Kapitel 22: Alles wie immer...oder auch nicht

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Da sie zuerst auf die Erlaubnis warten mussten, dass Albus die Krankenstation verlassen durfte, nistete Scorpius sich bei Albus im Krankenzimmer ein. Obwohl eigentlich ein Schultag war, musste Albus nicht in den Unterricht gehen und auch Scorpius durfte an diesem Tag fehlen. Stattdessen hatte Scorpius ein paar Leckereien mitgebracht, neben ihnen lag ein Stapel Bücher den Scorpius herangeschleppt hatte, als er auf Essenssuche gewesen war. Albus konnte sich nicht helfen, doch er fühlte sich zwischendurch immer wieder komisch. Die ganze Situation war im Grunde immer noch surreal für ihn. Scorpius war wieder sein bester Freund - und doch war Albus nicht glücklich. Nicht so wie früher. Jedes Mal, wenn Scorpius und er sich ausversehen berührten, hatte er das Gefühl, diese Stelle würde brennen. Ein Schaudern rannte durch Al, und Sccorpius fragte sogleich, ob alles in Ordnung wäre oder ob ihm kalt sei. Weil sich in seinem Kopf keine andere Erklärungsmöglichkeit befand, stimmte Albus ihm zu. Zögerlich lächelte Scorpius und legte einen Arm um Albus, wodurch sie sich unweigerlich näher kamen. Die Wärme half jedoch nicht dabei, ein erneutes Schaudern zu verhindern, dennoch kuschelte sich Albus unauffällig an ihn...naja, er versuchte es unauffällig, was allerdings eher weniger gelang, doch Scorpius schien es nicht zu stören. Stattdessen atmete dieser tief durch, bevor er schließlich fragte: „Al, ist es jetzt besser?" Albus nickte nur lächelnd. Immer noch erschöpft von der ganzen Situation dauerte es nicht lange, bis ihm die Augen zufielen und er schlummerte.

Als Albus das nächste Mal wach wurde, war es schon dämmrig. Noch leicht schläfrig blinzelte er, um etwas klarer sehen zu können. Scorpius saß neben ihm und zuerst dachte Albus, dass sein bester Freund typischerweise die Nase in einem Buch vergraben hatte, doch dann bewiesen der ruhige Atem und die Haltung Albus etwas anderes. Schmunzelnd versuchte er Scorpius vorsichtig das Buch aus der Hand zu nehmen, doch als würde Scorpius es fühlen, bewegte er sich und blinzelte genauso verschlafen wie Albus zuvor. „Mhm, wie viel Uhr ist es?" „Ehm keine Ahnung, abends schätze ich", erwiderte Albus, bevor ihm plötzlich die Erlaubnis einfiel. „Mist, Scorpius, wir sollten doch auf die Erlaubnis warten." „Oh", gab Scorpius errötend zurück, „ich glaube, wir haben beide geschlafen." „Mhm", stimmte ihm Albus zu, bevor er sich aufrappelte. „Ich schau mal nach, ob jemand da ist." Schnell ging Albus vor die Tür, und lehnte sich von außen dagegen, darauf bedacht, sein rasendes Herz zu beruhigen. Was war denn nur los mit ihm? Es war immer noch Scorpius, immer noch er, aber es war einfach falsch. Scorpius und er waren Freunde und das war alles, das sie je sein würden. Albus konnte es nicht glauben, dass er plötzlich solche Gedanken zuließ. Er hatte sich vehement dagegen gesträubt, es sich einzugestehen, aber...er wollte nicht, dass es so war wie früher. Als Scorpius begonnen hatte, ihn zu ignorieren hatte es Albus hart getroffen, aber er hatte gedacht, dass es normal war, wenn man traurig war eine Freundschaft zu verlieren. Doch im Grunde...hatte es nicht schon vorher angefangen? Scorpius' ewiges und elendiges Geschwärme über Rose. Al hatte gedacht, dass er es einfach hasste, weil es nervig war und nicht...weil es so verdammt weh tat. Weil er so verdammt wenig von den Schwärmereien der anderen Jungs hielt. Er hatte nie nachvollziehen können, was so toll an Mädchen war. Aber Scorpius im Gegensatz dazu...nicht, dass er je viel über Mädchen geredet hatte...naja, bis auf Rose. Davor war Scorpius immer nur tiefrot angelaufen, was bei seiner hellen Haut natürlich sofort auffiel. Genervt schob Albus den Gedanken beiseite, um endlich seine Erlaubnis abzuholen. Kurze Zeit später kehrte Albus erfolgreich zurück. So zu tun, als ginge es ihm blended, war seine Spezialität, doch auf einmal fühlte er sich so ausgelaugt innerlich. Er atmete tief ein bevor er ins Krankenzimmer ging. Scorpius sah von seinem Buch auf und lächelte, doch Albus sah ihn kaum an. "Al?", Scorpius klang besogt. "Wir können zurück", gab Albus knapp von sich, während er nach seinen Sachen griff. "Albus..." Scorpius klang mehr als besorgt, doch Albus wusste nicht, was er sagen sollte, daher ignorierte er ihn. "Albus Severus Potter!" Endlich sah Al auf, aber auch nur weil Scorpius' Finger sich in seinen Arm krallten. Schnell ließ Scorpius etwas lockerer. "Al, was ist los?" Albus biss die Zähne zusammen. "Lass los", erwiderte er nur regungslos. Scorpius schluckte. "Werde ich nicht...Al, sag mir bitte was los ist..." Albus' Arm schien zu brennen an der Stelle, an der Scorpius ihn festhielt. "Lass los", wiederholte er nur stumpf und wollte weitergehen. Scorpius hielt ihn fester. "Al, bitte. Ich weiß, dass ich dumm war..ich weiß, dass ich alles falsch gemacht habe..." Mit einem Ruck machte Albus sich los und lachte traurig. "Ich glaube nicht, dass ich noch mit dir befreundet sein kann, Scorpius Malfoy". Dann drehte er sich um und verließ den Raum, sein Herz so schnell schlagend, dass es aus seinem Körper springen wollen zu schien. Scorpius Malfoy, warum? Warum ausgerechnet du?

Es war schon spät, als Albus sich endlich wieder in ihrem Zimmer eingerichtet hatte. Seine Mitschüler hatten sich gefreut, ihn zu sehen, vor allem nach den ganzen Gerüchten, die sich ausgebreitet hatten wie ein Lauffeuer. "Und Malfoy hat wirklich Alarm geschlagen?", wollte ein Slytherin wissen. Albus nickte zögerlich. So wie ihre Freundschaft überall bekannt gewesen war, so war auch der Bruch dieser bald herumgegangen. "Wenn man vom Teufel spricht, wo ist Malfoy eigentlich?", fragte ein anderer. "Keine Ahnung, ist ja auch egal", meinte Albus und drehte sich weg, früh genug um Scorpius' Blick am Eingang des Gemeinschaftsraumes zu sehen, der ihn direkt ansah, bevor Scorpius sich umdrehte und ging. Sich plötzlich schlecht fühlend verabschiedete sich Al. "Ich geh dann mal schlafen", hatte er gemeint und sich von dannen gemacht, nachdem ihm alle eine gute Nacht gewünscht hatten. Als Albus in den Schlafsaal kam, waren die Vorhänge von Scorpius' Bett schon zugezogen gewesen. Albus hatte sich fertig gemacht und war in sein Bett gefallen, doch schlafen konnte er nicht. Die Zeit verging und als der nächste Tag anbrach, hatte Albus die Augen noch kein einziges Mal zugemacht.

Scorbus (Albus & Scorpius)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt