Kapitel 12: London im Winter

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Die nächsten zwei Tage vergingen wie im Flug. Albus genoss seine Zeit mit seinem besten Freund und tatsächlich waren sich die beiden so nah wie noch nie. Endlich konnten sie reden über was auch immer sie wollten ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass es jemand mithörte. Und auch Scorpius' Vater fühlte Albus sich näher als er sich je hätte vorstellen können, vor allem wenn man bedachte wie sehr sich ihre Eltern verabscheut hatten. Ganz im Gegensatz dazu war Mr. Malfoy eine sehr angenehme Gesellschaft, wenn er die Zeit mit seinem Sohn und dessen bestem Freund verbrachte. Deswegen hatte Albus auch ein Geschenk für Mr. Malfoy besorgt, das er ihm am letzten Tag im Manor, dem 24. Dezember überreichte. Albus hatte nie gedacht, dass sich jemand so sehr über eine Kleinigkeit wie diese freuen konnte (vor allem nicht, wenn man so reich war wie die Malfoys und sich theoretisch alles leisten konnte). Nach einem ausgiebigen Mittagessen packten Albus und Scorpius ihre Sachen. Während sie nach Muggelart Stück für Stück in ihre Koffer räumten, sagte Scorpius plötzlich: „Danke, Al". Überrascht sah Albus auf und zu seinem besten Freund. Dieser sah aus dem Fenster auf die schneebedeckten Wiesen. „Weißt du...naja Dad bekommt nicht oft Sachen einfach so geschenkt..viele mögen ihn nicht oder denken, er ist genauso wie Grandpa. Oder wie er früher in der Schule war." Albus ging zu ihm und umarmte ihn fest. Er spürte wie angespannt Scorpius war, wie fast immer in der letzten Zeit, doch dann entspannte Scorpius sich und lehnte sich gegen Albus. „Scorp, ich hab das gemacht weil ich es wollte und weil dein Vater wirklich toll ist." Scorpius lächelte bei seinen Worten. „Meinst du, Al?" „Und wie!" Er dachte an seine eigenen Eltern, seine Mutter, die so großherzig war, dich immer um alles und jeden kümmerte und trotzdem nie Zeit für ihn hatte. Oder seinen Vater, der berühmte Harry Potter, in dessen Schatten er immer stehen würde und der vor lauter Arbeit kaum Zeit für seine Familie hatte. Falls er dann doch mal Zeit hatte, dann meistens für James, Albus' Bruder. Manchmal auch für Lily. Selten für Albus. Er konnte es ihm nicht verübeln. Albus war früher oft traurig gewesen deswegen und hatte sich gefragt, ob sein Vater ihn hasste. Mittlerweile wusste er, dass sein Vater ihn doch irgendwo liebte, aber dass er wohl einfach nicht wusste, wie er mit seinem seltsamen Kind umgehen sollte. Denn er war das schwarze Schaf der Familie. Seufzend ließ er Scorpius los und drehte sich zu seinem Koffer, den er mit Gewalt zuquetschte. Erwartungsvoll sah er zu seinem besten Freund, der ihn zu seiner Überraschung anstarrte und rot werdend weg sah. „Bist du fertig, Scorp?", fragte er und beschloss sich nichts dabei zu denken. Bestimmt war dieser wie üblich in Gedanken gewesen und Albus hatte ihn unterbrochen. Scorpius, immer noch rot, nickte schnell. Sie nahmen ihre Koffer (auf Zaubererart) mit nach unten, wo Mr. Malfoy schon auf sie wartete. Er saß allein am Feuer und sah auf. „Na, kann es losgehen?", fragte er lächelnd. Albus bewunderte Mr. Malfoy dafür. Sein Sohn würde weg sein und er war damit ganz allein an Weihnachten, aber er freute sich immer noch für Scorpius. Die beiden Jungen stimmten zu und es dauerte nicht lange, bis sie vor dem Grimmauldplatz Nr.12 standen. Albus war immer noch geschockt vom Apparieren (irgendwann musste diese Übelkeit doch mal nachlassen!), doch Scorpius sah sich staunend um. Albus wusste nicht, was an einer kleinen Londoner Straße so interessant sein sollte, vor allem im Vergleich zu dem Malfoy Manor, doch Scorpius saugte den Anblick in sich auf. Zugegeben, es war schön. Nicht so magisch, wie die verschneiten Wiesen des Manors, das kalte, frostige Wetter und der wolkenverhangene Himmel waren eine Ästhetik für sich. Auch wenn es kalt war, lag in London selten Schnee, Albus vermutete, dass es daran lag, dass der Boden zu warm war. Er drehte sich zu Scorpius und fragte: „Sollen wir?" Scorpius drehte sich zu seinem Vater und umarmte ihn und Albus, etwas überrascht, wurde zum wiederholten von Mr. Malfoy herzlich umarmt. „Bis dann, Jungs", meinte Scorpius Vater und Disapparierte mit einem kleinen Winken. Scorpius folgte seinem besten Freund die Treppen hoch zur Tür. Noch bevor sie klingeln konnten, wurde die Tür von einem rothaarigen Mädchen aufgerissen, Albus' Schwester Lily. „Sie sind daaaaaaa", brüllte diese durchs Haus. Scorpius sah aus, als wäre er dezent geschockt. Daraufhin streckte Albus Mutter ihren Kopf durch die Küchentür hinaus in den Gang. „Scorpius, Albus, kommt doch rein." Mit einem Wink ihres Zauberstabs schloss sie die Tür hinter ihnen. „Seid ihr gut angekommen?", fragte sie und bat die beiden weiter herein...naja, vor allem Scorpius, weil Albus kannte sich ja aus. Nachdem Mrs. Potter erklärt hatte, dass James in seinem Zimmer sei, führte Albus seinen besten Freund die Treppe nach oben. Das Haus war relativ schmal, doch ein getarntes Zaubererhaus in London war nicht leicht zu bekommen. Trotz der Größe wirkte es sehr gemütlich. Sie liefen an unzähligen Türen vorbei, Albus benannte sie ab und an als „Lily's Zimmer, „James' Zimmer...Pssssh wir sollten besser nicht so laut sein" und das „Elternschlafzimmer" sowie das „Bad". Schlussendlich standen sie vor der Tür von Albus' Zimmer. Gespannt lehnte sich Scorpius nach vorn, als sein bester Freund die Tür öffnete. Das Zimmer war klein, aber trotzdem urgemütlich mit einer Tonne Quidditch und Hogwarts-Haus Deko. An den Wänden hingen Bilder von verschiedenen Quidditch-Mannschaften und es waren viele grüne Akzente verteilt. Seufzend ließ Albus sich auf sein Bett fallen während er Scorp beobachtete. Dieser schien nicht richtig zu wissen, was er machen sollte und stand mehr oder weniger einfach herum. Irgendwann fing Albus an zu lachen. „Was machst du da, Scorp?" „Eh....dein Zimmer ist fantastisch, Al!", platzte es aus seinem besten Freund heraus und er ließ sich endlich neben Albus auf das Bett fallen. „Ach was..", meinte Al verlegen. Sein Zimmer war doch nichts Besonderes, vor allem nicht im Gegensatz zu Scorpius' großem, einladend aussehenden Raum. „Doch, dein Zimmer ist toll!" Die beiden kabbelten noch eine Weile und irgendwann pieksten und kitzelten sie sich gegenseitig (und bekamen einen Lachkrampf, der sie zu Tränen rührte), bis plötzlich die Tür aufgerissen wurde.

Scorbus (Albus & Scorpius)Where stories live. Discover now