Kapitel 23

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„Wenn eure Vorgängerinnen eines unnatürlichen Todes gestorben sind und nur mit Widerwillen diese Welt verlassen haben, dann befindet sich noch immer Groll in ihren Körpern. Euch wird der Körper von Christina Wünsch erst wirklich gehören, wenn Ihr sie rächen und damit den Groll auslöschen könnt."

Christinas Kopf flog in die Richtung des blinden Mannes und endlich hatte sie die Antwort auf die Frage, weshalb sie so starke negative Gefühle für die Familie ihrer Vorgängerin hegte, obwohl sie ihr persönlich gar nichts angetan hatten. Es handelte sich dabei also um die verbleibenden Gefühle der ursprünglichen Christina.

Erleichtert seufzte sie auf, endlich eine Antwort auf ihre Probleme gefunden zu haben. „Was würde passieren, wenn ich diesen Groll nicht auslöschen kann?", fragte sie in neutralem Ton nach. Man konnte nicht sagen, ob sie diese Frage stellte, da sie ihre Vorgängerin nicht rächen wollte oder einfach nur um sicher zu gehen.

„Eure Seele wird mit der Zeit immer größere Schwierigkeiten haben sich an diesen Körper zu binden und irgendwann wird sie sich nicht mehr halten können. Wenn Ihr bis dahin nicht erlernt habt einen neuen Körper zu besetzen, dann wir Eure Seele verschwinden."

Damit stand ihr Entschluss wohl endgültig fest. Sie würde an dem Haus Wünsch für Christina Wünsch Rache üben und so ihren Groll loswerden. Sie wollte nicht sterben und hatte auch nicht vor einen neuen Körper zu übernehmen. Damit hätte sie nur wieder die Probleme eines anderen am Hals und einen lebenden Menschen zu übernehmen kam für sie nicht in Frage.

Ganz zu schweigen, dass ihr dieser Körper gefiel und sie viel Zeit und Mühe in ihn gesteckt hatte, um seine Kultivierung aufzubauen und zu steigern.

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„Und wie ist es? Habt Ihr große Schmerzen?", fragte Stefanie mit weicher Stimme nach, als sie David vorsichtig aus der Hütte führte und ihm so dem Licht aussetzte. Die Operation war nun schon 14 Tage her, die Genesungszeit war dann doch länger gewesen, als anfangs von ihr angenommen.

Doch nun waren sie endlich soweit ihm alltägliche Reize aussetzen zu können, ohne seinen Sehnerv zu überanstrengen. Wahrscheinlich wird David die nächsten Stunden, noch etwas Probleme haben und vielleicht auch etwas verschwommen sehen, doch dann sollte ihre Behandlung abgeschlossen und erfolgreich gewesen sein.

David kniff die Augen zusammen und ein stechender Schmerz zog sich angefangen bei seinen Augen, bis zu seinem Gehirn. Trotzdem ignorierte er ihn, als er erkannte, dass er das Grün der Wiese, das Blau des Himmels und das Weiß der Wolken sehen konnte.

Hysterisch begann er zu lachen und konnte es einfach nicht zurück halten. Noch nie in seinem gesamten Leben war er so von Glück erfüllt gewesen, wie in diesem einen Augenblick. Tränen rannen ihm das Gesicht hinab und er musste in die Knie gehen, da seine Beine schwach wurden.

Nie hatte er es für möglich gehalten den Anblick der Welt noch einmal mit seinen eigenen Augen wahrnehmen zu können. Hatte den Gedanken wieder ein geachteter Kultivator zu sein vollkommen aufgegeben, doch nun war dies nicht mehr unmöglich. Er konnte wieder von vorn beginnen, konnte wieder zu alter Größe aufsteigen und dies hatte er Stefanie, einem jungen Mädchen, zu verdanken.

Er verbeugte sich vor ihr, seine Stirn fest auf den Boden gedrückt. „Nie werden ich Euch die Gnade, die Ihr mir zu Teil werden lassen habt, zurück zahlen können. Von dem heutigen Tag an, gehört mein Leben Euch"

Stefanie wusste nicht wirklich wie sie auf diesen Ausbruch reagieren sollte, also ging sie schnell zu David und half ihm eilig wieder auf die Beine. „Wir haben vor zwei Wochen auf dem Steinwettmarkt eine Abmachung getroffen und ich habe meinen Teil erfüllt, solange Ihr Euch an Euren haltet, gibt es keinen Grund für einen solchen Dank."

Davids Augen waren noch immer etwas verschwommen, doch langsam klarte seine Sicht auf. Als er jedoch seine Wohltäterin ansah, schloss er sofort wieder seine Lider und sein Kopf wurde rot wie eine Tomate. Beschämt senkte er das Haupt. „Ich bitte um Entschuldigung."

Stefanie verstand im ersten Moment nicht, was David plötzlich für ein Problem hatte, bis es ihr plötzlich aufging. Nun wurden auch ihre Wangen etwas rosiger, doch sie fing sich schnell wieder, sie wollte sich von den Traditionen und Regeln dieser Welt nicht zu sehr beeinflussen lassen.

„Kein Grund für eine Entschuldigung. Ihr solltet Euch an diesen Anblick besser früher als später gewöhnen. Wenn Christina und ich trainieren, tragen wir immer solche Kleidung und da Ihr gemeinsam mit uns erst einmal in dieser Dimension leben werdet, werdet Ihr uns noch öfter so zu Gesicht bekommen."

Davids Kopf flog nach oben, doch noch immer hielt er seine Augen fest geschlossen. Dies hielten die Schwestern für angebrachte Trainingskleidung? Aus was für einer verrückten Welt kamen sie nur, dass es für Frauen in Ordnung war, so viel ihres Körpers Preis zu geben?

Stefanie lachte auf und sah an sich hinab. Sie trug kurze Shorts, die ihre Beine vollkommen unbedeckt ließ und ein enges Shirt mit Spagettiträgern. Es war bequem und es gab keinen nervigen Stoff der sie in ihren Bewegungen einschränken könnte. Sie hielt dies eigentlich für die perfekte Kleidung fürs Training, doch sie verstand natürlich auch die Sicht, die David auf ihr Outfit hatte.

In dieser „alten" Welt, mit all seinen Traditionen und Ansichten, gerade was Frauen belangte, würden sich nicht einmal Prostituierte so freizügig anziehen. Allerdings würden Stefanie und Christina sich nur „angemessen" kleiden, wenn sie ihre Dimensionen verließen.

„Verstanden, wenn Ihr lieber weiterhin nichts sehend herum laufen wollt, dann werde ich Euch nicht zwingen, die Augen wieder zu öffnen. Doch begleitet mich doch bitte zum Trainingsgelände, damit Ihr Euch die Fortschritte von Stefanus und den Kindern anschauen könnt, immerhin wird es ab heute Eure Aufgabe sein, sie auszubilden."

Stefanie drehte sich um und begann in Richtung Trainingsgelände zu laufen. David folgte ihr, doch als sie sich umdrehte, sah sie, dass er seine Augen noch immer fest verschlossen hatte. Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen.

„Wir haben ihnen Atmungstechniken heraus gesucht, die zu ihrer körperlichen Konstitution passen und sie haben es alle geschafft in die niedrige erste Qi Stufe einzutreten. Wie es scheint habe ich ein gutes Auge für Talente.", sagte Stefanie und lachte dann unbeschwert. Sie selbst hätte nie damit gerechnet, dass gerade die Drei die sie mehr zufällig ausgesucht hatte, so viel versprechend waren.

Auch David staunte nicht schlecht als er den Worten seiner Herrin folgte. In gerade Mal 14 Tagen hatten die Anderen es geschafft in die Welt eines Kultivators zu treten. Dies war keine einfache Sache, Kinder begannen normalerweise im Alter von vier ihre Kultivierung und es dauert im Durchschnitt ein Jahr bis sie es schafften das Qi um sich herum überhaupt zu sammeln.

Gemeinsam mit meiner Schwester in einer fremden WeltWhere stories live. Discover now