges hochwertiges Saatgut."

Sie ließ es so klingen, als würde sie dieses teure Gut nur für eine kleine Spielerei Zwischendurch kaufen wollen und als hätte sie eigentlich keine Ahnung davon was sie machte. Dies tat sie mit Absicht um das Bild von verwöhnten Damen aus einem großen Clan, weiter auszubauen.

Wieder erschien dieses ekelerregende Lächeln auf dem Gesicht des Mannes mittleren Alters und Stefanie musste erneut ein Schütteln unterdrücken. „Selbstverständlich, ich habe mir die Freiheit erlaubt das Saatgut schon für Euch einpacken zu lassen. Es sind insgesamt 69 Samen, zu je einem Preis von 1.000 Goldmünzen."

Stefanie nickte, holte das Geld aus ihrem Spitalring und ließ es einfach auf den Tisch fallen, als wäre es nichts weiter als Kieselsteine und keine Goldmünzen. Danach nahm sie die verschiedenen Beutel von dem Diener entgegen und sah in seinen Augen noch immer keine Veränderung, bei ihrem Verhalten.

Zwar hatte ihn ihre Aussage alle Samen kaufen zu wollen im ersten Moment geschockt, doch ansonsten war er ruhig. Man konnte keinen Neid, keine Gier oder anderen Gefühle in seinem Gesicht erkennen. Sie war gut darin Menschen einzuschätzen und hatte das Gefühl das dieser Jugendliche noch von Nutzen für sie und Christina sein könnte.

Gemeinsam mit meiner Schwester in einer fremden WeltWhere stories live. Discover now