Kapitel 15

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Erstaunt riss sie die Augen auf und zog schnell ihre Hand weg. „Ich bitte vielmals um Entschuldigung, ehrbarer Kultivator, ich wollte Euch nicht zu Nahe treten." Sie senkte ihr Haupt, was vollkommen überflüssig war, da der Mann sie so wie so nicht sehen konnte.

Ein Lachen entschlüpfte dem runzligen Gesicht und er winkte mit einer Hand ab. „Keine Entschuldigung von Nöten. Ich bin jetzt blind und schon lange nicht mehr der geachtete Kultivator der ich vor lange Zeit gewesen bin."

„Wieso habt Ihr Eure Augen nicht einfach heilen lassen?", fragte Stefanie nach, ohne darüber nach zu denken. Schon als sie die Wort aussprach taten sie ihr leid und sie könnte sich für diese unsensible Frage selbst ohrfeigen. „Ich bin bei einigen Alchemisten gewesen, doch keiner von ihnen hatte mir helfen können. Irgendwann hatte ich nicht mehr die Mittel um einen hochrangigen Alchemisten bezahlen zu können und so bin ich hier gelandet."

Was für eine traurige Geschichte. Gerade wenn man bedachte, dass dieser Mann ein Kultivator der fortgeschrittenen siebten Qi Stufe war. Der mächtigste Kultivator in diesem Land war gerade mal in der mittleren fünften Qi Stufe und schon so alt, dass er wohl nicht mehr viele Durchbrüche in diesem Leben schaffen wird.

„Was würdet Ihr sagen, wenn ich Euch anbiete, Eure Augen für Euch zu heilen?", fragte Stefanie mit leiser Stimme nach, damit die Verkäufer der Nachbarstände sie nicht hören konnten.

Fassungslos klappte David die Kinnlade herunter, als er die Worte des jungen Mädchens vernahm. Er hatte Jahrzehnte lang alles in seiner Macht stehende versucht, um jemanden zu finden, der ihm sein Augenlicht zurück geben konnte und nun, da er die Hoffnung schon vollkommen aufgegeben hatte, kam jemand der sagte, er könne ihn heilen?

„Ihr scherzt auch nicht auf kosten dieses alten Mannes, ehernwerte Dame?", fragte er mit gefühlsgeschwängerter Stimme nach. Stefanie lächelte und antwortete: „Ich habe keinen Grund Euch zu belügen, ehrbarer Kultivator. Allerdings hätte ich eine Bedingung die ich an Eure Heilung knüpfen möchte. Gebt mir fünf Jahre. Ich möchte, dass Ihr mir fünf Jahre schenkt und in dieser Zeit einige Männer und Frauen ausbildet."

Mehr nicht? Sie wollte nur, dass er ein Ausbilder für eine beschränkte Zeit wurde? „Ich würde Euch auch dieses ganze Leben verschreiben, wenn Ihr mir nur mein Augenlicht zurück geben könnt.", sagte er während er sich verbeugte und dabei seine Stirn fest auf den Boden drückte.

Schnell hockte sich Stefanie zu ihm hinunter und zog ihn wieder auf die Beine. „Ich möchte Euer Leben nicht. Nur einige Jahre als Ausbilder, damit meine Leute lernen sich verteidigen zu können. Ich werde Euch und ihnen auch alles Nötige dafür zur Verfügung stellen. Ihr müsst also nicht einmal auf Eure eigenen Kampftechniken zurück greifen."

David konnte einfach nicht fassen, was er da hörte. Wenn diese junge Frau, der Stimme nach zumindest, all dies zur Verfügung hatte, wofür würde sie ihn dann noch brauchen? Andererseits war dies auch nicht sein Problem. Dies könnte für ihn die letzte Möglichkeit sein, je wieder sehen zu können. „Ich verspreche, mich die nächsten fünf Jahre in Euren Dienst zu stellen, wenn Ihr es schafft meine Augen zu heilen."

Stefanie war glücklich mit diesem Ausgang. Sorgen, da er so mächtig war, machte sie sich nicht. Ihr Phönix und Christinas Dache befanden sich schon auf der achten Qi Stufe und würden sie beschützen können, sollte dieser alte Mann auf die Idee kommen, sie zu betrügen.

„Gut, dann wartet hier auch mich. Ich bin gerade erst angekommen und möchte mich noch in Ruhe umsehen und noch einige Steine kaufen. Wenn ich mit meinen Erledigungen fertig bin, werde ich zurück kommen und Euch abholen."

Der alte Mann bestätigte noch verstanden zu haben, bevor Stefanie sich mit Jens wieder auf den Weg machte. Sie erstand noch einige Brocken, doch sie musste enttäuscht feststellen, dass sie weniger Spiritsteine entdeckt hatte, als sie vermutet hatte und das obwohl sie schon seit drei Stunden mit Jens durch diese Halle lief.

„Gibt es hier nicht vielleicht noch eine versteckte Stelle, bei der es teurere Steine zu kaufen gibt, weil die Wahrscheinlichkeit dass sich darin Spiritsteine befinden höher ist?", fragte sie an ihren Führer gewand.

Jens zog unangenehm berührt seine schmalen Schultern hinauf und sah beschämt auf den Boden. „Ehrlich gesagt, war ich noch nie auf diesem Markt und kenne mich hier nicht aus.", sagte er dann mit beinahe tonloser Stimme.

Stefanie lächelte und zog ihn dann einfach weiter, während sie sich aufmerksam die Menschen in dieser Halle ansah. Sie entdeckte ein kleines Mädchen, welches in einer Ecke stand und immer wieder versuchte reich aussehende Kunden anzusprechen, doch dann immer wieder ihren Mund schloss, da sie sich anscheinen nicht traute zu sprechen.

Stefanie führen Jens zu dem Mädchen und hockte sich dann vor sie. Die Kleine war höchstens 10 Jahre alt und man sah ihr an, dass sie einmal eine Schönheit werden würde, wenn sie erst einmal erwachsen war und ihren Babyspeck verloren hatte. „Weißt du vielleicht wo wir hier hochwertige Steine finden können, bei denen die Chancen einen Spiritstein zu finden höher sind? Ich würde dich für deine Hilfe auch bezahlen."

Wieder sprach Stefanie mit einer samtweichen Stimme und schien so das Vertrauen des kleinen Mädchens zu wecken. Mit strahlenden Augen nickte sie ganz aufgeregt, was ihre Haare die zu zwei Hasenohren hochgebunden waren, hüpfen ließ. „Gut, dann zeig uns mal den Weg."

Sofort eilte die Kleine voraus, durch die Menge und brachte sie an den Rand der Halle, an dem sich eine kleine Tür befand, vor der wieder einmal zwei Wachen standen. Genervt seufzend besah sie sich die Männer, ergab sich ihres Schicksals und trat dann entschlossen auf sie zu. „Was kostet es mich mit meinen zwei Begleitern hinter diese Tür treten zu dürfen?", fragte sie mit fester kalter Stimme.

Genau wurde sie von den Wachen gemustert, bevor sich einer dazu hinab ließ ihr zu antworten. „1.000 Goldmünzen pro Person oder eine rote Pille für euch drei."

Gerade so konnte Stefanie es verhindern harsch die Luft einzusaugen. Es war nicht so als hätte sie das Geld oder diese eine Pille nicht, doch so viel zu bezahlen und das dafür, einfach nur in einen anderen Raum treten zu können und da hatte sie noch nicht einmal irgendetwas gekauft.

Jens hatte sich weniger im Griff er keuchte erschrocken auf und blickte dann abwartend zu Stefanie auf. Er war sich nicht sicher was diese Frau tun würde. Sie war so anders, als alle Menschen denen er in seinem bisherigen Leben begegnet war. Doch er konnte nicht bestreiten, dass er sie bewunderte.

Geschlagen seufzte Stefanie im Herzen und drückte kurz beruhigend Jens' Hand. „Gibt es irgendeine Pille die euer Herr bevorzugt? Irgendeine bestimmte die er gerade braucht?"

Sie war für die Spiritsteine gekommen, die waren wesentlich wichtiger und auch seltener als Pillen. Zumindest für die Schwestern, da sie Alchemisten waren. Also musste Stefanie auf die andere Seite dieser Tür kommen und alle kaufen die sie finden konnte. Hoffentlich würde sie dann erst einmal ein wenig Ruhe haben. Dieser Tag laugte sie aus und sie wollte einfach nur ihre Ruhe haben.

Schon in der alten Welt war sie nicht sonderlich oft unter Leute gegangen und Menschenaufläufe hatte sie die letzten Jahre so gut es ging vermieden. Seit sie vor einem halben Jahr in dieser Welt gekommen war, hatte sie außer ihrer Schwester keinen anderen Menschen gesehen. Jetzt in so einer Masse zu stehen und sich mit solchen Opportunisten herum schlagen zu müssen, machte es ihr nicht leichter diese Situation zu meistern.

Gemeinsam mit meiner Schwester in einer fremden WeltWhere stories live. Discover now